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Für die Kirche vernichtendLeserbriefe über Kardinal Woelki

Lesezeit 2 Minuten
Kardinal Woelki schaut in die Ferne, seinen Kopf auf die Hand gestützt.

Rundschau Interview mit Rainer Maria Kardinal Woelki Erzbischof von Köln.

Diese beiden Leser äußern sich zum Rundschau-Interview mit dem Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki. Darin sprach er auch über seinen Umgang mit der Missbrauchsaufarbeitung und den Status seines Rücktrittsgesuches beim Papst.

Kardinal Woelki hat in einem ausgiebigen Interview zu seiner und der Situation über die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche Stellung genommen. Seine Erklärungen erinnern mich an Wirtschaftsminister Habeck mit seiner Version über die Insolvenz von Geschäften. Genauso gut begründet, wie die Insolvenzdefinition von Habeck. Auch er widerspricht sich selbst. Es sagt bezüglich einer Missbrauchsakte: „Auf dieser Liste stand der Name des Pfarrers O. Ihm stand ich sehr nahe. Das war für mich eine der schlimmsten Erfahrungen“. Also kannte Woelki doch diese Liste. In diesem Interview wurde Woelki auch zu dem Pfarrer P. gefragt, der ebenfalls auf der Liste der Missbrauchstäter stand. Hierzu äußerste er sich wie folgt: „P. mag bekannt gewesen sein, das waren andere aber auch.“ Mit P. hatte Woelki nach eigenen Angaben „nie groß persönlich zu tun“. Woelki kannte also offenkundig die Liste der Missbrauchstäter, erinnert sich aber nicht mehr konkret. Woelki ist sowohl für die Kirche als – und insbesondere – für das Erzbistum, vernichtend. Ich könnte mir vorstellen, dass er, sollte er weiterhin Bischof sein dürfen, in wenigen Jahren im gesamten Erzbistum eine Anzeige veröffentlicht: „2000 Jahre alte Kirche sucht neues Kirchenvolk. Bewerben Sie sich.“

Rolf Böhmer, Wachtberg

Kardinal Woelkis Aussagen machen traurig, denn sie zeigen: Woelki geht es nicht um die Menschen dieser Zeit, Woelki geht es nur um Woelki. Die Selbstgerechtigkeit, mit der er im Geiste vatikanischer Fundamentalisten spricht, ist unerträglich. Woelki beklagt eine Glaubenskrise, obwohl das, was uns täglich neu in die Resignation treibt, keine Glaubenskrise, sondern Kirchenkrise ist. Sein Kirchensprech, dieses Herumlavieren mit frommen Worthülsen, verhüllt, dass es ihm nicht um Dialog geht, sondern um Gehorsam gegenüber seiner Interpretation von Lehramt. Er will keine geschlechtergerechte Kirche; beim Thema Diversität sind ihm Erkenntnisse der Humanbiologie nicht nur fremd, sondern verdächtig. Kirche ist aber mehr als die Sexualvorstellungen merkwürdiger älterer Herren in Köln und Rom. Er demonstriert damit seine Unfähigkeit, eine zeitgenössische Kirche („Vox temporis, vox Dei“) zu repräsentieren. Woelki sieht sich als jemanden, der „im Feuer steht“ und sich für die Wahrheit aufopfert. Das ist eine Anmaßung, denn Woelki ist nicht Opfer, sondern Täter. Wir Katholiken brauchen eine Art Urvertrauen zum Bodenpersonal des „lieben Gottes“. Schon in der Antike war das Gefühlsmäßige für die Zuwendung zum Christentum ausschlaggebend: „Seht, wie sie einander lieben!“ Nicht wenige Priester vor Ort reiben sich dafür auf – und werden von Köln zerrieben.

Michael Solf, Siegburg