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Für Gleichberechtigung gestrampelt40 Jahre Fahrradclub ADFC Köln

Lesezeit 5 Minuten
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40 Jahre ADFC in Köln: Radelnder Protest am 1. September 1979.

  1. Vor 40 Jahren fanden in Köln die ersten Fahrraddemos statt.
  2. Mit Kind und Kegel rollen die Demonstranten damals durch die City, auf ihren Transparenten stehen Sprüche wie „Bist du eilig in der Stadt, bleib’ ganz ruhig und fahr’ Rad.“
  3. Unser Autor wirft einen Blick auf die vergangenen vier Jahrzehnte. Auch für die nächsten Jahre haben die Verantwortlichen einige Pläne.

Köln – Wir schreiben das Jahr 1979. Der Bundeskanzler heißt Helmut Schmidt. In Großbritannien, USA und der Sowjetunion regieren Margret Thatcher, Jimmy Carter und Leonid Breschnew, und in Bremen wird am 27. September der Allgemeine Deutsche Deutsche Fahrradclub (ADFC) gegründet – als Gegengewicht zur mächtigen Autolobby und dem Autoclub ADAC. Die Idee, in der zunehmend autodominierten Verkehrspolitik den Radfahrern eine eigene Interessenvertretung zu geben, hat der Bremer Verkehrsfachmann Jan Tebbe ein Jahr zuvor in Köln vorgestellt – bei einem Kongress am Rande der Internationalen Fahrrad- und Motorrad-Ausstellung (IFMA) in der Kölnmesse.

1979 finden in Köln die ersten Fahrraddemos statt

Seine Ideen fallen in der Domstadt auf fruchtbaren Boden. Im Laufe des Jahres 1979 finden in Köln erste Fahrraddemos statt. Mit Kind und Kegel rollen die Demonstranten durch die City, auf ihren Transparenten stehen Sprüche wie „Bist du eilig in der Stadt, bleib’ ganz ruhig und fahr’ Rad.“

Am 23. Oktober ist es dann so weit. In der Kneipe „Em Birbäumche“ in der Mittelstraße treffen sich rund 170 Fahrradbegeisterte, um den ADFC-Kreisverband „Köln und Umland“ zu gründen. Heute, 40 Jahre später, hat der ADFC allein in Köln mehr als 3600 Mitglieder, plus rund 3000 im Umland, zählt damit zu den größten in Deutschland. Mit einer Party im Stollwerck wurde das 40-jährige Jubiläum am Mittwochabend kräftig gefeiert.

Damals gab es noch keine Landkarten für Radler

„Es gab viel zu tun für uns. Eine Verkehrsplanung für Radfahrer existierte damals nicht, auch keine Landkarten für Radler. Wir mussten Grundlagenarbeit leisten“, erinnert sich Stephan Behrendt (69) an die Anfänge. Er ist seit 1982 Mitglied im ADFC Köln und bis heute als Referent für Technik und Verbraucherberatung aktiv.

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Die erste "Ring Frei"-Demo 1993.

„In den 80ern wurden Radfahrer auf den Straßen von Autofahrern als Verkehrshindernis wahrgenommen, nicht als Verkehrsteilnehmer. Es war ein langer Prozess, das zu ändern, und der ist bis heute noch nicht abgeschlossen“, betont Behrendt. „In der Anfangszeit hat der ADFC in Köln mit Stadtverwaltung und Medien noch darüber gestritten, ob man etwas für den Radverkehr tut. Heute streiten wir nur noch mit der Stadt über das Wie“, sagt Christoph Schmidt (43), der amtierende Vorstandsvorsitzende des ADFC Köln.

Der Softwareunternehmer und begeisterte Radfahrer ist seit 2014 im Club aktiv. „Damals hatten wir 2400 Mitglieder. Wir sind also binnen fünf Jahren um 50 Prozent gewachsen.“ Anfangs habe der ADFC vor allem für mehr Radwege gekämpft, später habe das Ziel im Vordergrund gestanden, den Radverkehr möglichst auf der Fahrbahn zu führen. „Heute setzen wir eher auf individuelle Lösungen, die am besten zur jeweiligen Situation passen“, resümiert Schmidt.

