Streit um RegenbogenfahnePfarrer entfernt Symbol der Schwulen- und Lesbenbewegung
Köln-Esch – Sie sollte ein Zeichen des Protests sein gegen die Entscheidung des Papstes, homosexuellen Paaren den kirchlichen Segen zu verweigern: Eine Woche vor Palmsonntag wurde eine Regenbogenfahne an der Kapelle in Auweiler angebracht. Die kleine Kapelle wird von den Dorfbewohnern liebevoll gepflegt. Marco Göhre, der direkt gegenüber wohnt, hat den Schlüssel für die Kapelle. „Sie ist ein Ziehkind zweier Eltern, des Dorfvereins und der Pfarrgemeinde.“
Solidarität mit Schwulen- und Lesbenbewegung
Hinter der Fahnen-Aktion stecken engagierte Gemeindemitglieder der Pfarrei St. Martinus in Esch. Unterstützerinnen und Unterstützer finden sich auch über den harten Kern der Gemeinde hinaus. Auf der Facebook-Seite „Auweiler – Perle des Kölner Nordens“ gibt es viel Lob, aber auch nachdenkliche Stimmen. So schreibt ein Kritiker: „Für mich ist die Regenbogenfahne ein Zeichen des Evangeliums der Friedensbewegung und ein Symbol der Lesben-und Schwulen-Bewegung, und wenn der Hausherr die Fahne nicht an seinem Haus haben möchte, sollte man das akzeptieren.“
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Der Post nimmt Bezug auf das, was sich wenige Tage nach der Anbringung der Fahne abgespielt hat. „Einmal wurde die Fahne von einem unbekannten Pärchen gestohlen“, erzählt Göhre. Dann nimmt Hausherr und Gemeindepfarrer Pater Georg del Valle die Sache selbst in die Hand. Del Valle gibt in einem schriftlichen Statement zu Protokoll, dass ihn Anwohner und Gemeindemitglieder aufgefordert hätten, die an der Kapelle befestigte Regenbogenfahne zu entfernen. Im Rahmen seiner Krankenbesuchsrunde sei er dann am Gründonnerstag an der Kapelle vorbeigekommen, um diesen Wunsch zu erfüllen.
Pfarrer entfernt Fahne wegen Ostern
Dabei kam er Marco Göhre nur wenige Augenblicke zuvor: „Ich wollte die Fahne an dem Tag sowieso abhängen, denn an Ostern sollte die Fahne dort nicht hängen. Das hätte auch mit meiner religiösen Überzeugung nicht zusammengepasst.“
Pater del Valle, der die Gemeinde seit zwölf Jahren betreut, erklärt in seiner Stellungnahme: „Die Kar- und Ostertage sind die feierlichsten Tage im ganzen Kirchenjahr. Erfreulicherweise kam mir ein netter Herr entgegen. Wir sind alte Bekannte. Er trug jetzt allerdings selbst eine kleine Leiter und in der Hand eine Zange, um, wie er mir sagte, die Fahne über die hohen Feiertage abzuhängen. Ich war dem Abhängen der Fahne also lediglich um einige Augenblicke zuvorgekommen. Das ist schlicht erzählt der ganze Sachverhalt. Wer darüber mit mir ins Gespräch kommen möchte, kann sich gerne bei mir melden.“
Jetzt drei Fahnen statt nur einer
Um dem formaljuristischen Disput um das Hausrecht in der Marienkapelle von Auweiler aus dem Weg zu gehen, haben die Gemeindemitglieder um Marco Göhre mittlerweile eine andere Lösung gefunden: Sie haben drei Masten aufgestellt, an denen nun jeweils eine Regenbogenfahne flattert. Auf Privatgrund und in so luftiger Höhe, dass niemand sie mehr entfernen kann. Dazu wurde ein Aushang angebracht, der von 14 Familien aus der Gemeinde St. Martinus namentlich unterzeichnet wurde. Darin heißt es: „Die Regenbogenfahne ist für uns Zeichen einer Gemeinde, die vielfältig und bunt sein darf und in der jeder Mensch so angenommen und respektiert wird, wie er ist, nämlich als Abbild Gottes.“