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Einfluss von Social MediaKölner Hansa-Gymnasium lud zur Diskussion über Rechtsextremismus

Lesezeit 3 Minuten
Ein Smartphone-Display mit Symbolen von Social-Media-Apps, darunter Facebook, Instagram, YouTube und WhatsApp.

Ein Smartphone-Display mit Symbolen von Social-Media-Apps.

„Warum wählen so viele Jungwählerinnen und -wähler rechts?“ Diese Frage wurde im Studienhaus der Bildungslandschaft Altstadt Nord (BAN) diskutiert.

„Offenbar haben wir einen Nerv getroffen“, stellte Ingo Arntz, Sozialwissenschaftslehrer am Hansa-Gymnasium, am Mittwochabend fest. Mehr als 100 Schüler, Eltern und Lehrer verfolgten im Studienhaus der Bildungslandschaft Altstadt Nord (BAN) eine Podiumsdiskussion mit dem Thema „Warum wählen so viele JungwählerInnen rechtsextrem?“. Herausgefunden werden sollte unter anderem, wie Schulen und Elternhäuser Desinformations- und Social-Media-Kampagnen von rechts begegnen können. Auf dem Podium: Schülerinnen und Schüler, der Schulleiter, der Vorsitzende der Elternpflegschaft des Hansa-Gymnasiums und WDR-Redakteur Achim Pollmeier.

Gefahr durch Falschinformationen

Pollmeiers rund zwanzigminütiger Monitor-Beitrag aus dem Oktober 2024 zeigte junge Menschen aus den neuen und alten Bundesländern, die für die AfD sind. Die Partei, die in Teilen ein rechtsextremer Verdachtsfall ist, greife vor allem diejenigen ab, die verdrossen seien, erklärte Politologe Mathias Albert, der die Shell-Jugendstudie verantwortet. Sozialpsychologin Beate Küpper unterstrich im Film, dass man die AfD nicht ohne Social Media denken könne.

„Social Media hat das Potenzial, die Demokratie zu unterwandern“, stellte Redakteur Pollmeier fest.Viele Schülerinnen und Schüler seien in Social-Media-Apps schon auf rechte Inhalte gestoßen, hatte eine Umfrage in der achten und neunten Jahrgangsstufe am Hansa ergeben. Elternpflegschaftsvorsitzender Matthias Felling, der Medienpädagoge ist, verschärfte die Aussage noch. „Rechte Inhalte sehen Kinder schon im Grundschulalter, zum Beispiel bei Tiktok“, sagte er.

Medienbildung in der Schule

Schülersprecher Micha Neubauer forderte, dass Eltern stärker überwachen sollten, was ihr Kind sieht. Wenig praktikabel fanden das indes die meisten Erwachsenen. „Die meisten Eltern können das gar nicht kontrollieren“, sagte eine Mutter. Ein Vater konkretisierte, er erwarte von der Schule, dass eine gewisse Medienbildung praktiziert werden solle.

Das finde zwar statt, Schule und Elternhaus müssten aber an einem Strang ziehen, unterstrich Schulleiter Moritz Magdeburg. „Wir können nur gemeinsam mit den Eltern sensibilisieren“, erklärte Magdeburg. Schülerin Leny Ortsiefer, die als Co-Moderatorin auf dem Podium saß, unterstützte diese Auffassung. „Durch mein Elternhaus hat sich meine politische Ausrichtung entwickelt. Wenn mir so etwas auf Social Media angezeigt wird, weiß ich, was daran falsch ist“, sagte sie.

Das ist allerdings bei vielen nicht so. Die Verbreitung von Falschmeldungen und Verschwörungstheorien besorge ihn, sagte Felling. Verstärkt werde die Sorge durch den Wegfall des Faktenchecks bei Mark Zuckerbergs Unternehmen Meta. „Im Moment verbreiten sich Falschmeldungen teilweise schneller als andere Meldungen“, sagte Felling. Pollmeier stellte fest, Populisten und Extremisten machten ein Problem so groß, dass es zu einer Bedrohung werde. Und dann präsentierten sie„ eine Lösung“.

Materialien gegen Stammtischparolen

Die Emotionalisierung, die bei den Botschaften und vermeintlichen Lösungen bei Social-Media-Beiträgen der AfD stattfinde, sahen viele als ein Problem. „In Diskussionen kommt man mit Fakten und die antworten mit Emotionen. Wie kann man mit denen reden?“, fragte ein Schüler angesichts von jungen Menschen, die rechtspopulistisches Gedankengut vertreten. Der Medienpädagoge verwies darauf, dass es online, beispielsweise durch die Amadeu-Stiftung Materialien gebe, wie man auf Stammtischparolen kontern könnte.

Es muss auch zuhause öfter über Themen wie den Nationalsozialismus geredet werden, regte ein Schüler an, Eltern müssen in jungen Jahren ihre Kinder dafür sensibilisieren.

Den möglichen Manipulationen aus der digitalen Welt müsse man analoge Räume entgegensetzen, regte eine Mutter an. Eine Auffassung, die Schulleiter Magdeburg teilt. Wohlfühlräume seien wichtig, ebenso wie die Bildungschancen auszubauen. Es sei wichtig, die Selbstwirksamkeit der jungen Menschen zu stärken. Zur Podiumsdiskussion sagte er: „Ich glaube, so eine Veranstaltung ist wichtig.“