Der 17-jährige Justin tritt im Circus Roncalli an der Flying Pole auf, sein Vater Patrick Philadelphia ist bereits seit 1995 in verschiedenen Positionen bei Roncalli.
Circus Roncalli in KölnPatrick Philadelphia ist Geschäftsführer, sein Sohn Justin ist Artist
Dass Justin Philadelphia eines Tages bei der großen Tournee in der Manege stehen würde, war eigentlich seit seiner Geburt klar. Seit jeher lebt er im Circus Roncalli und begleitet die Artisten von Stadt zu Stadt, länger an einem Ort war er eigentlich nie. Den „Großen“ schaute er bei der Arbeit zu und arbeitete selbst an seinen ersten Auftritten. Beim Gastspiel in Bremen und beim Weihnachtszirkus in Berlin sammelte er im vergangenen Jahr bereits Erfahrung. Und nun ist er erstmals Teil des Kölner Gastspiels.
Bei der Premiere auf dem Neumarkt betritt der 17-Jährige die Manege mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Und liefert ab. An der sogenannten Flying Pole, einer beweglichen Stange, wirbelt er zu den Klängen der Beatles durch die Luft. Großer Applaus. „Das Publikum ist super hier in Köln. Die Leute geben sehr viel Energie und die Musik ist immer wieder sehr erfrischend für mich“, sagt er. Lob für den Auftritt gibt es auch von Justins Vater. „Wenn du zu schüchtern bist, dann wird es schwer. Du brauchst eine gewisse Präsenz. Und das hat er wirklich gut gemacht“, sagt Patrick Philadelphia, der nicht nur Vater, sondern auch Geschäftsführer der Roncalli-Unternehmensgruppe ist.
Familie Philadelphia: Seit Generationen mit dem Zirkus verbunden
Seine Familie ist seit über 250 Jahren fest mit dem Zirkus verbunden. Die Geschichte der Philadelphias geht zurück auf den Magier Jacob Meyer. Die Chancen, mit diesem deutschen Namen in den USA erfolgreich zu sein, schätzte er als relativ gering ein. Und weil er gerade in Philadelphia war, trat er fortan einfach als Magier Philadelphia auf. Eine Nachfahrin, Friederike Philadelphia, heiratete in den Circus Krone ein, in dem später auch Patrick Philadelphia geboren wurde und aufwuchs. „Artist wollte ich aber nie werden“, sagt er. „Ich habe mich eher für die Technik und die Zusammenstellung des Programms interessiert.“
1995 kam er über Umwege zum Circus Roncalli und durchlief seitdem zahlreiche Stationen. In der Manege stand er als Sprechstallmeister, eine Position, die es heute nicht mehr gibt, auch die Rolle als Regisseur übernahm er. Schon seit vielen Jahren ist er für die Logistik und den Aufbau des Roncalli-Zelts zuständig. „Ich kenne fast jede Schraube hier, weiß, wie es in der Manege vor sich geht und wie man einen Zirkus von A nach B transportiert.“
Mit dem Zirkustraining startete Justin bereits früh. „Viele Kleinigkeiten“ zeigte ihm seine Mutter. Irgendwie kam er dann zur sogenannten Chinese Pole, einer stabilen und mit Gummi überzogenen Stange, an der akrobatische Tricks ausgeführt werden. „Weil das echt viele Artisten machen, bin ich auf die Flying Pole gewechselt.“
Circus Roncalli: Jubiläum 2026 ein schönes Ziel für Justin Philadelphia
Schon Justins 28-jährige Schwester Geraldine war ein Zirkuskind, aktuell arbeitet sie in einer Show in Las Vegas. Bevor sich auch Justin ganz auf das Geschehen in der Manege konzentrieren kann, muss er sich derzeit noch einem anderen Thema widmen. „In fünf Wochen habe ich meine letzten Prüfungen für die Mittlere Reife“, sagt er. Deswegen ist er mit seiner Flying Pole nur vereinzelt in der Show zu sehen. „Ich muss noch ein bisschen warten, bis ich regelmäßig auftreten kann, auch wenn es mir schwerfällt.“ Wie es nach dem Schulabschluss weitergeht, ist noch offen. Vielleicht mit dem Fachabitur. Es gebe schließlich auch ein Leben nach dem Zirkus, mahnt sein Vater. Auch außerhalb von Roncalli soll er Erfahrungen in der Zirkuswelt sammeln. Frischer Wind, neue Gesichter, neue Kontakte. All das sei in der Branche schließlich wichtig.
Ein schönes Ziel für ihn sei das 50-jährige Jubiläum in zwei Jahren, das der Circus Roncalli auch auf dem Neumarkt feiern wird. Fast sein ganzes Leben ist Justin Philadelphia umhergereist. In Köln ist Justin immerhin zeitweise zur Schule gegangen. „Ich kenne Köln wirklich gut“, sagt er. In Burscheid im Bergischen Land hat die Familie Philadelphia Haus. „Aber wenn mich jemand fragt, wo meine Heimat ist, dann ist das eindeutig der Zirkus.“ Eine schöne Antwort, findet auch sein Vater.