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„Bewegen macht glücklicher“So halten ältere Menschen sich in Köln fit

Lesezeit 3 Minuten
Koordinations- und Krafttraining sind wichtig, um im Alter aktiv und beweglich bleiben zu können.

Koordinations- und Krafttraining sind wichtig, um im Alter aktiv und beweglich bleiben zu können.

Fachleute aus der Medizin und dem Trainingsbereich plädieren ausdrücklich für unterschiedliche sportliche Aktivitäten im Alter. Auch der Besuch eines Fitness-Studios ist eine der Möglichkeiten, fit zu bleiben.

Die Enkelkinder hochheben und herzen, wenn sie zu Besuch kommen, eine schwere Kiste oder den Wasserkasten aus dem Keller holen – körperliche Belastungen, die im Alltag immer wieder vorkommen. Für ältere Menschen 60-plus können diese Beispiele Probleme bereiten, bis hin zu Rückenschmerzen oder Unfällen. „Wir simulieren Alltagssituationen mit gezielten Übungen im Training, um unsere Kunden fit zu machen für solche Belastungen in der Wohnung oder in der Freizeit“, erläutert Tuvana Sahin (25) vom Physiotherapie-Studio „Rebuild“ in Ehrenfeld. Das Kreuzheben, also ein Gewicht aus den Beinen in den geraden Stand heben, ist laut der studierten Physiotherapeutin zum Beispiel eine solche Basis-Übung, die Menschen in allen Altersklassen, insbesondere aber ältere, fit im Alltag macht.

Das Ehrenfelder Studio bietet dazu Personal Training, also Einzeltraining an mit individuellen Übungsplänen, je nach Leistungsstand oder Vorverletzungen. „Meine Leute sind schon nach wenigen gemeinsamen Terminen happy. Sie fühlen sich physisch stärker, sind sicherer in den Bewegungen und selbstbewusster“, so Sahin. Regelmäßiges intensives Bewegen könne viel verändern und bewirke eine andere Sicht aufs Älterwerden. „Ängste zum Beispiel vor Stürzen vermindern sich deutlich. Und beim Sport werden Endorphine ausgeschüttet. Bewegen macht die Leute glücklicher und gesünder.“

Meine Leute sind schon nach wenigen gemeinsamen Terminen happy. Sie fühlen sich physisch stärker, sind sicherer in den Bewegungen und selbstbewusster.
Tuvana Sahin (25), Physiotherapeuthin
Tuvana Sahin (25), Physiotherapeutin und Fitness-Trainerin.

Tuvana Sahin (25), Physiotherapeutin und Fitness-Trainerin.

Viele ältere Menschen sitzen zu viel

Aus medizinischer Sicht kann der Sport-Kardiologe Kanischka Hooma (36) von der „Praxis Köln Nippes“ das nur bestätigen. „Jeder Körper benötigt Bewegung, um den Herz-Kreislauf anzuregen und zu fordern. Zudem werden die Muskulatur, das Immunsystem und die kognitiven Fähigkeiten gestärkt.“ Viele ältere Menschen jenseits des Rentenalters seien weniger aktiv in ihrem Alltag. Sie sitzen zu viel und haben vielleicht auch mit ihrem früheren Freizeitsport aufgehört. „Damit steigen die Risiken für chronische Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes Typ 2 oder Arthrosen“, warnt der Mediziner. In der Nippeser Praxis empfehlen er und seine Kolleginnen und Kollegen daher für beschwerdefreie ältere Menschen ein Wochen-Pensum von 150 Minuten moderaten Ausdauertrainings oder 75 Minuten intensive aerobe Einheiten. Dazu seien ein bis zwei Tage Krafttraining perfekt.

Selbstverständlich sei das aufwendig und insbesondere, wenn die Leute noch arbeiten, oft nicht realisierbar. „Ich empfehle daher, sich in seinem Alltag nach Möglichkeiten umzuschauen, die mich trainieren“, so Hooma. Als Beispiele nennt er Treppen steigen, statt Aufzüge oder Rolltreppen zu nutzen. Kürzere Distanzen mit dem Fahrrad zu fahren und nicht mit der Bahn oder dem Auto. Sowie kleine Einkäufe zu Fuß zu erledigen.

Körper-Werte verbessern sich durch regelmäßiges Training

Zurück im Studio: „Wir haben Osteoporose-Patienten, deren Werte sich durch das Training deutlich verbessert haben. Viele Kunden mit starken Rückenschmerzen sind durch unser Training nachhaltig beschwerdefrei“, erzählt Tuvana Sahin von ihren Praxis-Erfahrungen.

Wer im Alter noch fit ist, sein Leistungslevel aber noch anheben möchte, sollte auf jeden Fall dazu ermutigt werden, so Sahin. Allerdings müsse man dabei einige Dinge beachten: „A und O dabei ist, sich häppchenweise zu steigern und sich nicht zu überschätzen.“ Und ganz wichtig: Selbstverständlich seien medizinische Vorgaben und Erkrankungen zu beachten. Das Ehrenfelder Physiotherapie-Studio fragt diese Dinge daher beim ersten Termin vor dem ersten Training in einem Erstaufnahmegespräch regelmäßig ab. Darauf aufbauend werden die Trainingspläne erstellt und die Intensität der jeweils 60-minütigen Einheiten bestimmt.

Kanischka Hooma, Sport-Kardiologe.

Kanischka Hooma, Sport-Kardiologe.

Sport-Kardiologe Hooma fügt noch hinzu, dass vor allem bei den ehrgeizigeren Menschen über 60 oder 70 Jahren in jedem Fall ein regelmäßiger Herz-Kreislauf-Check beim Arzt das Training begleiten sollte, um mögliche altersbedingte Risiken frühzeitig zu erkennen. „Ein Marathon zu laufen ist wegen der hohen Belastung nicht gesund. Hier ist ein Vorab-Check in jedem Fall ratsam“, so Hooma.