Kritik an Kölner FeierndenWird der Alpenerplatz zu einem neuen Brüsseler Platz?
Ehrenfeld – Bei gutem Wetter erfreut sich der Alpenerplatz mit dem ikonischen, bunten Trafohäuschen großer Beliebtheit unter den Ehrenfeldern: Auf der Mauer sitzen zahlreiche Menschen, essen Pizza und lassen die Woche bei einem Feierabendbier Revue passieren.
So lebendig wie heute ging es hier aber nicht immer zu: Zu Beginn des 19. Jahrhunderts legte die Gemeinde Bickendorf auf der Fläche des Platzes einen Friedhof an, doch schon im Jahr 1854 fand diese Nutzung ein Ende, die Gebeine wurden auf den Westfriedhof umgebettet. Auf den ehemaligen Zweck des Platzes weist noch heute ein Wegekreuz vor Ort hin.
Früher ein Treffpunkt für Drogensüchtige
Ansonsten hat lange nichts an die einst sakrale Nutzung des Alpenerplatzes erinnert, der mit der Zeit immer mehr verwahrloste: Statt Trauergesellschaften pilgerten immer mehr Alkohol- und Drogenabhängige zu dem beschaulichen Plätzchen, an dem im Jahr 2000 sogar ein Spritzenautomat installiert wurde: „Es war hier wirklich sehr dreckig, und im Gebüsch lagen Spritzen”, weiß Jörg-Tammo Reelfs, der seit 20 Jahren in der direkten Nachbarschaft des Platzes lebt: „Als ich herzog, war das hier noch Dunkel-Ehrenfeld.”
Reelfs engagiert sich in der Interessengemeinschaft (IG) Alpenerplatz, die sich 2011 gegründet hat. Der Stein des Anstoßes war damals nicht nur der schlechte Allgemeinzustand des Platzes, sondern auch eine Aktion der benachbarten Astrid-Lindgren-Grundschule: Die Kinder hatten den Platz als Angstraum beschrieben, als gruselig und dunkel. Zusammen mit der Grundschule startete die IG so eine Initiative zur Verschönerung des Platzes - die Kinder sollten sich auf dem Schulweg nicht mehr ängstigen müssen und die Anwohner einen Ort der Begegnung erhalten.
Die IG Alpenerplatz, bestehend aus Geschäftsleuten und Nachbarn, kümmert sich seitdem um die Bepflanzung und die Gestaltung. Sie ließ neue Mülleimer aufstellen und eine Sitzauflage an der Mauer anbringen, die den Spitznamen „Ehrenfelder Xylophon” trägt. Auch organisierte die IG Feste auf dem Platz und sorgte dafür, dass er zu einem beliebten Ort im Veedel wurde.
Kritik an Entwicklung des Alpenerplatzes
Trotz der positiven Veränderungen betrachtet Jörg-Tammo Reelfs die Entwicklung des Platzes durchaus kritisch: „Früher gab es hier eine richtige Eckkneipe und einen kölschen Metzger”, erzählt er, „die sind jetzt aber weg, weshalb mir hier der kölsche Einschlag fehlt.”
Reelfs gefalle es zwar, dass sich die Menschen nun wohler auf dem Platz fühlen, dass aber gerade an den Wochenenden viele zum Trinken und Feiern herkommen, stört ihn doch ein wenig – oder besser gesagt, das, was die Leute hinterlassen: „Müll ist eindeutig das größte Thema”, erklärt er, „die Menschen lassen einfach alles liegen, obwohl es hier an jeder Ecke einen Mülleimer gibt.” Auch würden die Feiernden ihre Notdurft im wenigen Buschwerk des Platzes verrichten.
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Um der Menge an Müll, Pizzakartons und leeren Flaschen Herr zu werden, hat die IG neben neuen Mülltonnen auch eine Holzkiste auf den Platz gestellt, die der Sammlung der Pfandflaschen dienen sollte. Stattdessen aber wurde der Kasten nur kurze Zeit später geklaut – frustrierend für Reelfs und seine Mitstreiter, die ihre Freizeit in den Platz investieren: „Unser Hauptziel ist nach wie vor die Umgestaltung des Platzes unter der aktiven Beteiligung der hier lebenden Menschen”, erklärt Reelf, während er einen Satz Blumen in einen der Pflanzkübel bettet. So wie momentan mit dem Platz umgegangen wird, gehe es hingegen nicht weiter: „Das hier ist kein Freizeitpark, und wir wollen auch nicht der Brüsseler Platz sein.”