Mit einem unwiderstehlichen Mix aus Ballett, Street Dance und Latin Moves gastiert das Ballet Revolución noch bis Sonntag in Köln.
Ballet RevoluciónGetanzte Leidenschaft und Lebenslust in der Kölner Philharmonie

Ballet Revolución begeistern durch ihre Professionalität und getanzte Lebensfreude.
Copyright: Johan Persson
Kubanisches Lebensgefühl, virtuoser Tanz und mitreißende Rhythmen in der ausverkauften Kölner Philharmonie: So wie Ballet Revolución dem Premierenpublikum am Dienstagabend einheizte, dürfte es die Sonne in diesem Sommer selbst bei Rekordtemperaturen nicht schaffen. Die Show ist pure Energie. Sie berauscht durch ihre Sogwirkung. Sie begeistert und verblüfft angesichts der ungeheuerlichen Vielfalt und des spektakulären Könnens der Tänzerinnen und Tänzer.
Auch wer die Show, die 2018 letztmalig in Köln im Musical Dome gastierte, und bereits ihr zehnjähriges Jubiläum feiert, schon einmal gesehen hat, kommt auf seine Kosten. Es gibt einige neue Nummern und die Arrangements sind teilweise neu.
Groovy liefert die überzeugende Live-Band mit stimmgewaltiger Sängerin und ebenbürtigem Sänger den Soundtrack für eine Show, die alle Genregrenzen sprengt. Südamerikanische Rhythmen wechseln mit Hip-Hop, Soul und Pop. Die Band gibt den Hits von Adele, Shakira, Usher, Sting, Coldplay, James Brown bis hin zu Prince und Justin Timberlake ihre eigene Note und liefert den Strom, aus dem die Tänzer ihre überbordende Energie speisen. „Kubaner tanzen nicht mit der Musik. Sie tanzen in ihr“, wird Choreograf Aaron Cash treffend im Programmheft zitiert.
„Kubaner tanzen nicht mit der Musik. Sie tanzen in ihr.“
Camila Cabellos „Havana“ eröffnet die Show. Kunstnebel wabert über die Bühne, in bunten Kostümen – geschaffen von Jorge Gonzáles – wirbelt ein Teil des Ensembles dort. Die Männer sind in der Überzahl in der jung-dynamischen Gruppe, in der jeder Einzelne weit mehr vorweisen kann als eine erstklassige Ausbildung in klassischem Ballett.
Modern Dance, Streetdance und Salsa werden ebenso wie Ballett genutzt. Was mit dem Körper ausgedrückt werden kann, wird in Szene gesetzt - zusammen, einzeln, synchron und individuell. Die Körper verweben sich, erzeugen für einen klitzekleinen Moment eine kunstvolle Skulptur. Immer in Bewegung, immer im treibenden Rhythmus. Spitzentanz, klassische Figuren, Pirouetten, Hebefiguren, Sprünge wechseln rasant. Die Geschwindigkeit ist atemberaubend. Die Dramaturgie überzeugt.
Gekonnt variieren Stimmungen und Bilder. Ästhetisch und faszinierend sind die durchtrainierten Körper, die scheinbar mühelos Höchstleistungen vollbringen. Trotz aller Synchronizität schaffen es die Tanzenden ihre Individualität durchscheinen zu lassen. So schön können Menschen sein. So etwas Schönes können sie mit ihren Körpern zaubern.
Gänsehaut-Momente zu Adeles „Hello“
Immer kraftvoll, zuweilen melancholisch oder poetisch sind die Szenen. Ein Pas de Deux zu „Hello“ von Adele liefert in seinem Tiefgang Gänsehaut-Momente. Das ausdrucksstarke Solo zu „Purple Rain“ geht unter die Haut.
Gefesselt und fasziniert geht das Publikum mit. Durch Wellentäler der Gefühle: Lebensfreude, Erotik, Beziehung, Trennung - oder einfach nur zutiefst Menschliches getanzt zu „Human" von Rag 'n'Bone Man.
Frenetisch applaudiert das Publikum, pfeift und johlt. Auf den Stühlen hält es zum Ende niemanden mehr. Da steht, wippt, klatscht und schreit eine Menge, so bunt wie selten an diesem Ort. Vom Kind bis zum Senior reicht die Altersspanne.
„Wahnsinn, Wahnsinn“
„Ich fand es toll wegen der Musik und weil es kein klassisches Ballett ist", sagt die elfjährige Tilda, die mit ihrer Mutter gekommen ist. „Wahnsinn. Wahnsinn“, wiederholt ein Mittdreißiger. Auch Ulla Widera, 76, und Heidi Zöll, 74, sind beseelt. „Ich finde auch die Harmonie der Männer untereinander großartig. Ich habe selten gesehen, dass sie sich so unglaublich kraftvoll und gleichzeitig sanft ausdrücken“, sagt Widera.
Bis zum Sonntag, 9. Juli, gastiert Ballet Revolución als Teil des 34. Kölner Sommerfestivals in der Kölner Philharmonie. Bis Samstag einschließlich sind die Vorstellungen um 20 Uhr. Samstag gibt es zusätzlich um 15 Uhr eine Vorstellung, Sonntag sind die Auftritte um 14 und 19 Uhr. Karten ab 44,90 Euro.