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Häuser mit HistorieEin eigenes Druckhaus in Deutz für die SPD

Lesezeit 3 Minuten
Das Deutzer Druckhaus heutzutage mit einer Straßenkreuzung im Vordergrund.

Das Deutzer Druckhaus wurde nach der Machtergreifung von den Nationalsozialisten beschlagnahmt.

In unserer Serie „Häuser mit Historie“ schauen wir auf Bauten im Schatten des Doms. Dieses Mal geht es um das Deutzer Druckhaus.

Als die Nationalsozialisten 1933 an die Macht kamen und eine Unterkunft für die westdeutsche Version ihrer Propagandazeitung Völkischer Beobachter benötigten, fiel ihr Blick gen Deutz, wo die SPD erst am 1. Mai 1932 das August-Bebel-Haus eröffnet hatte.

Hier, unweit von Bebels Geburtshaus, den etwa 20 Jahre zuvor abgerissenen Kasematten von Deutz, hatten die Sozialdemokraten ihre Verlage und Druckereien untergebracht. Dass die SPD traditionell diverse eigene Verlage unterhielt, lag an den sogenannten Sozialistengesetzen vom Oktober 1878, nach denen nicht nur sozialistische Vereine, sondern auch alle Zeitungen und Zeitschriften mit sozialdemokratischen Bestrebungen verboten wurden.

In Zeitungen kam die SPD für ihren Geschmack zu wenig vor

Als die Repressionen dann 1890 endeten, hieß das nicht, dass die Partei auch in der Lage gewesen wäre, agitatorisch tätig zu werden. Wirte hatten Angst oder Vorbehalte, Versammlungsräume zur Verfügung zu stellen, und viele Druckereien trauten sich nicht, Flugblätter der Partei zu produzieren. In den etablierten Zeitungen kam die SPD nicht in der von ihr gewünschten Form vor.

Also wurde Geld gesammelt, um damit Zeitungen herauszugeben, Druckereien aufzubauen und Parteihäuser für Zusammenkünfte zu finanzieren. Als die Kölner Räumlichkeiten des SPD-Organs Rheinische Zeitung am Ursulaplatz aus allen Nähten platzten, verfügte man somit über die nötigen Mittel, um an der Deutz-Kalker-Straße ein 2200 Quadratmeter großes Grundstück zu erwerben, wo nach Plänen des Kölner Architekten Hans Hagelüken ein modernes Druckereigebäude entstehen sollte.

„Ein Bollwerk der Arbeiterschaft“

Die Kölner SPD versprach sich nicht wenig vom viergeschossigen kubischen Flachdachbau mit Attikageschoss, an den sich ein zweigeschossiger niedriger Bau anschloss. „Das August-Bebel-Haus wird nicht nur eine Zierde des rechtsrheinischen, sondern des ganzen Köln sein“, verspricht die Rheinische Zeitung anlässlich der Grundsteinlegung ihres neuen Hauptsitzes am 13. August 1930.

„Es wird ein Bollwerk der Arbeiterschaft, eine Trutzburg sein, die Zeugnis ablegen wird für die Kraft und Stärke der Sozialdemokratie.“ Und Jean Meerfeld, der damalige Vorsitzende des SPD-Bezirksvorstandes, verkündete in seiner Festrede: „Dieser Bau soll Hilfe bringen. Indem er der ‚Rheinischen Zeitung‘ das würdige Heim schafft, dessen sie längst bedarf, soll er zugleich Kunde geben von der Macht der rheinischen Sozialdemokratie und der hinter ihr stehenden Arbeitermassen; er soll ein stolzes Wahrzeichen des neuen Geistes im Rheinlande sein, ein Ausdruck des Kulturwillens seiner breiten Volksschichten, ein Ausdruck des Willens zur Befreiung der Arbeiterklasse.“

Beschlagnahmung aller SPD-Besitztümer 1933

Die „starke Festung“, die sich Meerfeld erhoffte, erwies sich jedoch als zu schwach. Im Frühsommer 1933 wurde die SPD abermals verboten und ihr Besitz beschlagnahmt – auch das nagelneue August-Bebel-Haus in Deutz. Dessen Ausstattung war zwar auf dem neuesten Stand der Technik, doch behagte den Nationalsozialisten der Backsteinbau mit seinen expressionistischen Elementen ästhetisch gar nicht.

Sie erhöhten den zentralen Kubus um eine Etage und stockten die niedrigeren Bauteile auf die gleiche Höhe auf. Abschließend verzierten sie den neuen Gebäudeabschluss mit einem Fries, in das Hakenkreuze eingearbeitet waren. Man kann also sagen, die Nationalsozialisten nahmen dem Gebäude zunächst seinen eigenen Charakter und markierten ihn anschließend. Nach dem Krieg waren diese Parteiinsignien nicht gern gesehen und wurden entfernt, allerdings nicht sonderlich effektiv.

Insbesondere bei Regenwetter nahmen die originale und die neue Verfugung unterschiedliche Färbungen an, und die alten Muster schienen durch. Aus dem Druckerei- und Verlagshaus ist heute ein Verwaltungsgebäude geworden.