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Nach Sperrung wegen SchadstoffenUnterstufe darf wieder in Kölner Kolkrabenschule

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Außenansicht der Kolkrabenschule in Köln, einer Förderschule für Geistige Entwicklung.

Die Unterstufe kann wieder in der Kolkrabenschule unterrichtet werden.

Die Stadt Köln gibt teilweise Entwarnung für die Förderschule Kolkrabenweg. Nicht alle Räume sind von erhöhten Schadstoffwerten betroffen. Doch für die älteren Jahrgänge ist weiterhin kein Platz.

Ein kleiner Lichtblick für die Kolkrabenschule: Für die Schülerinnen und Schüler im Grundschulalter kann der Unterricht in der Förderschule in Vogelsang ab sofort weitergehen. Aber die Oberstufen und die Berufspraxisstufen müssen an die Gesamtschule Weidenpesch an der Escher Straße ausweichen. Dort soll es nach den Herbstferien losgehen.

Auf Anfrage der Rundschau erklärte die Stadt Köln, es lägen jetzt Messergebnisse für das gesamte Gebäude Kolkrabenweg 8 - 10 vor: „Keiner der Räume, die zunächst vorsorglich gesperrt wurden, weist eine erhöhte Naphtalin-Belastung auf. Diese Räume können also ab sofort wieder genutzt werden, für die Unterstufe ist der Unterricht im Kolkrabenweg wieder möglich.“

Gesperrt bleiben jedoch die Räume, in denen bei Messungen Anfang September erhöhte Naphtalin-Werte in der Raumluft festgestellt wurden (die Rundschau berichtete). In einigen Räumen lagen die Werte über einem ersten Schwellenwert, in manchen sogar über dem zweiten. Für die drei Oberstufen der Schule und die Berufspraxisstufen heißt das: immer noch kein Unterricht. Sie sollen in einem freien Teil der Containeranlage der Gesamtschule Weidenpesch unterkommen. „Der Standort Escher Straße wird derzeit für die Bedürfnisse der Förderschule vorbereitet und eingerichtet“, sagt die Stadt.

Kölner Förderschule: Parkettkleber soll die Schadstoffquelle sein

Wie lange die Sanierung der betroffenen Räume dauern wird, kann die Stadt nicht sagen. Ein externer Gutachter erarbeite jetzt ein Konzept. Zu den Messungen war es gekommen, weil es in einem Raum Beschwerden über Geruch gegeben hatte. Die Schule wurde vorsorglich ganz geschlossen, nachdem erste Messungen in einigen Räumen die erhöhten Werte ergeben hatten. Quelle des Naphtalins soll der Parkettkleber sein, mit dem der Boden vor Jahrzehnten verlegt wurde.

Türschild der Kölner Kolkrabenschule.

Die Kölner Kolkrabenschule ist eine Förderschule mit dem Schwerpunkt Geistige Entwicklung.

Die Schließung traf die Schule zu einer Zeit, in der sie sowieso schon mit großen Platzproblemen und den improvisierten Lösungen der Stadt zu kämpfen hat. So wurde der Schule zum Ende des vergangenen Schuljahres mitgeteilt, dass nach den Sommerferien ein Teilstandort an der Zusestraße eingerichtet werde. Dort ist das Gymnasium Zusestraße noch im Aufbau, hat also noch wenige Schüler und deshalb freie Räume. Damit sollte für 50 weitere Erstklässler mit dem Förderbedarf Geistige Entwicklung Platz geschaffen werden, die sonst nirgendwo im Stadtgebiet untergebracht werden konnten.

Die Schüler und Schülerinnen der Mittelstufe vom Kolkrabenweg werden jetzt seit Beginn des Schuljahres an der Zusestraße unterrichtet. Der Rat soll jetzt in der Sitzung am Dienstag, 1. Oktober, die Einrichtung dieses Teilstandortes rückwirkend beschließen.

Die Schulkonferenz der Kolkrabenschule hatte erst kurz vor dem Naphtalin-Vorfall eine schriftliche Stellungnahme abgegeben, in der sie die Schwierigkeiten eines so kurzfristig eingerichteten zweiten Standortes beschreibt: Materialien, Tische und Stühle, auch für motorisch beeinträchtigte Kinder, konnten nicht rechtzeitig bestellt werden, Konzepte für die Organisation von Schule an zwei auseinanderliegenden Standorten sind nicht durchdacht. Schwer beeinträchtigten Kindern werde zur Zeit neben sieben Stunden Unterricht noch ein vierstündiger Transport abverlangt, weil der Schülerspezialverkehr noch nicht auf die neuen Touren eingestellt sei. Es fehlten Sicherheitsmaßnahmen an Türen und ein stabiler Zaun ums Gelände.

Köln: Förderschule gesperrt und Schüler nach Hause geschickt

Die Kritik in der Stellungnahme lautet vor allem: Die Schule habe schon seit vier bis fünf Jahren auf den steigenden Bedarf an Plätzen hingewiesen. Statt diesen jedoch in der kurz- oder mittelfristigen Planung zu berücksichtigen, habe die Stadt erst reagiert, als es eigentlich schon zu spät war.

Jetzt ist der Crash da. Die neu eingeschulten Kinder mussten nach zwei Wochen Eingewöhnung direkt wieder nach Hause geschickt werden - weil die Räume durch die Schadstoffbelastung dringenden Sanierungsbedarf anmeldeten. Ein Teil der Schülerinnen und Schüler ist jetzt an der Zusestraße, ein anderer bald an der Escher Straße, so dass Schulleiterin, Lehrer und die Integrationshelfer demnächst drei Standorte betreuen müssen. Und an der Zusestraße ist auch nur bis 2028 Platz.

„Das Team bemüht sich sehr“, sagt Cristina Tettamanzi, die Vorsitzende der Schulpflegschaft, im Gespräch mit der Rundschau. Die Schule versuche, den Familien etwas anzubieten. Damit die Eltern wenigstens stundenweise entlastet wurden, gab es für die Unterstufe Angebote in der Turnhalle und 18 Notplätze. Mit den älteren Schülerinnen und Schülern macht das Team Ausflüge.

Sie sieht die Stadt in der Pflicht, Lösungen für die Situation zu finden: „Das Problem ist, dass es zu wenig Räumlichkeiten gibt. Und das ist Sache des Schulträgers.“ Am Dienstag, 8. Oktober, lädt die Schule zum Elternabend in die Turnhalle am Kolkrabenweg ein. Schulträger und Gesundheitsamt sollen dort zur Schadstoffbelastung informieren und Fragen der Eltern beantworten.