„Es geht um unsere Existenz“Ausflugsschiff-Betreiber in Köln sind in großer Sorge
Köln – Lebensmittel und Treibstoff werden seit dem Ukraine-Krieg immer teurer. Doch das ist nicht die einzige Sorge für die Betreiber der Ausflugsschiffe auf dem Rhein. Sie stehen plötzlich vor dem Problem, wie sie künftig ihre Schiffe beliefern sollen. Am Konrad-Adenauer-Ufer in Höhe des Musical Dome hat das Ordnungsamt begonnen Lkw-Fahrer zu verwarnen, die Ware zu den Booten bringen.
„Man hat uns gesagt, es sei verboten, die Promenade mit Fahrzeugen zu befahren. Für alle Anlieger in diesem Bereich sei das Beliefern ab sofort untersagt und werde künftig verschärft kontrolliert“, berichtet Angelika Schmitz. Sie ist Geschäftsführerin der Kölntourist Personenschifffahrt GmbH, die vier Ausflugsschiffe betreibt und sich per Tankwagen emissionsarmen GTL-Kraftstoff liefern lässt. Ein Lieferverbot würde den Familienbetrieb gefährden, betont Schmitz: „Es geht um unsere Existenz. Wie sollen wir unser Geschäft betreiben ohne Ware und Treibstoff? Wir haben Hauptsaison und brauchen nach der Pandemie jeden Euro und vor allem Betriebssicherheit.“
Stadt: Lieferverkehr am Rheinufer hat zugenommen
Ein Stadtsprecher bestätigte auf Nachfrage, dass die Kontrollen am Rheinufer verstärkt werden. Die Anlieferung sei dort schon länger nur über Ausnahmegenehmigungen zulässig gewesen. In letzter Zeit habe der Lieferverkehr „stark zugenommen, so dass es immer häufiger zu sehr gefährlichen Situationen zwischen Fußgänger*innen und Radfahrer*innen (...) gekommen ist. Da muss die Stadt handeln.“ Die Anlieferung erfolge mit immer größeren Fahrzeugen, viele Menschen ziehe es nach zwei Jahren Pandemie ins Freie. „Das alles zusammengenommen hat die Problematik verschärft. Hinzu kommt, dass die Rheinuferpromenade in bestimmten Bereichen wegen umfangreicher Sanierungsmaßnahmen Großbaustelle war, beziehungsweise ist, die den knapp bemessenen Raum für einen bestimmten Zeitraum weiter einengt.“
Die Köln-Düsseldorfer (KD), deren Ausflugsschiffe nördlich der Deutzer Brücke ankern, bestätigt ebenfalls, dass bereits Lieferfahrer vom Ordnungsamt ermahnt wurden. Die KD lässt über die Markmannsgasse anliefern. Hier wird das Schild „Fußgängerzone“ durch den Zusatz „Verbot für Fahrzeuge über 4 Tonnen“ ergänzt. Gestern fuhren dort Transporter vor und lieferten Getränke. Auch an der Hohenzollernbrücke, wo die Schiffe von „Kölntourist“, und „Colonia Dampfschiffahrt“ sowie die Opernfähre liegen, waren Transporter und Lkw unterwegs, darunter ein Sattelschlepper. Zurzeit werden dort Buden für das morgen beginnende „Frühlingsfest Altstadt“ aufgebaut.
Warum die Stadt ausgerechnet gegen den Lieferverkehr der Ausflugsdampfer zu Felde zieht, erschließt sich den Betreibern nicht. „Wir haben doch keine Alternative“, betont Schmitz. Seit langem würden die Schiffsbetreiber mit der Stadt über neue Landpachtverträge für die Anlegestellen verhandeln. Die Stadt habe zugesagt, den Lieferverkehr so lange zu dulden, bis man gemeinsam ein neues Liefer- und Entsorgungskonzept vereinbart habe. Die im November angeforderten Unterlagen habe sie eingereicht, seitdem aber nichts von der Stadt gehört.
Sollte es in der Altstadt zu eng werden, käme die Deutzer Werft als Ausweichstandort in Frage, sagt Schmitz. „Wenn man mit Dalben geeignete Anleger bauen würde, könnten wir die Anlieferung dort abwickeln.“ Im Niehler Hafen gebe es keine geeigneten Anleger, zudem sei die Fahrt dorthin ein großer Umweg.