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Sommerfestival in KölnSo lief die Premiere von „Berlin Berlin“ in der Philharmonie

Lesezeit 4 Minuten
Tanz auf dem Vulkan: Die Darsteller von „Berlin Berlin“ überzeugten mit ihrer Hommage an die goldenen 20er Jahre.

Tanz auf dem Vulkan: Die Darsteller von „Berlin Berlin“ überzeugten mit ihrer Hommage an die goldenen 20er Jahre.

Die Revue „Berlin Berlin“ schlägt den Bogen zurück ins Jahr 2020, als die Welt um uns herum sehr dunkel wurde und transportiert die Hoffnung auf eine heilere Welt.

Zum Schluss singen alle zusammen: „Irgendwo auf der Welt gibt’s ein kleines bisschen Glück, und ich träum davon in jedem Augenblick“. Der Schlager von Werner Richard Heymann transportiert die gleiche wehmütige Sehnsucht nach einer heileren Welt, wie das später auch „Over the rainbow“ in „Der Zauberer von Oz“ und „Somewhere“ in „West Side Story“ taten. Die Revue „Berlin Berlin“, die jetzt das 34. Kölner Sommerfestival in der Philharmonie eröffnete, endet mit dieser Glückshoffnung und schlägt zugleich den Bogen zurück ins Jahr 2020, als die Welt um uns herum sehr dunkel wurde.

Damals war die Show von Martin Flor (Konzept), Christoph Biermeier (Buch und Regie) schon mal in Köln zu sehen, im Musical Dome, und sollte danach auf Welttournee gehen. Corona setzte diesen Plänen ein Ende. Nun ist die Hommage an die goldenen Zwanziger zurück. Umfänglich überarbeitet, mit neuen Liedern und Choreografien, und in einer (fast) komplett ausgetauschten Besetzung.

Irgendwo auf der Welt gibt’s ein kleines bisschen Glück, und ich träum davon in jedem Augenblick.
Schlager von Werner Richard Heymann

Schon vor drei Jahren begeisterte das szenisch-musikalische Potpourri rund um den Admiralspalast in Berlin. Als frech-frivoles Plädoyer für die Freiheit, die jedem und jeder zugestanden werden sollte. Als Tanz auf dem Vulkan, der kurz davor ist, auszubrechen. Und als ganz und gar magische Wiedererweckung eines Lebensgefühls, das in der Vergnügungsmetropole brodelte und brauste, bis es zerbarst, als die Nazis kamen. Jetzt, nach der Pandemie, hat man den Eindruck, dass die Begeisterung noch größer geworden ist.

Wenn die im Publikum bei „Ich wollt’ ich wär ein Huhn“ Tränen lachen, wenn sie bei „Es ist so schön, am Abend bummeln zu geh’n“ lauthals mitsingen und hinterher gar nicht mehr aufhören wollen, zu applaudieren, dann hat das etwas mit Hingabe zu tun. Mit der Lust, das Leben (und sich selbst) zu feiern. Mit Gier nach Gesellschaft und Erleichterung, darüber, sich für 150 Minuten (mit Pause) endlich, endlich, wieder fallenlassen zu können.

Schöne Kostüme und herzerwärmende Musik

Insofern müsste es die über 30 Darstellerinnen und Darsteller und die Musiker des Berlin Berlin-Orchesters eigentlich auf Rezept geben. Sie singen, tanzen und spielen sich leidenschaftlich und authentisch durch ein Repertoire aus mehr als 30 Songs, Schlagern und Medleys. Es gibt mehr deutsche, beziehungsweise eingedeutschte Stücke als vorher, mit Charleston, Lindy Hop, Tango, Foxtrott und Swing sind jetzt alle Tanzstile der 1920er vertreten.

Federn und Fransen, Pailletten und Perlen, Strass und Seide wippen und funkeln und glitzern im Licht der Scheinwerfer um die Wette. Was für schöne Kostüme! Die Hauptdarsteller – allen voran „der Admiral“ (Simon Stockinger), der seinen Vergnügungspalast wie ein spöttischer, aber auch empathischer Zirkusdirektor leitet – sind perfekt für ihre Rollen ausgewählt. Lena Müller spielt Marlene Dietrich mit Frauenpower und Berliner Kodderschnauze.

Sebastian Prange, der schon 2020 dabei war, gibt Kutte, den Schützling des Admirals, erneut so herzig, dass man ihn ständig knuddeln möchte. Page Fenlon als Josephine Baker ist die Baker: eine Kämpferin gegen Rassismus mit dem Körper einer Gottheit. Jil Clesse als trunk-, drogen- und todessüchtige Tänzerin Anita Berber packt sie trotzdem alle in die Tasche. Ihr „Cabaret“ ist ein gesungener Seelenaufriss. Und die Darsteller der Comedian Harmonists (Kevin Dickmann, Jendrik Sigwart, Marco Trespioli, Lucca Kleimann und Alexandre Pierre) erwecken die Illusion, dass die Vorbilder tatsächlich auf der Bühne stünden. Rundum großartig! Bis auf eins: Liebe Kreative! Bitte streicht doch den Satz „Wenn die Frauen verblühen, verduften die Männer.“ Die schon etwas älteren Damen im Publikum werden’s euch danken.

Bis 2.7., Philharmonie Köln, Fr. 20 Uhr, Sa. 15 und 20 Uhr, So. 14 und 19 Uhr, Karten ab 49,50 Euro inkl. Gebühren. Infos: www.koelnersommerfestival.de


Auf dem Roten Teppich

Mit den prachtvollen Kostümen auf der Bühne von „Berlin Berlin“ konnten die prominenten Gäste auf dem Roten Teppich der Philharmonie zwar nicht ganz mithalten. In Schale geworfen hatten sich unter anderem Sänger Tom Gaebel und seine Ehefrau Saskia Runge, Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn mit Ehefrau Katia Gonçalves-Wittke, die ehemalige Fechterin Britta Heidemann und die Comedian Meltem Kaptan.

Komikerin und Schauspielerin Meltem Kaptan mit ihrer Schwester Derya.

Komikerin und Schauspielerin Meltem Kaptan mit ihrer Schwester Derya.

Auch TV-Moderatorin Mara Bergmann ließ sich die Eröffnung des Sommer-Festivals in der Philharmonie nicht entgehen. Genauso wie die Hochsprung-Olympiasiegerin Ulrike Nasse-Meyfarth, die Schauspieler „Jo“ Weil und Peter Nottmeier, die Schaupielerinnen Jana Julie Schölermann, Petra Nadolny, Moderator Max Schautzer, die die große Show der 20er Jahre und die anschließende After-Show-Party genossen.