Schulklasse in Rheinkassel zu kleinSchüler sollen zum Unterricht nach Merkenich
Rheinkassel – Das kleine Schulgebäude in der Amandusstraße, das als Teilstandort der Gemeinschaftsgrundschule Spoerkelhof in Merkenich dient, sieht genau so aus, wie man sich eine beschauliche Dorfschule vorstellt.
Hierwerden vor allem Schüler aus Rheinkassel und Langel sowie aus Fühlingen unterrichtet. Wie am Merkenicher Hauptstandort lernen hier die Klassen eins und zwei gemeinsam, erst ab Klasse drei erfolgt der Unterricht für jede Klasse einzeln. Hier kennt man sich, denn die Schulgemeinschaft ist sehr überschaubar – insgesamt sind es weniger als hundert Schüler.
Die dritte Klasse soll umziehen
Im kommenden Schuljahr werden es noch weniger sein, denn die dritte Klasse soll von Rheinkassel an den Hauptstandort in Merkenich verlegt werden. Das teilte die stellvertretende Schulleiterin Cornelia Otto, die die Leitung kommissarisch ausübt, den Eltern der betroffenen Schüler mit. Der Grund ist die geringe Schülerzahl: Nachdem diese vor zwei Jahren bereits nur mit der geforderten Mindestgröße von 15 Jungen und Mädchen gebildet worden war, unterschreitet sie diese Größe inzwischen. Sie soll künftig daher mit der dritten Klasse am Hauptstandort zusammengelegt werden.
Eltern sind verärgert
Bei den Eltern stieß diese Entscheidung auf Ärger und Unverständnis. Drei Kritikpunkte führen sie an, allen voran die Kurzfristigkeit: Von der Mitteilung bis zum Beginn der Sommerferien blieben gerade einmal zwei Wochen. Diese erreichte die Eltern in einer Zeit der Reisevorbereitungen, was eine gemeinsam abgestimmte Reaktion schwierig machte. „Es kann nicht sein, dass man bei so einer Entscheidung zwei Wochen vor Ende des Schuljahres vor vollendete Tatsachen gestellt wird“, meint Mattis Dieterich, der Vorsitzende des SPD-Ortsverbands des Kölner Nordens, der von Eltern gebeten worden war, bei der Kommunikation mit den zuständigen Behörden behilflich zu sein.
Zweiter Kritikpunkt: Der Grund für die Verlegung ist nicht einsichtig. Zwar gibt es eine Mindestgröße für Schulklassen, ebenso gilt jedoch der Grundsatz, dass einmal gebildete Klassen erhalten bleiben sollen. „Von diesen Grundsätzen kann es Ausnahmen geben – genauer, weil Baumaßnahmen anstehen oder aus schulorganisatorischen Gründen“, weiß Dieterich, der bei zuständigen Fachverwaltung angefragt hatte, ob solche Gründe im konkreten Fall vorliegen.
Doch dort weiß man weder von dem einen, noch von dem anderen. „Aus Sicht der Kölner Verwaltung besteht keine Notwendigkeit für einen Umzug der Klasse“, teilte Dieterich den Eltern mit. Die Verwaltung ist jedoch nur für das Schulgebäude zuständig, der Schulbetrieb selbst unterliegt dem Land.
Künftiger Schulweg ist gefährlich
Drittens entzündet sich die Kritik am künftigen Schulweg ins mehrere Kilometer entfernte Merkenich. Denn dieser führt über die Alte Römerstraße, die die Eltern als wenig geeignet für ihre Kinder ansehen. „Es gibt es keine Straßenbeleuchtung, auf dem Weg brechen immer wieder Baumwurzeln durch“, so Claudia Kolb Wipperfürth, Mutter eines der betroffenen Schüler. „Die Kinder dort mit dem Fahrrad fahren zu lassen, ist viel zu gefährlich, auch weil viele Autofahrer mit bis zu hundert Sachen unterwegs sind.“ Zwar haben die Kinder die Möglichkeit, eine Buslinie zu nutzen, doch auch das ist für die Eltern nur eine suboptimale Lösung: Bei der ersten der beiden Merkenicher Haltestellen müssten sie die Baustelle der Leverkusener Brücke passieren, bei der zweiten eine dunkle Unterführung, die einen Angstraum darstellt.
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Bei einem Treffen der Eltern führte eine weitere Mutter ihr Unverständnis über die Maßnahme aus. „Gerade nach diesem schwierigen Corona-Jahr hätte es doch wirklich Sinn gemacht, eine Ausnahme von der 15-Schüler-Regel zu machen“, meinte sie. „Wenn sie in der vertrauten Umgebung in einem kleineren Verband weiter zusammenbleiben könnten, anstelle auseinander gerissen zu werden.“ Auch die nach wie vor bestehende Pandemielage und die Gefährdung der weitgehend ungeimpften Schüler wurde als Argument gegen eine Zusammenlegung genannt.
Anwohner verfassen Brief an Schulbehörde
Viel Zeit, sich gegen die Verlegung einzusetzen, bleibt den Eltern nicht, denn in wenigen Wochen beginnt das neue Schuljahr – nicht wenige äußerten den Verdacht, dass die Verlegung eben deswegen so spät bekannt gegeben wurde, um dem Protest den Wind aus den Segeln zu nehmen.
Nach dem ersten Treffen wurde daher ein Brief an die untere Schulbehörde verfasst, den nicht nur die betroffenen Eltern, sondern weitere 200 Einwohner der Rheindörfer, Vertreter der örtlichen Politik und der ansässigen Vereine unterzeichneten „Durch die Entscheidung wird das Gleichgewicht auf dem Schulhof der GGS Amandusstraße gestört“, fügten die Verfasser den bereits genannten Gründen hinzu. „Der Austausch mit der dritten Klasse hat sowohl für die jüngeren, als auch für die älteren Kinder der vierten Klasse große Bedeutung.“