Die Packtaschen kamen aus England

Als Behrendt zum ADFC stieß, ging es nicht nur um verkehrspolitische Fragen, die man gerne auch bei geführten Radtouren vor Ort diskutierte. „In den 80ern war die Fahrradtechnik vielfach mangelhaft, zum Beispiel bei Bremsen und Beleuchtung. Das haben wir immer wieder angeprangert und Verbesserungen eingefordert“, betont der gelernte Fotoingenieur. Seine ersten Packtaschen für den Fahrradurlaub musste er in England kaufen. „So etwas gab es in Deutschland damals nicht.“ In den 80ern habe der ADFC Köln für seine Mitglieder sogar eigens Falträder, die sich für die Mitnahme in der Bahn auf Koffermaß zusammenklappen lassen, aus Asien importiert, weil sie hier nicht erhältlich waren.

Beratung, Touren, Pannenhilfe

Der ADFC Köln e.V. hat ausschließlich ehrenamtlich tätige Mitarbeiter. Neben seiner Hauptaufgabe, die verkehrspolitischen Interessen der Radfahrer zu vertreten, bietet er Beratungen zu Themen wie Pannenhilfe und Fahrradtechnik an und führt Codierungen durch (als Diebstahlschutz). In Köln und Umgebung veranstaltet der ADFC rund 200 Radtouren pro Jahr. Bundesweit zertifiziert der Verein Radreisen, fahrradfreundliche Hotels („Bett + Bike“), Fernradwege und vieles mehr. Im Mitgliedsbeitrag enthalten sind eine Verkehrshaftpflicht- und eine Rechtsschutzversicherung, eine 24-Stunden-Pannenhilfe sowie diverse Rabatte, etwa für Carsharing. (fu)

www.adfc-koeln.de

Ein Höhepunkt in 40 Jahren ADFC war die allererste „Ring frei“-Demo am 8. Mai 1993. An diesem Tag radelten rund 2000 Menschen über die Ringe, um gegen zu schmale Radwege zu protestieren und mehr Platz für Radfahrer einzufordern. „Keiner hatte damit gerechnet, dass so viele kommen würden“, erinnert sich Mit-Organisator Peter Dedenbach (64), der ein Fahrradgeschäft in der Südstadt betreibt. 22 Jahre später griff die Initiative „#RingFrei“ das Thema wieder auf – mit Erfolg. In weiten Teilen der Ringe hat die Stadt inzwischen Radschutzstreifen auf der Fahrbahn eingerichtet.

Diese Pläne hat der ADFC Köln für die Zukunft

Mit vielen Projekten habe der ADFC Köln bundesweit eine Vorreiterrolle gespielt – zum Beispiel den ersten Großstadtplan für Radfahrer herausgegeben und die Kampagne „Mindestens 1,50 Meter Sicherheitsabstand beim Überholen“ initiiert, erläutert Schmidt. „Den Abstand schreibt Verkehrsminister Scheuer jetzt endlich in die Straßenverkehrsordnung rein. Da hat eine Bewusstseinsschärfung stattgefunden.“

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Von links: ADFC-Ur­ge­stein Stephan Behrendt und Vorstand Christoph Schmidt

Was nimmt sich der ADFC für die nächsten 40 Jahre vor? Schmidt: „Auch künftig werden wir uns für eine fahrrad- und fußgängerfreundliche Stadt einsetzen, in der jeder sicher Rad fahren und sein Rad sicher abstellen kann. Wir fordern mehr Platz fürs Rad im öffentlichen Raum, in den Verkehrsbudgets, in den Köpfen.“ Ziel sei unter anderem, alle Kreuzungen in Köln verkehrssicher zu machen – Stichwort Ampelschaltung und freilaufende Rechtsabbieger – und in der Stadt Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit einzuführen, mit Ausnahmen nur für bestimmte Durchgangsstraßen.

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