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Forschungsbericht aus KölnSo geht es Kindern und Jugendlichen nach Corona

Lesezeit 2 Minuten
Eine junge Frau steht in ihrer Wohnung an einem Fenster.

Die Häufigkeit bestimmter psychischer Störungen, wie etwa Essstörungen bei Mädchen, hat unter Corona zugenommen.

Nach der Coronazeit steht es schlecht um die mentale Gesundheit von Kölner Kindern und Jugendlichen und ihre medizinische Versorgung.

Nach der Corona-Pandemie haben psychische Herausforderungen und Belastungen bei Kindern und Jugendlichen im Kölner Raum deutlich zugenommen. Zu diesem Ergebnis kommt der dritte Versorgungsbericht des vom Bund geförderten Kölner Kompetenznetzwerks aus Praxis und Forschung (CoRe-Net) zum Thema „Mentale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in den Corona-Jahren 2020/2021 im Vergleich zum Vorzeitraum“, der gemeinsam von der PMV Forschungsgruppe und der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Uniklinik Köln vorgestellt wurde.

„Wir sehen in unseren Daten drei Trends: Erstens nimmt die Häufigkeit bestimmter psychischer Störungen, wie etwa Essstörungen bei Mädchen, unter Corona zu. Zweitens scheinen andere Störungen weniger zu werden, bei denen wir aber vermuten, dass sie zwar vorhanden sind, aber nicht festgestellt und versorgt werden konnten. Das ist also eine Dunkelziffer. Ein Beispiel hierfür sind Störungen des Sozialverhaltens. Drittens setzen sich Trends, wie das häufigere Auftreten von Sprachentwicklungsstörungen bei Jungen, unter Corona ungebrochen fort“, so fasst Adriana Poppe, zuständige Wissenschaftlerin für die Datenauswertung bei der PMV Forschungsgruppe, die Situation zusammen.

Wir stehen vor einer Herausforderung für die nächsten Jahre.
Professor Stephan Bender, Direktor der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Uniklinik Köln

„Es war schon immer schwer einen Psychotherapieplatz zu finden – wir haben damals sehr viel recherchiert und telefoniert und teilweise konnten wir nicht einmal auf eine Warteliste gesetzt werden“, erzählt eine Betroffene. Während der Pandemie spitzte sich die Situation noch mehr zu. Obwohl die Versorgenden in Köln mit großem Engagement und viel Kreativität auf die Herausforderungen durch die Coronapandemie reagiert hätten, so heißt es in dem Bericht, klaffe bei Kindern und Jugendlichen mit psychischen Problemen in Köln eine deutliche Versorgungslücke. Auch innerhalb des Stadtgebiets unterscheidet sich die Zahl der Versorgungsangebote deutlich: Der Kölner Norden schneidet beispielsweise schlechter ab als die Innenstadt.

„Wir stehen vor einer Herausforderung für die nächsten Jahre“, sagt Professor Stephan Bender, Direktor der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Uniklinik Köln, und spricht eine der Handlungsempfehlungen des Berichts aus: „Dafür müssen wir die guten Ideen, die wir während der Pandemie spontan umgesetzt haben, jetzt verstetigen. Vor allem müssen alle Einrichtungen in Köln, die sich um die mentale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen kümmern, ihre bestehende Zusammenarbeit weiter vertiefen.“