Philipp Hein, der Geschäftsführer des Kölner Renn-Vereins, über die Lage der Galopprennbahn in Weidenpesch
Interview mit Galopprennbahn-Chef„Die Einnahmen in Köln reichen nicht“
Der Kölner Renn-Verein befindet sich nach unsanften Jahren mit wirtschaftlichen Sorgen und Corona-Flaute wieder in relativ ruhigem Fahrwasser. Johannes Spätling sprach mit Geschäftsführer Philipp Hein über die bisherige Saison auf der Galopprennbahn, wirtschaftliche Engpässe, kölsche Hoffnungsträger und einen kometenhaften Aufstieg.
Sieben Rennen sind bereits 2023 gelaufen, die Saison befindet sich in der Endphase. Wie bewerten Sie den bisherigen Verlauf?
Wir sind im Frühling gut aus den Startlöchern gekommen, hatten direkt zu Ostern einen fast ausverkauften FC-Renntag. Danach konnten wir das Tempo halten und hatten immer wieder tolle Highlights. Zudem konnten wir an jedem Renntag die geplanten Einnahmen verbuchen.
Wie geht es dem Verein wirtschaftlich?
Wir stehen auf gesunden Füßen, müssen jedoch schauen, dass wir die Renntage wirtschaftlich halten. Wie die meisten Unternehmen sind auch wir mit der Inflation und allgemeiner Kostensteigerung beschäftigt – der finanzielle Aufwand ist nicht mehr zu vergleichen mit 2018 oder 2019. Aber die Besucher honorieren unsere Angebote, die Haupttribüne und VIP-Logen sind zumeist ausverkauft. Dennoch ist natürlich klar: Die Einnahmen reichen nicht, um die Kosten, die sich in den letzten Jahren deutlich erhöht haben, vollständig zu decken. Nur mit einem ausverkauften Haus könnten wir an einem Renntag annähernd schwarze Zahlen schreiben. Wenn man sich die Fixkosten über das ganze Jahr ansieht ist es schwierig, Gewinne zu machen. Vor Corona war es allerdings schon ähnlich. Man hat immer wieder mal einen Renntag, der ins Wasser fällt oder wo es zu heiß ist. Dann fehlen die Zuschauer - so einen Tag muss man dann erstmal wirtschaftlich auffangen. Man darf nicht vergessen, dass wir an den Renntagen bis zu 250 Menschen beschäftigen.
Welche Zahlen machen denn Hoffnung?
Es ist sehr erfreulich, dass wir jährlich gestiegene Wettumsätze verzeichnen können. Im Jahr 2022 hatten wir bereits deutlich höhere Wettumsätze pro Rennen, rund 15 Prozent mehr im Vergleich zu 2019. Und 2023 hatten wir erneut eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr: Wir konnten nochmals 5 Prozent mehr einnehmen.
Wie sehen die Zuschauerzahlen aus, und wie haben sich die Kostensteigerungen auf die Ticketpreise ausgewirkt?
Durchschnittlich kommen rund 10 000 Besucher zu unseren Renntagen. Der besucherstärkste Tag war der FC-Renntag, da waren wir mit fast 14 000 Zuschauern äußerst glücklich. Zum After-Work-Renntag am 8. September kamen 4000 Zuschauer, das ist für eine Nachmittagsveranstaltung auch sehr beachtlich. Was die Ticketpreise angeht, zahlt man für einen Stehplatz 14 Euro im Vorverkauf und 16 an der Tageskasse. Für die Haupttribüne sind es 17 beze 19 Euro, für die Logenplätze 25 Euro. Das war vor Corona natürlich anders – hier waren es 10,50 Euro für einen Stehplatz. Jeder Sportverein muss mit den Bedingungen umgehen. Wir behalten allerdings unsere familienfreundlichen Angebote bei: Bis 6 Jahren zahlen Kinder keinen Eintritt, zwischen 7 und 14 Jahren zahlen unsere jungen Besucher 6 Euro. Und es gibt an jedem Renntag ein kostenloses Familienprogramm.
Wie hat sich der schlechte Sommer auf die Bedingungen ausgewirkt?
Wir haben eigentlich vom schlechten Sommer profitiert. Unsere Wiesen und Grünflächen sind in bestechendem Zustand. Zum Glück gab es keine Problem mit Trockenheit, wir sind aber dieses Jahr auch nicht Baden gegangen. (lacht)
Was steht bei den verbleibenden Rennen in diesem Jahr noch an?
Das Highlight ist der Preis von Europa am Sonntag, 24. September - dies ist international eines der wichtigsten Rennen. Am 8. Oktober ist der ebenfalls bedeutende Preis des Winterfavoriten, am 28. Oktober beenden wir dann die Saison mit dem Herbst-Renntag.
Zuletzt haben zwei Kölner Trainer aufhorchen lassen. Ihr Kommentar zum Kölner Pferdesport?
2022 war das Jahr von Trainer Peter Schiergen, der mit dem kölschen Erfolgshengst Tünnes tolle Siege gefeiert hat. Dieses Jahr ist vor allem Henk Grewe als weiterer Kölner Trainer mit Hengst Mr. Hollywood sehr erfolgreich, aktuell sammelt er zahlreiche Preise bei Grupperennen ein. Zudem konnte sich unser Präsident Eckard Sauren über zwei Siege von seinem Pferd Assistent freuen. Somit ist unsere Stimmung in Köln aktuell natürlich super.
Zur Person
36 Jahre alt ist Philipp Hein. Geboren wurde er in Düren. Ein Studium an der Sporthochschule Köln schloss er mit einem Diplom ab. Es folgten fünf Jahre bei der Aachener Reitturnier GmbH als Vermarkter des CHIO Aachen. Seit 2016 ist Hein Geschäftsführer des Kölner Renn-Verein 1897 e.V. (jsp)
Wer sind aktuell die besten und wertvollsten Kölner Pferde?
Tünnes und Assistent sind europaweit ganz oben anzusiedeln. Tünnes ist ein Spitzenpferd, war vor allem im letzten Jahr in großartiger Form. Im Moment ist er auf dem Papier der beste Kölner Hengst, aber Assistent ist ihm sehr nah auf den Fersen.
Was steht abseits der Renntage an, und wofür sollen Renn-Verein und Galopprennbahn weiterhin stehen?
Unser Markenzeichen ist weiterhin das Familiäre, mit Events und Angeboten für die ganze Familie. Am 28. Oktober werden wir wieder ein Familienticket beim Herbst-Renntag anbieten. Zudem wird es dort auch kölsche Live-Musik geben, die fantastische Newcomer-Band „Scharmöör“ wird den Renntag musikalisch begleiten. Wir werden auch weiterhin Events jenseits des Pferdesports anbieten. Am Donnerstag ist der Verein „Helfen durch Geben - Der Sack e.V.“ mit einigen Kids aus Kölner Kitas vor Ort, um den Kindern die Rennbahn zu zeigen und Pferde oder Jockeys kennen zu lernen. Und schließlich können sich alle Kölner auf das Fußballjahr 2024 freuen – ich bin optimistisch, dass bei dieser Europameisterschaft im eigenen Land eine Form von Public Viewing auf der Galopprennbahn geben wird.