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Erstes ArtenschutzzentrumKölner Zoo ist Pionier in Deutschland

Lesezeit 3 Minuten
Prof. Theo B. Pagel, Direktor des Kölner Zoos, und Dr. Matthias Markolf, Artenschutzbeauftragter &  Koordinator des Artenschutzzentrums im Kölner Zoo

Gemeinsames Engagement: Prof. Theo B. Pagel, Direktor des Kölner Zoos (l.), und Dr. Matthias Markolf, Artenschutzbeauftragter & Koordinator des Artenschutzzentrums im Kölner Zoo.

Zusammen mit der Weltnaturschutzunion wurde das Zentrum im Kölner Zoo eingerichtet. Es gibt viel zu tun für den neuen Mann im Artenschützer-Team.

Als erster Zoo in Deutschland richtet der Kölner Zoo in Zusammenarbeit mit der Artenschutzkommission (Species Survival Commission) der Weltnaturschutzunion ein Artenschutzzentrum ein. Das Zentrum wird wichtige wissenschaftliche Impulse geben, das Aussterbe-Risiko von Arten bewerten sowie die Planung und Durchführung von Schutzmaßnahmen beschleunigen. Ziel ist, das Überleben hoch bedrohter Arten weltweit zu sichern.

Asiatische Singvögel und Wildschweine als Schwerpunkt

Mit über 9500 Experten in 186 Regionen der Welt ist die Species Survival Commission (SSC) das führende Netzwerk von Artenschützern. Sie berät zu wissenschaftlichen und praktischen Fragen des Artenschutzes. Das neue Zentrum im Kölner Zoo ist Teil eines internationalen Partner-Netzwerks, das eine effektivere und intensivere Zusammenarbeit aller Beteiligten sicherstellen soll.

Die SSC baut derzeit weltweit weitere Artenschutzzentren auf, fast alle in Zoos und jedes mit eigenen Schwerpunkten. Der Fokus des Kölner Zoos liegt auf asiatischen Singvögeln und Wildschweinarten – für sie wird der Zoo den Bedrohungsstatus ermitteln. Um die am stärksten bedrohten Arten so schnell und gut wie möglich zu schützen, müssen sich die Erhaltungszuchten in Zoos und Schutzprojekte in den Ursprungsländern vernetzen. Dazu wird das Artenschutzzentrum eng mit anderen Zoos, Aquarien, Botanischen Gärten, Naturkundemuseen sowie NGOs im Bereich Naturschutz zusammenarbeiten. Weitere Aufgaben sind der Wissenstransfer über die Schwerpunktarten unter den Experten und die Öffentlichkeitsarbeit im Bereich Artenschutz.

Erstmals Artenschutzbeauftragter im Zooteam

Die umfangreichen neuen Aufgaben soll der neue Artenschutzbeauftragte des Zoos, der Biologe Matthias Markolf, umsetzen. Der 43-Jährige hat seine Expertise im Artenschutz unter anderem durch seine Arbeit im Deutschen Primaten-Zentrum erworben. In dessen Auftrag hat er im Freiland die Biodiversität von Lemuren auf Madagaskar ebenso erforscht wie die zahlreicher Primatenarten in Asien. Er war sechs Jahre lang Dozent an der Biologischen Fakultät der Uni Göttingen und ist Vorsitzender des Vereins „Chances for Nature“, der sich in zahlreichen Projekten weltweit für Artenschutz einsetzt.

Wildschweine und asiatische Singvögel stehen im Fokus, weil das Zooteam über breites Fachwissen bei diesen Arten verfügt und deren Verbreitungsgebiete sich überschneiden. So ist Kuratorin Johanna Rode-White Vorsitzende der Wild Pig Specialist Group der Weltnaturschutzunion (IUCN). Sie wird eng mit dem Artenschutzzentrum zusammenarbeiten. Auch im Bereich Singvögel verfügt der Zoo über ein umfangreiches Forschungs- und Praxiswissen; der Zoo-Vogelspezialist und Kurator Bernd Marcordes wird hier ergänzend unterstützen.

„Zoos spielen eine wichtige Rolle beim Artenschutz. Sie sind auf vielen Ebenen aktiv, unter anderem bei der Umweltbildung, der Erhaltungszucht, der Lehre und Forschung sowie bei der Umsetzung von Natur- und Artenschutzprojekten in den Herkunftsländern der Wildtiere. Der Kölner Zoo ist ein hervorragendes Beispiel hierfür“, so Jon Paul Rodríguez, Vorsitzender der SSC, nach der Unterzeichnung des Gründungsvertrags mit Zoochef Theo B. Pagel. „Der Kölner Zoo ist Mitglied der IUCN und sehr stolz darauf, das Artenschutzzentrum mit der Species Survival Commission hier in Köln zu gründen“, sagte Pagel. „Wir bringen das mit, was uns auszeichnet, nämlich Praxiswissen in der Haltung und Zucht von seltenen Arten, langjährige Erfahrung in der Durchführung von Artenschutzprojekten sowie Fachwissen im Bereich Bildung und Forschung.“