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„Auf die jungen Menschen zugehen“Kölner Ausbildungsmarkt: Es gibt einen positiven Trend bei Handwerk und Industrie

Lesezeit 3 Minuten
Eine junge Frau in einem Pullover steht mit Ohrschützern an einer Maschine.

Lara Zimmermann ist im dritten Ausbildungsjahr beim Sanitätshaus Malzkorn in Köln und hat ihren Übernahme-Vertrag bereits sicher.

Nach mageren Corona-Jahren zeigt das Ausbildungs-Barometer in Köln wieder nach oben.

Lara Zimmermann wusste ganz genau, was sie wollte. „Ich habe mich für das Thema Orthopädie und Prothesen interessiert. Von daher habe ich mich sehr bewusst bei Malzkorn gemeldet und beworben. Es hat einfach gepasst.“ Sie ist eine von sieben Azubis bei 40 Mitarbeitenden in dem Fachbetrieb sich Orthopädietechnik und hat ihren Übernahmevertrag bereits sicher.

„Im Handwerk haben wir weniger Probleme, Auszubildende zu finden. Die haben oft sehr klare Vorstellungen. Schwieriger ist es im kaufmännischen Bereich. Da müssen wir proaktiv auf die jungen Menschen zugehen“, erklärt Prokurist Sebastian Fischer. Was nichts anderes heißt, als über Online-Plattformen Profile zu sichten und sich gegebenenfalls selbst bei den entsprechenden Kandidaten zu melden.

Unternehmen werben um Azubis

Insbesondere mittelständische Unternehmen müssen sich mittlerweile einiges einfallen lassen, um Nachwuchs zu akquirieren. Insgesamt aber, so bestätigen Arbeitsagentur wie Industrie- und Handelskammer (IHK) und Handwerkskammer (HWK), sieht man durchaus wieder etwas optimistischer in die Zukunft. Es gibt ein deutliches Plus bei den abgeschlossenen Ausbildungsverträgen, mehr Bewerberinnen und Bewerber und ein großes Interesse an Ausbildungsbörsen und Messen.

„Der Ausbildungsmarkt erholt sich spürbar“, sagt Vera Lange von der IHK. Bis Ende Februar wurden im Kammerbezirk 1296 neue Ausbildungsverträge in rund 200 Berufen abgeschlossen. „Unser verstärktes Angebot zur Berufsorientierung zahlt sich aus“, sagt Lange insbesondere im Hinblick auf Info-Veranstaltungen und Ausbildungsbörsen.

Ausbildung im Handwerk ist gefragt.
Simone Marhenke, Handwerkskammer zu Köln

„Ausbildung im Handwerk ist gefragt“, bestätigt auch Simone Marhenke von der Handwerkskammer. Die Kammer verzeichnet allein für den Zeitraum Oktober bis März ein Plus von 245 Neuverträgen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Und das bereits vor der größten Ausbildungsmesse für das Handwerk in der Region, dem Azubi Meetup in der Lanxess-Arena am Dienstag, 7. Mai.

Die Agentur für Arbeit untermauert den Trend ihrerseits mit deutlichen Zahlen. 4361 Bewerberinnen und Bewerber sind eine Steigerung von rund 24 Prozent gegenüber 2023, das allerdings nach zwei Corona-Jahren noch schwach ausfiel. Die Zahl der freien Stellen liegt laut Agentur bei 4788, damit wäre das Verhältnis rein rechnerisch fast ausgeglichen. Allerdings, erklärt Stephanie Lewejohann von der Kölner Arbeitsagentur, finde nicht jeder Bewerber eine passende Stelle: „Viele Bewerber brauchen Unterstützung durch die Berufsberatung und finden nicht sofort einen Ausbildungsplatz.“


8,9 Prozent beträgt die Arbeitslosenquote in Köln im März 2024. Die Stimmung auf dem Arbeitsmarkt helle sich auf, erklärt Stephanie Lewejohann, operative Geschäftsführerin der Kölner Arbeitsagentur. Es sei eine leichte Frühjahrsbelebung zu spüren. Allerdings: Unverändert melden die Betriebe einen großen Bedarf an Fachkräften. Mehr als 5000 Fachkräfte werden zurzeit gesucht. Knapp ein Drittel aller Arbeitslosen hat keine Berufsausbildung und damit ein hohes Risiko, immer wieder arbeitslos oder gar langzeitarbeitslos zu werden. 54 277 Kölnerinnen und Kölner sind arbeitslos gemeldet. 3283 sind neu dazugekommen, 2939 Menschen haben einen neuen Job gefunden. Die Quote liegt etwas unter der des Vorjahres von 9,2 Prozent. Ausbildung, Fortbildung, Weiterbildung: Damit fasst Lewejohann die wichtigsten Faktoren zur Vermeidung von Arbeitslosigkeit zusammen. Aktuell sind mehr als 2500 Kölnerinnen und Kölner mit beruflicher Weiterbildung beschäftigt. Am 17. April beginnt die Jobmesse im Stadion, zwei Tage darauf die „Karrieretage Behörden“ in der Agentur für Arbeit am Butzweilerhof und am 23. April der Jobmarkt für Geflüchtete im Jobcenter Mülheim. www.arbeitsagentur.de