„Ein Schlag ins Gesicht“Kölner Schausteller entsetzt nach Ablehnung des Freizeitparks

Zeit, dass sich was dreht: René Bauermeister, Willi Kipp und Otto-Ernst Weber (v.l.) von der Gemeinschaft Kölner Schausteller hoffen, im Herbst wieder an den Start gehen zu können. Doch daraus wird vermutlich nichts.
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Köln – Die Gemeinschaft der Kölner Schausteller ist entsetzt, dass die Stadt den geplanten temporären Freizeitpark im Herbst auf der Deutzer Werft ablehnt (die Rundschau berichtete). „Wir haben die Unterstützung der Politik, alle Konzepte liegen vor, und dann so etwas“, sagt Otto-Ernst Weber, Vorstand der Schausteller. „Es ist eine Frechheit, ein Schlag ins Gesicht.“
Die Schausteller können seit März keine Kirmes-Veranstaltungen mehr abhalten. Die Corona-Schutzverordnung des Landes erlaubt aber „temporäre Freizeitparks“. Die Fahrgeschäfte und Buden sind fest umzäunt, es gibt größere Abstände zwischen den Aufbauten, Besucher müssen sich namentlich registrieren lassen.“ In mehreren Städten, unter anderem in Düsseldorf und Dortmund, hatten Freizeitparks stattgefunden. Doch dem geplanten „Tivoli“ hat die Stadt eine Absage erteilt. Der Grund: Der Bebauungsplan für die Deutzer Werft ermögliche eine Kirmes, aber nicht das Volksfest. Der Hintergrund ist offenbar ein klagefreudiger Anwohner in Deutz, schlimmstenfalls blieben die Schausteller bei einem kurzfristigen Verbot sogar auf den zusätzlichen Kosten sitzen. „Ein temporärer Freizeitpark steht nicht im Bebauungsplan, und was da nicht drin steht, kann nicht genehmigt werden“, sagt ein Stadtsprecher.
Schausteller: Existenzen stehen auf dem Spiel
Die Schausteller wollen das so nicht akzeptieren. Man fasse sich doch an den Kopf, sagt Weber. „Es geht hier um Existenzen. Und dann scheitert das an einer Formalie.“ Auch Bezirksbürgermeister Andreas Hupke (Grüne) schüttelt den Kopf. Er hatte sich für die Belange der Schausteller stark gemacht, die Bezirksvertretung Innenstadt hatte einmütig für das Konzept gestimmt. „Es ist unfassbar, dass die Schausteller, das aus der Zeitung erfahren müssen“, sagt er, „und das in dieser existenzbedrohenden Corona-Krise.“
Die Verwaltung werde ihrer Verantwortung überhaupt nicht gerecht. Es gehe vor allem um einen Anwohner, mit dem man durchaus reden könne. „Der ist nicht gegen die Kirmes, sondern gegen Auswüchse wie Wildpinkler.“ Das sei verständlich, man habe da im Gespräch vieles regeln können. „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.“ Man könne so etwas nicht „in der Schreibtischstube“ wegschieben.“
Hupke bringt alternative Flächen wie das nördliche Rheinufer oder das Außengelände der Messe ins Spiel. „Früher wurde zusammen nach Lösungen gesucht. Heute spricht niemand mit keinem.“