Motivierte Schüler demonstrierten in Ehrenfeld gegen Rassismus. „Vielfalt statt Einfalt“ prägte die Kundgebung am Lenauplatz eindrucksvoll.
Einsatz für Toleranz600 Schüler demonstrieren in Ehrenfeld gegen Rassismus

Empört, laut und bunt: Rund 600 Schüler trafen sich zur Kundgebung auf dem Lenauplatz.
Copyright: Hans-Willi Hermans
Rund 600 Schülerinnen und Schüler können ganz schön Radau machen. Das bewiesen die jungen Abgeordneten der Ehrenfelder Schulen, als sie am Freitag von verschiedenen Punkten des Bezirks aus in einem Sternmarsch zum Lenauplatz zogen, zum Teil waren sie auch mit der KVB unterwegs. Mit Trommeln, Tröten, Transparenten und Sprechchören machten sie dabei auf ihr Anliegen aufmerksam: „Wir sind bunt“, „Vielfalt statt Einfalt“, „Jeder Mensch ist gleich viel wert“ war auf den selbst gestalteten Plakaten der Kinder und Jugendlichen anlässlich des Internationalen Tags gegen Rassismus am 21. März zu lesen.
Schüler setzen Zeichen: Vielfalt und Solidarität auf dem Lenauplatz
„Die Schulparlamente haben über die Teilnahme abgestimmt, alle 27 Schulen haben sich dafür entschieden“, berichtete Verena Wergen, Leiterin der GGS Nußbaumer Straße stolz: Grundschulen, Gymnasien, Förderschulen – alle machten mit. Rund 600 Schüler, meist Mitglieder der Schulparlamente, hatten sich schließlich zur Abschlusskundgebung auf dem Lenauplatz versammelt: „Im vergangenen Jahr haben wir das zum ersten Mal gemacht, allerdings vor dem Bezirksrathaus. Rund um den Lenauplatz ist mehr los, die Veranstaltung erreicht hier mehr Menschen“, so Wergen.
Nachdem alle gemeinsam den „Stammbaum“ gesungen hatten, richteten Vertreter aller Schulen kurze, von lauten Beifallsbekundungen begleitete Grußworte an die Menge. Eine Oberstufenschülerin erzählte von einer befreundeten Familie, die einen Jungen adoptiert hatte. Nach den kürzlichen Diskussionen um eine verstärkte Abschiebung, war der Kleine weinend nach Hause gekommen, weil er befürchtete, er müsse nun Deutschland verlassen. „Für dieses Land muss man sich manchmal fremdschämen“, so die Schülerin. Andere meinten, ein Stimmenanteil von mehr als 20 Prozent für die AfD seien eine Schande für das Land, ein Grundschüler drohte tapfer: „Wenn unsere Freunde gehen müssen, gehen wir auch.“
Dass zahlreiche Ehrenfelder Schüler auch ganz unmittelbar betroffen sind, zeigte die Geschichte eine Schülerin, die aus Syrien flüchten musste und Schwierigkeiten beim Neustart hatte. Auch wegen Mobbings durch Mitschüler.
Auf dem Lenauplatz aber wurde eine ganz andere Haltung erkennbar: „Werdet immer so laut wie heute, wenn jemand gemobbt wird“, unterstützte Bezirksbürgermeister Volker Spelthann das Engagement in seinem Grußwort: „Heute seid ihr unser Ehrenfelder Leuchtturm gegen Hass und Rassismus, für Toleranz und Vielfalt.“ Nicht nur das Negative zu betonen, sondern die positiven Einstellungen in den Vordergrund zu rücken, die Schüler darin zu bestärken, hält Thomas Zaczek, Leiter der Eichendorff-Realschule, für die richte Strategie: „Und im nächsten Jahr werden wir das ganz sicher wiederholen.“