Eine Mitarbeiterin des Kölner Ausländeramts muss sich wegen banden- und gewerbsmäßigem Einschleusen illegaler Einwanderer vor Gericht verantworten. Der Frau wird Bestechlichkeit, Urkundenfälschung und Verabredung zum Verbrechen vorgeworfen.
Prozess gegen Beamtin des Kölner AusländeramtesSchleuserin zeigt sich vor Kölner Gericht reumütig
Unsicher betritt die 60-Jährige in Begleitung eines Wachtmeisters Saal 210 im Landgericht. Um nicht erkannt zu werden, hält sie sich einen Aktenordner vors Gesicht und wäre deshalb fast über eine Stufe gestolpert. Ein beherzter Griff des Wachtmeisters verhindert das. Später, nachdem Fotografen und Kameraleute den Saal verlassen haben, nimmt sie den Aktenordner weg. Zum Vorschein kommt eine Frau, die mit staunenden Augen unter ihrem Pony in den weiten Saal schaut. Als würde sie denken: „Das habe ich nicht erwartet, dass ich hier mal lande.“
26 Aufenthaltstitel gefälscht
Die Vorwürfe gegen die Frau wiegen schwer: Die Mitarbeiterin vom Kölner Ausländeramt soll zwischen Januar und Oktober 2022 mit ihren drei Mitangeklagten (32, 26, 38) banden- und gewerbsmäßig Menschen – vor allem aus Syrien – illegal in die Bundesrepublik geschleust haben. Zudem wird der Frau Bestechlichkeit, Urkundenfälschung sowie Verabredung zum Verbrechen vorgeworfen. In insgesamt 26 Fällen soll die 60-Jährige Aufenthaltstitel gefälscht haben, wobei es wohl elf Mal beim Versuch blieb.
„Im Ausreiseland täuschten die Einreisewilligen so ein nicht bestehendes Aufenthaltsrecht in der Bundesrepublik vor“, sagte die Staatsanwältin. Bei ihrer Einreise in der Bundesrepublik sollen die so geschleusten Menschen dann Asyl beantragt haben. Die Beamtin soll durch ihre Taten laut Anklage 143 000 Euro erlangt haben.
In einer Erklärung ihres Verteidigers Markus Haupt hieß es, die Angeklagte bereue ihre Taten „zutiefst“. Sie wolle sich aufrichtig entschuldigen, auch bei ihrem Berufsstand, dem sie „erheblichen Schaden zugefügt“ habe. Jetzt zahle sie einen hohen Preis, werde ihren Beamtenstatus und ihre Pensionsansprüche wohl höchstwahrscheinlich verlieren. Laut Haupt ist gegen die Frau ein Amtsenthebungsverfahren anhängig.
Die 60-Jährige war im Oktober vergangenen Jahres festgenommen worden, seither sitzt die Frau, die seit 2010 im Ausländeramt und zuletzt als Gruppenleiterin tätig war, in Untersuchungshaft. Als Kopf der Bande gilt ein 32 Jahr alter Mitangeklagter. Er soll bei der Beamtin die falschen Aufenthaltsdokumente bestellt haben. Insgesamt soll er 196 000 Euro mit den Schleusungen verdient haben. Sowohl er, als auch die beiden wegen Beihilfe angeklagten Männer, legten ebenfalls weitgehende Geständnisse ab.
Der Prozess wird fortgesetzt.