Die Kinder stellten sich Lokalpolitikerinnen und -politikern vor und zeigten, dass sie mehr sind, als ihr Migrationshintergrund.
Internationaler Tag gegen RassismusGrundschulkinder brechen in Köln-Mülheim mit Vorurteilen auf

Kinder der Grüneberg-Schule zogen mit ihren selbsterstellten Plakaten stolz um den Markt.
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„Wenn ich Bürgermeisterin von Mülheim wäre, kommen alle rassistischen Menschen in ein Land, wo sie selbst Rassismus spüren, damit sie wissen, wie das ist“, sagt Jinan, eine Schülerin der Gemeinschaftsgrundschule An St. Theresia Köln-Buchheim. Sie spricht aufgeregt aber bestimmt in ein Mikrofon und gibt es wenig später an ihre Sitznachbarin.
Am Freitagnachmittag sitzen Kinder der Grundschulen GGS An St. Theresia und GGS Langemaß im VHS-Saal des Bezirksrathaus Mülheim. Zwischen ihnen sitzen unter anderem Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs (SPD), seine Stellvertreterin Annika Hilleke (Bündnis 90/Die Grünen9) und Vedat Akter (Die Linke) und hören ihnen aufmerksam zu.
Köln-Mülheim: Grundschulkinder stellen sich und ihre Vielfalt vor
Der 21. März ist der internationale Tag gegen Rassismus und die Schulen haben gemeinsam mit dem Jugendhaus Treffer eine Aktion zu diesem wichtigen Tag entwickelt. „Die meisten unserer Kinder haben internationale Familiengeschichten“, sagt Schulsozialarbeiterin Sema Tunç, „dieses Potenzial wird in unserer Gesellschaft häufig nicht wahrgenommen. Die Kinder werden auf ihren Hintergrund reduziert und ihre Eigenschaften werden ignoriert“.
Dieses einseitige Narrativ müsse aufgebrochen werden, deshalb ging es am Freitag um die Kinder. Sie kommen zu Wort, stellen sich vor, ihre Interessen und Stärken. Im Stuhlkreis wurden ihnen sechs Fragen gestellt. Schon die erste Frage „Wer bin ich, wo bin ich geboren?“ zeigte die Vielfalt der Schülerinnen und Schüler. Einige sind im Ausland geboren, andere in Deutschland, viele ihrer Eltern kommen aus diversen Ländern und die meisten von ihnen sprechen mehrere Sprachen.
Vielfalt zog sich weiter durch die Antworten. Ging es um ihre Talente und Interessen nennen sie alles von Freunde treffen, Malen und Fußball bis Zaubern und Politik. Auch ihre Pläne für die Zukunft sind bunt. Viele von ihnen wollen Berufe haben, mit denen sie Menschen helfen können.
Der internationale Tag gegen Rassismus ist am 21. März
„Jedes Kind ist so besonders und das wurde heute sehr deutlich“, fasst Lutz Gebhard von Jugendhaus Treffer es später zusammen. Auch bei der Frage, was sie als Bürgermeisterinnen und Bürgermeister von Mülheim machen würden, zeigte sich das. Sie wollen dafür sorgen, dass alle Menschen Wohnungen bekommen, wollen günstigere Preise, weniger Müll, mehr Spielplätze. „Das Wichtigste ist, dass jeder willkommen ist“, sagt Younes.
Zwischendrin wurde zudem ein Video der GGS Langemaß gespielt, dass Bilder zeigt, die die Kinder gemalt haben. Sie zeigen darauf, wie die Welt aussehen soll, auf der sie leben wollen. Auch hier wurden die gleichen Wünsche und Ziele deutlich.

Die Kinder der GGS An St. Theresia und GGS Langemaß stellten sich Lokalpolitikerinnen und -politikern vor.
Copyright: Rika Kulschewski
Bei der Frage, wo die Kinder in Mülheim am liebsten sind, nannten die Kinder dann vor allem eine Antwort häufig: der Wiener Platz. Dort gebe es besonders viele Dinge, zum Einkaufen aber auch Spielen. „Wir müssen den Kindern zuhören“, resultiert Norbert Fuchs, „wenn sie den Wiener Platz so toll finden, muss das einen Grund haben“.
Fuchs bedankte sich herzlich bei den Kindern und versicherte ihnen, dass sie in Mülheim willkommen seien. Auch Hilleke und Akter betonten, dass sie sich das Gleiche wünschen, wie die Kinder. „Ich habe nach heute ganz viel Hoffnung, dass mit so tollen Kindern wie euch, ganz viel erreicht werden kann“, sagte Hilleke.
Kölner Grundschulen entwickeln Aktionen gegen Rassismus
Die Profile der Kinder, mit ihren vielfältigen Antworten stellten sie zum Schluss in einer Vitrine im Bürgeramt aus. „Die Flucht- und Migrationsgeschichten sind ein Teil der Kinder, aber sie sind nicht ihre gesamte Identität“, sagt Gregor Stiels, Schulleiter der GGS An St. Theresia, „Das muss unbedingt aufgebrochen werden. Wir hoffen, dass die Ausstellung dazu beitragen kann.“
Der internationale Tag gegen Rassismus ist auch an weiteren Grundschulen in Köln Anlass für Aktionen gewesen. So haben sich die Kinder der Grüneberg-Schule in Kalk am Freitag auf dem Schulhof versammelt und sind mit ihren selbsterstellten Plakaten stolz um den Markt gezogen. Dabei riefen sie lautstark „Wir sind bunt“ und „Schule gegen Rassismus“ und zeigten Plakate mit der Aufschrift „Wir leben Vielfalt“, was einige Passanten zu spontanem Applaus veranlasste.
Vielfalt als große Zukunftschance wurde dann auch bei dem sich anschließenden Frühlingsempfang deutlich, den die Schule zum ersten Mal veranstaltete. Hier tauschten Ehrenamtliche, Vertreter der Stadt, Eltern, Projektpartner und Lehrkräfte ihre unterschiedlichen Blickwinkel, Erfahrungen und Ideen für die vielfältigen Kinder der Grüneberg-Schule miteinander aus.