Golfkrieg 1991Als in Köln der Rosenmontagszug nicht fuhr
Düsseldorf/Köln – Karneval ohne Rosenmontagszüge - unvorstellbar? Vor 25 Jahren gab es das. Wegen des Golfkriegs waren 1991 die großen Umzüge in den Karnevalshochburgen abgesagt worden. „Wir können hier nicht feiern, wenn in der Golfregion Krieg ist“, sei eine weit verbreitete Meinung gewesen, erinnert sich Alexander von Chiari, der damals Zugleiter in Köln war. „Der öffentliche Druck war groß.“
Kurz vor Rosenmontag hatten sich Karnevalsgesellschaften aus ganz Deutschland in Mainz getroffen, um zu beraten. Toni Oestereich, Präsident des „Kostheimer Carneval Vereins“ aus Mainz war damals mit dabei. Nach kontroversen Diskussionen sei die Entscheidung gefallen, die Züge abzusagen. „Für die moralischen Bedenken hatten wir Verständnis“, sagt Oestereich. Dennoch sei die Bestürzung nach der Bekanntgabe der Absage groß gewesen.
Verluste in Millionenhöhe
Die finanziellen Folgen waren für einige Vereine enorm. Nicht nur die Rosenmontagszüge fielen aus, auch zahlreiche Karnevalssitzungen wurden abgesagt. Allein der Verband Badisch-Pfälzischer Karnevalsvereine bezifferte den Verlust auf rund sieben Millionen Mark.
Die Organisatoren der Züge mussten improvisieren. Was passiert mit den fertigen Umzugswagen? Wohin mit den schon gekauften Kamellen? „Die Wagen haben wir mit Folie überzogen und im nächsten Jahr eingesetzt“, sagt von Chiari. Die Süßigkeiten seien in ganz Köln verteilt und auch an Kinderheime gegeben worden.
Die Stimmung war gedrückt
Einige Jecken ließen sich die Laune trotz der ausgefallenen Veranstaltungen am Karnevalswochenende nicht verderben. „Die Leute sind einfach auf die Straße gegangen nach dem Motto: „Wir lassen uns unseren Zug nicht nehmen““, berichtet von Chiari. Es habe sogar spontane Konzerte auf Plätzen in Köln gegeben. Die Stimmung sei allerdings schon etwas gedrückt gewesen. „Es war nicht so wie sonst.“
In vielen Karnevalshochburgen in Nordrhein-Westfalen fiel 1991 der Rosenmontagszug zum zweiten Mal hintereinander aus. Im Jahr zuvor hatte Orkan „Vivian“ mit Windgeschwindigkeiten bis zu 140 Stundenkilometern den Narren einen Strich durch die Rechnung gemacht. In Köln konnte nur ein abgespeckter Zug ohne größere Prunkwagen losziehen, in Düsseldorf fiel der Zug ganz aus. Die Düsseldorfer holten den „Zoch“ im Mai nach, bei Sommertemperaturen. „Karneval noch mal im Mai? Nie mehr!“, hieß es anschließend. (dpa)