Maiwettbewerb in Köln-AuweilerDorfbewohner schmückten was das Zeug hält
Auweiler – Er lege Wert auf die Feststellung, dass die vier Jurorinnen zwar der Maigesellschaft angehörten, aber nicht im Vorstand säßen, der Wettbewerb also nach fairen Bedingungen verlaufe, scherzte Klaus Schiefer, Vorsitzender der Maigesellschaft „Greesberger“ aus dem beschaulichen Örtchen Auweiler. Die Jury, das waren Bettina Massenberg, Maike Maiberg, Simone Wenn und Elke Lüpschen.
Schönster Maischmuck wurde prämiert
Zweieinhalb Stunden lang spazierten sie durch Auweiler, begutachteten festlich geschmückte Vorgärten und Balkone, wählten am Ende die fünf schönsten Beispiele aus. Zu gewinnen gab es einen Geschenkkorb. Der Vereinsvorstand hatte Ende April einen Aufruf an alle Dorfbewohnerinnen und -bewohner gestartet, egal ob Vereinsmitglied oder nicht, Maischmuck im Vorgarten oder am Balkon anzubringen. Das Maifest ist in der dörflichen Tradition fest verankert, mit der Aktion sollte ein bisschen Feststimmung aufkommen, zumal im Jahr des 95-jährigen Vereinsbestehens.
Das ist Auweiler
uweiler hat aktuell rund 1600 Einwohnerinnen und Einwohn er, mit Esch bildet es einen Kölner Stadtteil. Vor der Eingemeindung 1975 gehörten beide Dörfer zu Pulheim-Sinnersdorf. 1936 gab es außer den acht Gutshöfen noch 27 Häuser, gruppiert um den Dorfanger, der durch Zuschüttung mehrerer Teiche entstanden ist.
Allein der Doktorshof ist heute noch ein landwirtschaftlicher Betrieb. Der Pohlhof ist inzwischen ein Restaurant mit Biergarten, die anderen Höfe wurden in Wohnanlagen umgewandelt.
Keine Ampel, keine Kirche – Stattdessen gibt es in Auweiler eine Wegekapelle. Einzige Einkaufsmöglichkeit ist der Kiosk. Der Doktorshof will demnächst Automateneinkauf anbieten.
Seit 1968 ist an der Gartenstraße die Landwirtschaftliche Versuchsanstalt beheimatet, auch die Landwirtschaftskammer NRW hat hier ihren Sitz. Das Gelände ist über 30 Hektar groß. Anfangs wurde nur Obstbau betrieben, seit den 70ern auch Gemüseanbau hinzu, seit 1978 mit ökologischer Ausrichtung.
Auch im vergangenen Jahr gab es eine Alternativaktion: Jedes Vereinsmitglied erhielt eine Flasche Kölsch und zwei Gläser, bedruckt mit der Aufforderung „Trink doch eine met un danz in d’r Mai“. Die Fotos vom Feiern zu Hause im Lockdown wurden auf der Vereinshomepage veröffentlicht.
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Maibaum steht in diesem Jahr wieder
„Maifest ohne Maibaum? Nicht noch einmal. Dieses Jahr gelang uns das Aufstellen Corona-konform. Das haben wir mit fünf Mann erledigt, alle hatten einen Schnelltest gemacht“, so Schiefer. „Wir müssen die Situation akzeptieren, das Wichtigste ist, dass alle gesund bleiben.“ Der 20 Meter hohe Baum steht auf dem Dorfanger. Die Menschen in Auweiler sind seit jeher pragmatisch. 1926 gründeten sie die Maigesellschaft „Greesberger“. Um von der Witterung unabhängig zu sein, verlegten sie das Maifest in den Juni, feierten in einer Scheune und nannten es „Stiftungsfest“. Seit Anfang der 80er Jahre findet es in der Mainacht statt, im beheizbaren Zelt.
Die Begutachtungstour der vier Jury-Damen startete an der Pescher Straße, von da ging es runter zum Hahnerweg, dann in den Akazienweg, zum Schluss ins Neubaugebiet Apfelsiedlung. Weil es ein Spaßwettbewerb war, waren die Kriterien locker, es zählte der spontane Eindruck: „Entweder schön oder nicht schön“, sagte Simone Wenn, „es sollte aber schon nach ein wenig Mühe aussehen.“ Einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten erkennbar Ehrgeiz entwickelt. Vor der historischen Hofanlage an der Pescher Straße etwa war ein Stillleben aufgebaut: Am Hoftor hingen grüne Zweige, daran ein rotes Herz, Stühle und Tisch luden zum Verweilen ein, dazu gab es Sektgläser und eine Flasche Maibowle.
Die Pescher Straße wird in Auweiler inoffiziell „Maiköniginnenallee“ genannt, der Festumzug führt hindurch, voran schreitet die Maikönigin in festlicher Robe. Auf einem Balkon standen gleich drei Maibäume auf einmal, dazu die Fahne der Maigesellschaft. Im Hahnerweg hatten Scherzbolde Kölschgläser und Bierflasche einladend platziert, die stellten sich aber als Attrappe heraus, waren auf dem Tisch festgeklebt – eine Verulkung, ganz typisch für die Mainacht. An einem anderen Haus wehte aus Blumenkästen ein Meer aus Kreppbändern, dazu gab es Schilder mit der derzeit beliebten Aufschrift „Bleibt gesund“.