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Eklat beim Prozess um Rizin-BomberWutausbruch des Angeklagten im Saal wegen Ehefrau

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Angeklagter

Der Angeklagte soll mit seiner Frau einen terroristischen Biowaffen-Anschlag mit dem Supergift Rizin geplant haben.

Köln – Im Prozess gegen die mutmaßlichen Rizin-Bombenbauer hat der Angeklagte am Freitag vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht völlig die Fassung verloren. Die mitangeklagte Ehefrau des 30 Jahre alten Tunesiers hatte über ihre Verteidigerin mitteilen lassen, dass sie die Scheidung eingereicht habe. Der Antrag sei am Donnerstag beim Familiengericht in Köln abgegeben worden.

Den Angeklagten traf diese Nachricht ausgerechnet einen Tag vor seinem 31. Geburtstag und offenbar völlig unvorbereitet. „Ich kann nicht mehr, ich explodiere, ich will in meine Zelle oder ich mache was Blödes“, sagte der aufgebrachte Mann darauf hin und wandte sich dann an seine Ehefrau: „Glückwunsch für dich. Salam aleikum - Allah sieht alles.“ Der Richter unterbrach die Verhandlung vorübergehend. Und auch nach der Pause konnte sich der Mann nicht mehr beruhigen. Er klatschte in die Hände, fixierte die Mitangeklagte und legte den Kopf auf dem Tisch. Würde in dem Hochsicherheitstrakt des Düsseldorfer Oberlandesgericht nicht eine Wand aus Plexiglas das Paar trennen, wäre der Mann wohl auf seine Frau losgegangen, so aufgebracht war der 30-Jährige.

Geplante Scheidung nur beiläufig erwähnt

Die geplante Scheidung wurde von der Anwältin der 43-jährigen Mitangeklagten fast beiläufig erwähnt. Am Vormittag ging es vor allem um das angespannte Verhältnis zwischen Anwälten und dem Senat. Die beiden Verteidiger der angeklagten Frau haben ihre Entpflichtung in dem Prozess beantragt. Eine sachgerechte Verteidigung sei wegen des Verhaltens des Vorsitzenden Richters nicht möglich. Hintergrund des erneuten Streits zwischen Verteidigung und Senat war der Antrag auf Verhandlungsunfähigkeit des Rizin-Bombers.

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Das Gericht habe sich nicht ausreichend Zeit genommen, keinen Facharzt für psychische Probleme gerufen und in dem Fall die Verteidigung zu wenig zu Wort kommen lassen. Der Vorsitzende Richter wies dies zurück. Im Übrigen sei der Angeklagte noch am Donnerstag in der JVA Köln vom Leiter des psychologischen Dienstes untersucht worden. Dieser attestierte eine volle Verhandlungsfähigkeit. „Er ist völlig unauffällig, macht einen stabilen Eindruck, ist oft gut gelaunt, spielt Billard und treibt Sport“, heißt es in der E-Mail von der JVA an den Richter. Die Anwältin der 43-Jährigen sagte, wenn es von der Gnade des Vorsitzenden abhänge, ob die Verteidigung sprechen dürfe oder nicht, sei eine sachgerechte Verteidigung nicht möglich. Wann das Gericht über den Antrag entscheiden wird, ist unklar.

Sief Allah H. und seine deutsche Frau Yasmin H. (43) müssen sich wegen Anschlagsvorbereitungen mit einer Biowaffe verantworten. Sie sollen 2018 eine Biobombe für einen Terroranschlag hergestellt haben. Beiden drohen bis zu 15 Jahre Haft. Das Paar hatte laut Anklage begonnen, hochgiftiges Rizin aus Rizinus-Samen zu gewinnen.