Jede vierte Familie betroffenFachstelle Mirai unterstützt Kinder suchtkranker Eltern
Köln – Sie sind vollkommen überfordert. Und trotzdem geben sie sich oft selbst die Schuld. Mindestens 65 000 Kinder und Jugendliche leben in Köln nach Angaben der katholischen Sozialdienste für Frauen und Männer (SkF, SkM) mit ihren suchtkranken oder psychisch beeinträchtigten Eltern zusammen; knapp jede vierte Familie ist betroffen. „Die Kinder erleben über Jahre Stimmungsschwankungen, fehlende Empathie oder Passivität ihrer Eltern als Normalität, verhalten sich ähnlich, kommen in sozialen Bezügen nicht zurecht“, schildert Barbara Müllejans vom SkM, die die neue Fachstelle Mirai gemeinsam mit Heike Scheuermann (SkF) leitet. „Andere übernehmen schon als Kinder die Erwachsenenrolle, fühlen sich für das erkrankte Elternteil verantwortlich.“ Aus Scham über ihre Lebenssituation suchten die Erkrankten ebenso wie die betroffenen Jugendlichen selten Hilfe. „Wenn sie es versuchen, ist es oft schwer, aus den vielen Hilfsangeboten exakt das zu finden, was passt“, sagt SkF-Vorstand Monika Kleine.
Lotse für Elternteil und Kind
Genau da setzt das Unterstützungsangebot der jetzt offiziell eröffneten Fachstelle Mirai an. „Gemeinsam mit dem erkrankten Elternteil oder mit den Kindern und Jugendlichen finden wir heraus, was ihnen helfen könnte. Wir kennen die differenzierten Unterstützungsangebote, fungieren als Lotsen, leiten Hilfesuchende gezielt weiter.“ Etwa an eine Jugendgruppe, in der betroffene Jugendliche das was sie erlebt haben, mit anderen teilen können.
Parallel dazu bietet das sechsköpfige Team von Mirai Schwerpunkt-Fortbildungen für Fachkräfte in pädagogischen Einrichtungen an. „Wenn etwa in einem Geburtsvorbereitungskurs auffällt, dass eine Mutter ein Alkoholproblem hat, ist das ungeborene Kind sofort im Blick. Aber oft nicht die anderen Kinder dieser Familie“, schildert Kleine. „In diesem Fall kann die Kursleitung, aber auch Erzieher oder Lehrkräfte die uns kennen, unmittelbar an Mirai verweisen.“
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Neben der Lotsenfunktion und Weiterbildungen gibt es in der Beratungsstelle auch ein Angebot für erkrankte Eltern und ihre Kinder. In einem Kurs lernen die Eltern gemeinsam, wie sie wieder angemessen und einfühlsamer als bisher mit ihren Kindern interagieren können. Die Angebote sind für die Hilfesuchenden kostenfrei; finanziert wird Mirai durch die Stadt und die Cornelius-Stiftung. „Die Bezeichnung Mirai stammt aus dem Japanischen und bedeutet ’Leben’“, sagte Monika Kleine. „Der Name ist Programm.“
Mirai - Hilfen für Kinder und Jugendliche aus sucht- und psychisch belasteten Familien, Gereonstraße 13, Rufnummer 12695-5150, mirai@fachstelle-koeln.de