Branche ohne RücklagenWie die Corona-Krise Kölns Gastronomie bedroht
Kein Gesang, keine fröhlichen Kunden. Das heißt, die Kasse bleibt leer. Clubs und Kneipen sind schon alle geschlossen, bei reinen Restaurants gibt es bislang keine amtliche Einschränkung. Dennoch ist auch beim Gastwirt Daniel Rabe aus der Südstadt die Stimmung auf dem Nullpunkt: „Ich habe am Samstag im Handelshof noch etliche Kollegen mit vollen Einkaufswagen gesehen. Ich glaube, die haben die Lage noch nicht erkannt.“ In seinem Restaurant hat er den Warenbestand schon auf das Allernötigste reduziert. „Seit Mitte voriger Woche habe ich sehr reduziert. Wir haben immer nur noch für den nächsten Tag eingekauft. Seit Donnerstag rechnet er mit einem kompletten Verbot der Gastronomie – auch für reine Restaurants wie seines.
„Es wäre vor allem versicherungstechnisch gut, wenn es eine zwangsweise Schließung gäbe“, sagte Rabe. „Wir spielen hier gerade im Büro das Szenario durch.“ Er ist sich über die finanziellen Folgen klar: „Die Pacht läuft auch ohne Einnahmen weiter.“ Darum schnürt die Interessengemeinschaft Kölner Gastro, zu deren kommissarischen Vorstand Rabe gehört, derzeit ein Maßnahmenpaket. „Erst mal ein kleines.“ Es geht vor allem darum, direkt Kurzarbeit zu beantragen. Das muss beim Arbeitsamt geschehen. „Aber das Amt ist schon überlastet.
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Wir hatten sie am Freitag am Telefon. Sie sagen, sie kommen nicht dazu, jetzt schon die Gastronomie zu betreuen.“ Man kann sich das Formular „KUG101“ auch selbst runterladen, empfiehlt Rabe.
Mit dem Steuerberater sprechen und Steuerzahlungen herabsetzen sei der nächste Schritt, um die Kosten zu reduzieren. „Strom- und Gasabschlag kann man, wenn man zu macht, auf Null fahren“, rät Rabe: „Auch die Gema abmelden kann helfen, und mit dem Vermieter sprechen, der vielleicht für zwei Monate die Miete aussetzen kann.“
Gastronomie sei keine Branche, in der Rücklagen gebildet würden. „Viele zahlen den Einkauf für den nächsten Tag aus den Einnahmen des Vortags.“ Er warnt vor Krediten und Stundung. „Das kann auf dem normalen Tagesgeschäft niemand zurückzahlen. Die Banken werden vielen Gastronomen auch keinen Kredit geben, weil es in unserer Branche nur wenige gerade Lebensläufe gibt.“ 48 seiner Wohnzimmerkonzerte musste er absagen. „Die Künstler verdienen ja auch nichts mehr.“
Corona-Partys als Problem
Auf der Uniwiese, im Belgischen Viertel feierten 200 bis 300 Personen Kneipensperrungen zum Trotz „Corona-Partys“. Stadtdirektor Stephan Keller: „Das ist etwas, was zu unterbinden ist.“