Kommentar zum Ärger in LindweilerStadt Köln muss den öffentlichen Raum verteidigen
Köln-Lindweiler – Haus Baden hat vorgelegt, nun ist die Stadt am Zug. Die Shisha-Bar ist geschlossen und bleibt es auch. Die Immobiliengesellschaft hat Nägel mit Köpfen gemacht und das Ladenlokal erworben. Jetzt besteht die reelle Chance, dass sich etwas Grundlegendes verändert, und zwar zum Besseren. Die Stadt sollte beherzt zugreifen und in dem Ecklokal eine soziale Einrichtung ansiedeln (hier lesen Sie mehr). Denkbar wäre eine Suchtberatungsstelle, vielleicht in Kombination mit einem Anwohnercafé.
Im Marienberger Hof muss Sozialarbeit geschehen, die Stadt muss Präsenz zeigen. Die kostspielige Platzverschönerung war reine Kosmetik, das Problem liegt tiefer. Weil sich Ordnungsdienst und Polizei zu selten blicken lassen, haben Möchtegern-Sheriffs freie Bahn, wird besinnungslos getrunken, werden Corona-Regeln ignoriert. Die Stadt kann sich das nicht bieten lassen, als Ordnungsmacht muss sie den öffentlichen Raum als Raum für alle verteidigen.
In Köln-Lindweiler fehlt eine Kneipe
Der nächste Schritt wäre, auch das Kiosk-Ladenlokal zu erwerben. Die Menschen in Lindweiler brauchen keinen Kiosk – der „Frischmarkt Kurt“ hat täglich außer sonntags bis 20 Uhr geöffnet –, sondern eine Kneipe. Ja, Sie lesen richtig. Eine Stehkneipe, mit geregelten Öffnungszeiten, einem Ruhetag, geführt von einem Gastwirt alter Schule, der sich für seine Gäste verantwortlich fühlt. Der Kiosk dagegen ist de facto eine Guerillakneipe, rund um die Uhr geöffnet.
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Der Psychiater Andreas Heinz, der an der Berliner Charité zur Alkoholsucht forscht, sagte unlängst in einem Zeitungsinterview, Alkohol sei in der Gesellschaft verankert und könne nicht einfach verbannt werden. „Es ist kein Fortschritt, wenn in der Neubausiedlung allein zu Hause getrunken wird. In Kneipen trinken die Leute, ja, aber wenn sie Glück haben, gibt es dort wenigstens ein soziales Netzwerk.“ Der Arzt hat Recht. Suchtkranke haben Bedürfnisse, brauchen Halt. Respekt verdienen aber auch die Mieter am Marienberger Hof. Sie haben ein Anrecht auf Ruhe und ein gepflegtes Umfeld.