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Halskettenraub in KölnTäter gesteht brutale Überfälle – Seniorin traumatisiert

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Landgericht Köln

Das Landgericht Köln

Ein Halskettenräuber, der nun vor Gericht steht, räumt brutale Überfälle auf zwei ältere Frauen ein. Beide Opfer leiden noch immer unter den Folgen der Gewalt.

Die 86-Jährige kam zurück vom Einkauf. Als sie auf ihren Rollator gestützt nach der Post sehen wollte, sprühte ihr plötzlich ein Mann Pfefferspray ins Gesicht. Anschließend riss er ihr die goldene Halskette vom Hals und flüchtete. Doch die Frau schrie um Hilfe und alarmierte Passanten jagten dem Täter hinterher, stellen ihn und machten ihn dingfest. Seit Dienstag steht der 33-jährige Täter unter anderem wegen schweren Raubs vor dem Landgericht. Das 86-jährige Opfer bekundete im Zeugenstand: „Ich war nachher nervlich fertig. Ich hatte innere Unruhe.“ Das sei auch heute noch so, wenn sie alleine unterwegs sei: „Ich bin seitdem sehr, sehr schreckhaft. Ich gucke mich immer um, ob keiner kommt“, sagte die 86-Jährige weiter.

Halskettenraub in Köln: Seniorin traumatisiert

Neben der Tat vom Juni 2024 zu Lasten der 86-Jährigen, wird dem 33-Jährigen noch ein weiterer Halsketten-Raub zum Nachteil einer 79-Jährigen vorgeworfen. In diesem Fall näherte sich der Angeklagte der Frau, als sie gerade nach ihrem Schlüssel suchte, um ins Haus zu kommen. Der 33-Jährige sei an sie herangetreten und habe gefragt, wie er zur Mülheimer Straße gelange. Dann soll er aus dem Nichts nach der Halskette der Frau gegriffen und sie ihr vom Hals gerissen haben. Laut Anklage der Staatsanwaltschaft soll die Kette einen Wert von 200 Euro gehabt haben. Neben dem Schock erlitt die Seniorin einen Striemen am Hals. Bis soll die Frau unter der Tat leiden. Auf Antrag ihrer Anwältin, Funda Biçakoglu, soll die 79-Jährige in der kommenden Woche nur per Videoschaltung vernommen werden. Es sei ihrer hochbetagten und traumatisierten Mandantin nicht zuzumuten, dass sie sich in einem Raum mit dem Angeklagten aufhalte.

Halskettenraub in Köln: 258 Euro für Kette bekommen

Der Angeklagte räumte über eine Erklärung seiner Verteidigerin Isabell Schemmel die Taten gegen die beiden Seniorinnen umfassend ein. Ihr Mandant, der von Heroin abhängig sei, sei auf Entzug gewesen und habe unter Suchtdruck gehandelt. Ein dem 33-Jährigen ebenfalls vorgeworfener Handel mit Drogen im Mai 2023 bestritt der Mann. Den Besitz von Heroin und Kokain räume er aber ein. Zur Erklärung sagte Schemmel: „Die Drogen waren für den Eigenkonsum und nicht für den Weiterverkauf gedacht.“

Vorbestraft ist der Mann ebenfalls —, und zwar nicht unerheblich. Und wie auch in den nun angeklagten Taten hatte der Mann auch schon damals eine Schwäche für schwächere respektive betagte Opfer. Im Mai 2017 hatte ihn das Amtsgericht Köln erstmals verurteilt, weil er damals einer Frau (69) eine Halskette vom Hals gerissen hatte. Unmittelbar nach der Tat hatte er die Kette bei einem Juwelier am Wiener Platz für 258 Euro weiterverkauft. Zudem hatte er zwischen 2018 und 2022 wiederholt schlafende Fahrgäste in S-Bahnen und Regionalzügen in Köln, Bergisch Gladbach und Düsseldorf bestohlen und ihnen Handys oder Geldbörsen zum Teil aus den Hosentaschen heraus entwendet. Der 33-Jährige hat schon mehrere Haftstrafen verbüßt. In Zusammenhang mit einer Welle von Halsketten-Raubtaten vom vergangenen Sommer, steht der Angeklagte hingegen nicht. Damals hatten wiederholt Kinder und Jugendliche, die als unbegleitete Flüchtlinge in Köln untergebracht waren, Seniorinnen und Senioren am Eigelstein, Ebertplatz, Agnesviertel überfallen. Die Fälle sorgten für Unruhe im Veedel. Der Prozess wird fortgesetzt.