AboAbonnieren

Unter der Budengasse in KölnAbwasserkanal aus der Römerzeit soll wieder öffentlich zugänglich sein

Lesezeit 3 Minuten
Ein schmaler Gang, der damals als Abwasserkanal genutzt wurde.

Ohne zusätzlichen Fluchtweg blieb der Zugang zum römischen Abwasserkanal jahrelang für die Öffentlichkeit verschlossen.

Der Hauptausschuss der Stadt Köln hat am Montag entschieden, die einstige Attraktion des Praetoriums wieder wach zu küssen.

Über eine Treppe steigen Interessierte rund zehn Meter tief unter die Erde. Dort betreten sie einen Gang, der eng ist und dunkel, aber grell ausgeleuchtet. Die Decke ist rund und nicht besonders hoch. An manchen Stellen müssen groß gewachsene Gäste den Kopf einziehen, um den Gang durchschreiten zu können. Es ist das Abenteuer, das nicht Alltägliche, das die Menschen fasziniert. So wie der Gang durch den römischen Abwasserkanal unter der Budengasse, der bereits seit 2017 ein wenig vergessen einen Dornröschenschlaf führt.

Der Hauptausschuss der Stadt Köln hat am Montag entschieden, die einstige Attraktion des Praetoriums wieder wach zu küssen. Denn der Gang unter dem römischen Statthalterpalast soll wieder einen Notausgang erhalten und damit wieder für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Dieser Notausstieg fehlt, seitdem der Bestandsschutz des Praetoriums durch die Arbeiten für das künftige Museum im archäologischen Quartier – kurz MiQua – erloschen ist. Da der Statthalterpalast eines Tages Teil des Rundgangs durch 2000 Jahre Stadtgeschichte werden soll, mussten Umbauten erfolgen, die ein Update des Brandschutzes erforderlich machten. Seitdem ist der römische Abwasserkanal verschlossen.

Rund 150 Meter lang ist der gut erhaltene Abschnitt unter der Großen Budengasse, der von den Kölner Verkehrs-Betrieben bei Arbeiten für die U-Bahn-Tunnel entdeckt wurden. Ein kleiner Teil ist oben auf dem Theo-Burauen-Platz vor dem Spanischen Bau des Rathauses zu sehen. An dieser Stelle kreuzt ein neuer Abwasserkanal den alten der Römer, der einst in den Rhein führte.

Kanäle sollen als Bunker gedient haben

Die Kanäle sollen im Mittelalter teilweise als Keller und im Zweiten Weltkrieg als Bunker gedient haben, schreiben die Museen der Stadt Köln auf ihrer Webseite.

Der Notausgang, den das Update des Brandschutzes für die Öffnung vorschreibt, der sich im Bereich der Marspfortengasse 10 befindet, soll im Zuge des Baus des Laurenz Carrés (siehe Infotext) erhalten bleiben. Wie die Rundschau berichtete, soll die „RMV Wohnungsgesellschaft Lister 9 GmbH“ dort den geplanten Wohnungsbau samt öffentlich geförderter Apartments umsetzen. Der Hauptausschuss hat am Montag im nicht-öffentlichen Teil die Fortschreibung des Erbbaurechts beschlossen.

Das freut die Fraktion der FDP im Kölner Stadtrat so sehr, dass sie gleich eine Pressemitteilung dazu verfasste. Fraktionschef Ralph Sterck versuchte demnach bereits 2017 die Schließung des römischen Abwasserkanals zu verhindern. Er erklärt: „Ich konnte hier bereits im Grundschulalter römische Geschichte hautnah erleben und auch für Touristinnen und Touristen ist der Kanal ein absolutes Highlight Kölnischer Stadtgeschichte. Deshalb haben wir Liberale uns mit größtem Nachdruck dafür eingesetzt, eine Lösung für die erneute Öffnung des Kanals zu finden.“

Erst muss das MiQua fertiggestellt werden

Im Rahmen der Fortschreibung des Baurechtsvertrags am Laurenz Carré nach der Insolvenz des bisherigen Investors Gerch und mit Beschluss des Hauptausschusses sei es nun endlich gelungen, den neuen Bauherren zu verpflichten, einen Notausstieg für den historischen Römerkanal zu bauen, so Sterck. „Damit wird unsere Forderung endlich umgesetzt und der Kanal kann mit der Eröffnung des MiQua wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.“

Bis der Dornröschenschlaf wirklich beendet ist und die ersten Gäste wieder das Abenteuer Römerkanal mitten im Herzen Kölns erleben können, muss das MiQua fertiggestellt werden. Der aktuelle Stand geht von einer Fertigstellung im Dezember 2027 und einer Eröffnung Mitte 2028 aus. Als die Rundschau 2017 über die Schließung des römischen Abwasserkanals berichtete, gingen die Verantwortlichen noch von einer Fertigstellung 2019 aus.


Laurenz Carré

Das frühere WDR-Areal zwischen Roncalliplatz im Norden und dem Bezirksrathaus Innenstadt im Süden sollte von der inzwischen insolventen Düsseldorfer Gerchgroup als Laurenz Carré neu gestaltet werden. Vor allem entlang der Großen Budengasse bedeutet das viele Veränderungen. Durch die Insolvenz der unterschiedlichen Projektgesellschaften ist das Projekt nun aufgeteilt, die Rundschau berichtete: Ein neuer Investor übernimmt das Wohnungsbauprojekt, das anstelle des Parkhauses des Bezirksrathauses entstehen soll, wo sich der Notausgang für den römischen Abwasserkanal befindet. (rom)