Köln – Hand aufs Herz: Verstehen Sie jeden Brief, den die Stadt Ihnen schickt? Kommen Sie mit Texten klar, die aus einer Verwaltung stammen? Falls nicht, gibt es gute Nachrichten für Sie und andere Kölner Bürger. Die Stadtverwaltung soll in Zukunft einfache Sprache benutzen. Das will der Stadtrat am 24. Juni beschließen. Um zu verdeutlichen, worum es geht, ist auch dieser Artikel in einfacher Sprache geschrieben.
Im Stadtrat sitzen gewählte Menschen. Die nennt man Politiker. Der Rat entscheidet, wie die Stadt Köln arbeitet. Die Politiker haben jetzt einen Antrag geschrieben. Es waren Politiker aus verschiedenen Parteien: Grüne, CDU, Linke, Volt, Gut und Freie Wähler. Wenn der Antrag beschlossen wird, muss die Stadtverwaltung den Willen der Parteien umsetzen.
Was geplant ist
Und das planen die Politiker: Wenn die Stadt Briefe an die Bürger schreibt, soll sie in Zukunft immer einfache Sprache benutzen. Dann können das viele Menschen besser verstehen. Auch Menschen, die nicht so gut Deutsch können.
Es gibt einfache Sprache und Leichte Sprache. Leichte Sprache ist noch einfacher zu verstehen als einfache Sprache. Die Unterschiede sind links im Info-Text erklärt. Auf Wunsch soll jeder Briefe von der Stadt künftig auch in Leichter Sprache bekommen können. Wenn er das sagt, muss die Stadt das machen. Es gibt ein Gesetz, warum Menschen ein Recht darauf haben. Es heißt Behinderten-Gleichstellungs-Gesetz.
Die Politiker wollen auch, dass die Stadt in Zukunft alle gedruckten Sachen in einfacher Sprache verschicken soll. Manchmal geht das nicht, zum Beispiel bei Gesetzen. Dann soll die Stadt sie in leichter Sprache kurz erklären. Wenn das auch nicht geht, muss die Stadt sie in einfacher Sprache erklären. Die neuen Regeln sollen auch für die Internetseite gelten. Die Stadt muss künftig alles so einfach wie möglich erklären.
Leichte Sprache, einfache Sprache
Es gibt Unterschiede zwischen einfacher Sprache und Leichter Sprache. Wir erklären sie.
Leichte Sprache hat feste Regeln. Sie werden in Deutschland vom Netzwerk Leichte Sprache festgelegt. Leichte Sprache verwendet kurze Sätze und bekannte Wörter. Schwierige Dinge werden mit Bildern und Beispielen erklärt. Die Leserinnen und Leser werden direkt angesprochen. Leichte Sprache richtet sich an Menschen, die nicht gut lesen können. Dazu gehören Menschen mit Einschränkungen, denen das Lernen schwer fällt. Für Texte in Leichter Sprache gibt es ein Gütesiegel. Das ist eine Bestätigung, dass die Texte von Betroffenen geprüft wurden.
Einfache Sprache hat keine festen Regeln. Einfache Sprache ist eine sprachlich vereinfachte Fassung der Standardsprache. Oder der Fachsprache. Die Texte haben kurze Sätze, einen einfachen Satzbau und wenige Nebensätze. Die Zielgruppe ist breiter als bei Leichter Sprache. Einfache Sprache richtet sich zum Beispiel auch an Menschen aus dem Ausland, die die deutsche Sprache nicht so gut beherrschen. Für einfache Sprache gibt es kein Gütesiegel.
www.leichte-sprache.org
Das gilt auch für die Vorschläge der Stadt an die Politiker. Die nennt man Verwaltungs-Vorlagen. Diese Texte sollen künftig möglichst in einfacher Sprache sein. Und weil sie meist ziemlich lang sind, bekommen sie eine Zusammenfassung. Die ist in Leichter Sprache. Wer Texte in Leichter Sprache schreiben will, muss eine Weiterbildung machen. Dabei lernt man, worauf es ankommt. Die Stadt soll Kurse anbieten für Mitarbeiter, die Lust darauf haben. Die können dann Spezialist für Leichte Sprache werden. Danach können sie anderen Mitarbeitern helfen, einfach zu schreiben.
Auch die Politiker sollen einfache Sprache verwenden, wenn sie einen Antrag oder eine Anfrage an die Verwaltung stellen.
Die Idee zu dem Antrag für einfache Sprache hatte Daniel Bauer-Dahm (42). Er sitzt für die Grünen im Stadtrat. Er will, dass Verwaltung und Politik transparent sind. Das bedeutet, dass möglichst viele Menschen nachvollziehen können, was in der Stadt gemacht wird und warum. Deshalb sollen möglichst viele Bürger verstehen können, was Verwaltung und Politik sagen, meint Bauer-Dahm.
Oberbürgermeisterin Henriette Reker ist offen dafür, die Kommunikation der Stadt einfacher zu gestalten. „Ihr ist es ein wichtiges Anliegen, alle Bürgerinnen und Bürger so umfassend und niederschwellig zu informieren, wie es eben nur geht“, erklärt ihr Sprecher.