Kölns besucherstärkstes Schwimmbad muss lange schließen. Denn die lange geplante Sanierung lässt sich nur schwer im laufenden Betrieb erledigen. Für Vereine und Schulen wird es nun eng.
Schlechte Kunde für die KölnbäderAgrippabad in Köln schließt für mehr als ein Jahr
In der Kölner Bäderlandschaft droht im kommenden Jahr eine große Lücke. Denn nach Informationen der Rundschau soll das Agrippabad in der Innenstadt für die anstehenden Sanierungsarbeiten der Saunalandschaft und der Schrägfassade etwa eineinhalb Jahre geschlossen werden. Laut Kölnbäder GmbH sollen die Arbeiten „im Laufe des Jahres 2025“ beginnen. Das europaweite Ausschreibungsverfahren für die Sanierung der Schrägfassade befinde sich auf der Zielgeraden, für die Neugestaltung des Saunabereichs sei bereits ein Anbieter gefunden worden. Die Sanierung soll insgesamt rund 20 Millionen Euro kosten.
Ursprünglich war die Sanierung im laufenden Betrieb das Ziel. Doch dann zögen sich die Arbeiten über einen Zeitraum von etwa vier Jahren, heißt es. Zudem müsste das Bad auch dann mehrfach für kürzere Phasen komplett geschlossen werden. Nun hat sich die Geschäftsführung für die schnelle Variante entschieden. Ein exakter Zeitplan lässt sich nach Bäder-Angaben erst nach Abschluss der Detailplanungen erstellen. Für die Bäderlandschaft der Stadt bedeutet dies einen enormen Einschnitt, denn im Jahr 2021 war das Agrippabad mit rund 120.000 Gästen das bestgesuchte Bad.
Vereine mit großem Zuwachs
Auch für den Schul- und Vereinssport bedeutet die Schließung des Agrippabads eine große Einschränkung. „Wir leben ohnehin seit Jahren mit einer Mangelverwaltung. Die Situation für die Vereine hat sich deutlich verschlechtert“, bemängelt Dr. Robert Becker, Vorsitzender des Ortsverbands der Kölner Schwimmvereine (OKS). Als er das Amt im Jahr 2006 übernommen hat, trainierten 5000 Menschen in den Kölner Schwimmvereinen. „Inzwischen sind es 12.000. Aber an der Wasserfläche hat sich nichts geändert“, sagt er. Für alle Vereine bedeute die Schließung des Agrippabads nun , „noch enger zusammenzurücken“ und die knappen Trainingszeiten in anderen Bädern gerecht zu teilen.
Helfen kann nach Ansicht des OKS nur der Bau neuer Schwimmbäder in Köln. Doch solche Großinvestitionen sind durch die angespannte wirtschaftliche Lage und den unter Kostendruck geratenen Stadtwerkekonzern in weite Ferne gerückt. „Über einen Neubau von Bädern können wir frühestens in den 2030er Jahren nachdenken“, skizziert ein Mitglied des Stadtrats die Lage. Der Betrieb der Kölnbäder wird jedes Jahr im Zug der „kommunalen Daseinsfürsorge“ mit rund 20 Millionen Euro bezuschusst. Der mittelfristige Investitionsplan der Kölnbäder umfasst rund 41 Millionen Euro für die kommenden Jahre – für die Sanierung des Agrippabads wird etwa die Hälfte der Summe benötigt.
Im Agrippabad trainieren derzeit zehn Vereine. „Die Mitgliederzahlen steigen durch die Bank“, stellt Becker fest. Während der Pandemie hatte die Schließung der Bäder einen kurzfristigen Rückgang auf rund 10.000 Schwimmerinnen und Schwimmer in den Clubs zur Folge. Seitdem gehe es wieder aufwärts. Für umso dringender hält der Ortverband den Bau neuer Lehrschwimmbecken in Schulen. Für den Neubau einer Grundschule in Rondorf hatten die Kölnbäder gerade erst „keinen Bedarf“ vermeldet und sich hierfür am Montag im Schulausschuss deutliche Kritik der Politik anhören müssen.
Für viele Vereine ist diese Diskussion allenfalls eine Petitesse, denn sie wünschen sich ein 50 Meter Becken, wie es sie auch in Bädern in Wuppertal, Düsseldorf oder Bochum gibt. In Köln verfügt nur die Deutsche Sporthochschule über ein solches Wettkampfbecken. Die Kölnbäder haben als Ziel die Schaffung von 1000 Quadratmetern neuer Wasserfläche benannt. Dies soll durch die Erweiterung bestehender Bäder erreicht werden. Derzeit laufen Machbarkeitsstudien zum Ausbau in Höhenberg und im Lentpark.