Der Schwimmcontainer ermöglicht auf dem Hof der Kölner GGS Riphahnstraße in Chorweiler Kindern eine kostenlose, wohnortnahe Wassergewöhnung.
Wassergewöhnung für KinderSchwimmcontainer „Narwali“ feiert Premiere in Köln-Chorweiler
Die Geräuschkulisse stimmt schon mal. Fröhliches Kindergeschrei, gekreischt wird auch, Wasser platscht zwischen den spielenden Kids gegen die Wände des Beckens. Das liegt in einem Container, alles ist kleiner als im Schwimmbad, der Spaßfaktor aber mindestens genauso groß. Seit 1. Juli macht der Schwimmcontainer „Narwali“ auf dem Pausenhof der Gemeinschaftsgrundschule Riphahnstraße in Chorweiler Station. Zwölf Kinder in jeder der neun Gruppen gewöhnen sich hier gerade jeden Tag ans Wasser. Nach zwei Wochen bewegen sich die meisten von ihnen angstfrei im Becken, viele können die ersten Züge schwimmen oder untertauchen.
Der Schwimmcontainer des Landesprogramms „Narwali“ ist eine Premiere für Köln. Er kommt dahin, wo Bedarf ist, und ermöglicht den Grundschulkindern in ihren Sommerferien eine kostenlose Gewöhnung ans Wasser. Die erleichtert das anschließende Schwimmenlernen, und oft klappt es dann auch schneller. Das wesentlich von Land finanzierte Angebot wird vom Kreissportbund Düren koordiniert, der dabei in Köln eng mit der Stadt zusammenarbeitet. Die Wasserqualität kontrolliert die Rheinenergie im Auftrag der Stadt, die auch die tägliche Reinigung des Schwimm- und des nebenliegenden Umkleidecontainers finanziert. Alle weiteren Kosten, etwa die der jeweils zwei anwesenden Schwimmtrainer und -trainerinnen, trägt das Land NRW.
Schwimmcontainer in Köln: Training bis zum Seepferdchen
Das Becken ist 11,5 Meter lang und 2,8 Meter breit, es fasst 38 000 Liter Wasser. Im vorderen Bereich ist es 90 Zentimeter tief, im hinteren 1,30 Meter. Am Beckenrand sind durchgängig Handläufe angebracht. „Wir können hier die komplette Wassergewöhnung durchführen. Und auch die Schwimmfähigkeit bis zum Seepferdchen trainieren“, sagt Wolfgang Schmitz, Geschäftsführer des Kreissportbunds Düren. „Nur abnehmen dürfen wir das Abzeichen hier nicht, wegen der zu geringen Wassertiefe.“ In T-Form an den Schwimmcontainer angedockt ist der Umkleidecontainer mit Toiletten, Wickelfläche, Schließfächern sowie Umkleiden fürs Lehrpersonal.
Wassergewöhnung, das kann bei manchen Kindern auch bedeuten, dass sie es zuerst nicht aushalten, beim Duschen Wasser über den Kopf zu bekommen“, schildert Übungsleiterin Michelle Schmitz. Dann nimmt sie einen Grundschüler mit Beeinträchtigung in Empfang, der sich gerade ins Becken traut, geht mit ihm langsam durch den Bereich, in dem er noch gut stehen kann und hält ihn dabei fest. Daneben fühlen sich fünf Kinder schon sichtlich wohl im Element. „Guck' mal, ich kann schon tauchen“, sagt Alina und geht kurz in die Knie, bis ihr Kopf unter Wasser ist. Ihre Freundin zeigt, dass sie schon zwei Züge schwimmen kann. Dann bringt die zweite Übungsleiterin im Becken Ringe ins Spiel, die vor ihnen auf Boden sinken, die Kinder holen sie wieder herauf. Mit jeder Übungsstunde kommen sie dem Schwimmenlernen etwas näher.
Nach einer repräsentativen Umfrage der Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen Forsa aus dem Jahr 2022 hat sich die Zahl der Kinder zwischen sechs und zehn Jahren, die nicht schwimmen können, seit 2017 von 10 auf 20 Prozent verdoppelt. Weitere 37 Prozent können nicht sicher schwimmen, so die Studie. Als Grund werden ausfallende Lehrangebote während der Pandemie angeführt. „Wir freuen uns sehr, dass jetzt auch Kölner Kinder das Angebot des Landes wahrnehmen können“, so Robert Voigtsberger, Dezernent für Bildung, Jugend und Sport, bei der offiziellen Eröffnung des Angebotes auf dem Hof der GGS Riphahnstraße. Die beiden Container werden auch von Kitas genutzt und werden noch bis Mitte September an der Grundschule bleiben.
Kann Teil des Aggrippabades trotz Arbeiten genutzt werden?
Sollte sich im Anschluss an die Nutzung des Schwimmcontainers ein gesteigerter Bedarf an Schwimmstunden im Chorweilerbad ergeben, könne die Stadt darauf reagieren, so ein Stadtsprecher auf Anfrage. Weiterhin nicht nutzbar sind fünf der neun Lehrschwimmbecken in den städtischen Schulen. Im März hatte die Stadt zudem angekündigt, dass das Agrippabad aufgrund der Sanierung der Schrägfassade und der Sauna für rund eineinhalb Jahre komplett geschlossen werden müsse. Damit würden Wasserzeiten für zehn Vereine und die innerstädtischen Schulen wegfallen. Jetzt teilte Voigtsberger mit, dass man derzeit prüfe, ob das Lehrbecken weiter genutzt werden könne. Dieses Becken liegt in ienem abgetrennten Bereich des Bades.
Am 20. September wird der Narwali-Container vor dem Rheinenergie-Stadion sein einjähriges Bestehen feiern und zeigen, wie vielseitig er ist. Inklusives Schwimmen, Mutter-Kind-Kurse und Wassergymnastik sind hier ebenso möglich wie Tauchtraining – mit Flossen. Denn ganz hinten im Becken wartet mit der Gegenstromanlage ein wahres Kraftpaket auf seinen Einsatz.