Corona-PandemieBeratungsstellen warnen vor Ausgrenzung von Geflüchteten

Abgeriegelt: Mehr als 2000 Geflüchtete – hier die Unterkunft Herkulesstraße – waren voriges Jahr in Köln in Quarantäne.
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Köln – Die Corona-Pandemie ist für viele eine Belastung, besonders hart trifft es aber geflüchtete Menschen. Das berichten Kölner Flüchtlingsberatungsstellen jetzt auf einer gemeinsamen Pressekonferenz. „Ein schwerwiegendes Problem ist die eingeschränkte Erreichbarkeit der Behörden“, sagt Annette de Fallois vom Diakonischen Werk Köln und Region. Ausländerbehörde, Jugendamt oder Jobcenter bieten kaum noch persönliche Termine an, die Kommunikation laufe größtenteils schriftlich ab.
„Es scheitert bereits oft daran, dass die Betroffenen nicht die technischen Voraussetzungen haben, etwa WLAN, eine Mailadresse, einen Drucker oder Scanner“, so de Fallois. Das verzögere oft einzelne Verfahren, steigere die Unsicherheit bei den Geflüchteten und führe in Einzelfällen dazu, dass Menschen keine gültigen Papiere mehr haben. Das Diakonische Werk fordert daher eine fristgerechte postalische Verlängerung der Aufenthaltspapiere, telefonische Erreichbarkeit der Ämter sowie persönliche Termine.
Fristen laufen weiter
Während viele Angebote und Vorgänge während der Krise, ruhten, sagt Susanne Rabe-Rahman vom Kölner Caritas-Verband, laufen Fristen für die Geflüchteten jedoch weiter. Abschiebungen und gescheiterte oder verzögerte Familienzusammenführungen seien die Folge. „Wir fordern von der Politik eine Sicherstellung der Bearbeitung von Anträgen auf Familienzusammenführung und eine Aussetzungen der Abschiebungen in Zeiten der Pandemie“, so Rabe-Rahman.
Auch die Bildungssituation habe sich verschärft, sagt Nicola Markgraf von Rom e. V. Am Beispiel einer achtköpfigen Romafamilie berichtet sie, wie weit die Benachteiligung in Ausbildung und Beruf geht. „Die Kinder sind zwischen drei und 17 Jahren alt, der Unterricht findet aktuell nur online statt. Die Familie besitzt ein einziges Handy, ein digitales Gerät von der Stadt haben sie nicht bekommen“, sagt Markgraf. „Die Corona-Krise wirft Licht darauf, wo sowieso schon Benachteiligung stattfindet.“
Enorme psychische Belastung durch Isolation
Nach Ausbrüchen in Gemeinschaftsunterkünften fordert der Kölner Flüchtlingsrat eine schnelle Auflösung aller Unterkünfte ohne abgeschlossene Wohneinheiten. Wichtig sei aber auch eine stärkere Aufklärung. „Zum Teil waren Familien wochenlang in Quarantäne, die noch nicht einmal das Virus hatten. Die komplette Einrichtung wurde isoliert“, sagt Geschäftsführer Claus-Ulrich Prölß. Das sei eine enorme psychische Belastung, sagt auch Elahe Sadr von Agisra e.V. Das „Eingesperrt sein“ sei manchmal auch retraumatisierend.
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„Geflüchtete klagen vermehrt über Kopf- oder Magenschmerzen, Schlaflosigkeit oder Panikattacken. Das Gefühl der Anspannung, von Ohnmacht und Verunsicherung ist groß.“ Mögliche Folgen seinen Suizidgedanken, Depressionen oder häusliche Gewalt.