Verhalten jeck eröffneten Närrinnen und Narren in Kölner Stadtteilen den Straßenkarneval – ohne Bühnenprogramme, große Auftritte, Livemusik und allgemeine Schunkelstimmung. Dazu dürfte außer den Corona-Restriktionen auch die Nachricht vom Krieg in der Ukraine beigetragen haben.
111 Luftballons in Porz
111 Luftballons schickte das Porzer Dreigestirn am Fastelovendsplätzchen in den Himmel. Wo sonst viele Hundert Kostümierte vor einer Bühne in der Fußgängerzone feiern, trafen sich jetzt vor allem diejenigen, die über das Tagesprogramm der Tollitäten informiert waren. Die drei besuchten später das Rathaus und corona-konforme, kleine Feiern. „Zufällig“ war um Elf Uhr Elf auch Bezirksbürgermeisterin Sabine Stiller zur Stelle.
Porzer Dreigestirn fährt durch die Veedel
Das Kindertanzcorps der Blau-Wieße Funke Wahn, das im Familienkreis im Dechant-Scheben-Haus feiern wollte, bildete die bunte Kulisse fürs Dreigestirn samt Gefolge. Friedlich und so wie früher Karneval zu feiern – das wünschte Prinz Markus II. den Zaungästen.
Am Karnevalssonntag plant das Dreigestirn eine Rundfahrt durch alle Porzer Stadtteile und will die mancherorts zufällig versammelten Jecken von der Aussichtsplattform eines Busses grüßen.
Schlüsselübergabe in Köln-Ehrenfeld
In Ehrenfeld hat Bezirksbürgermeister Volker Spelthann für die Karnevalstage zumindest symbolisch die Kontrolle über das Veedel abgegeben: Seit 22 Jahren wird der Großen Karnevals Gesellschaft „Rheinflotte“ von 1951 e.V. Köln-Ehrenfeld an Weiberfastnacht der Schlüssel des Rathauses übergeben zur Eröffnung des Straßenkarnevals.
Nachdem die Tradition im letzten Jahr wegen der Pandemie ausfallen musste, freute sich Heinz Weiß, der Präsident der Rheinflotte, seine Mitkarnevalisten in diesem Jahr im Innenhof der Pattenhalle begrüßen zu dürfen: „Es ist schön, so viele Gesichter, Uniformen und Farben zu sehen, die wir in den letzten Jahren vermisst haben“, so Weiß, bevor ihm Volker Spelthann den symbolischen Schlüssel zum Veedel überreichte.
Ernste Töne zum Krieg in der Ukraine
„Ich weiß, das der Schlüssel bis Dienstagabend bei euch in vertrauensvollen Händen ist“, sagte Spelthann, stimmte angesichts der Eskalation im Ukraine-Konflikt aber auch ernste Töne an: „Gleichzeitig ist heute ein rabenschwarzer Tag für den Frieden in Europa“, verkündete der Bezirksbürgermeister und appellierte an die Kölnerinnen und Kölner, dieses auch während der Karnevalstage nicht auszublenden: „Unsere Gedanken sind bei den Menschen in der Ukraine, die um ihr Leben fürchten müssen – in Europa beginnt ein Krieg, dessen Dimensionen noch für niemanden absehbar sind.“
Sessionsauftakt in Köln-Nippes
Auch in Nippes wurde besinnlich gefeiert, im Angesicht der schwierigen internationalen Lage: Geglückt ist der traditionelle Sessionsauftakt der Nippeser Bürgerwehr auf dem Wilhelmplatz, der erstmals mit begrenztem Platzkontingent, 2G-Plus-Regelung und Einlasskontrollen stattfand. Dies tat der Stimmung jedoch keinen Abbruch, als um Punkt 9.11 Uhr die Nippeser Bezirksbürgermeisterin Diana Siebert und ihre Mitarbeiterin Kirsten Reinhardt dem Appelsinefunke-Präsidenten Michael Gerhold und seiner Entourage die Bezirksrathaus-Schlüssel übergaben.
Danach spielten unter anderem die Boore, Cat Ballou, Miljö, die Domstürmer und Et fussich Julchen, die das karnevalistische Treiben trotz Kriegsausbruch verteidigte: „Wir Karnevalisten sind die größte Friedensbewegung der Welt. Lasst uns die schwierige Zeit ein paar Stunden vergessen, gemeinsam schunkeln und den Fastelovend fiere!“.
1111 Tickets wurden vergeben
„Wir sind überglücklich, wieder hier sein zu können. Und aufgrund der Lockerungen konnten wir zum Glück 1111 Tickets statt der zunächst geplanten 750 Karten vergeben“, erläuterte Nippeser-Bürgerwehr-Pressesprecher Andreas Günneweg. „Binnen vier, fünf Stunden waren die zusätzlichen Karten vergriffen.“
An zwei Eingängen neben dem Taj Mahal ging es auf den Platz, bis zur Bühne vor der Wilhelmstraße. Zugleich verabschiedeten die Appelsinefunke unter großem Applaus ihr Funkemarieche Christina Pohl, die nach acht Jahren aufhört. Und für alle, die nicht dabei sein konnten, hatte das Traditionscorps einen Livestream vom Wilhelmplatz organisiert.