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Ausbildungsmarkt in KölnUnternehmen stellen weniger Azubi-Plätze zur Verfügung

Lesezeit 3 Minuten
Er macht bereits seine zweite Ausbildung im selben Betrieb: Malik Ordueri (28).

Er macht bereits seine zweite Ausbildung im selben Betrieb: Malik Ordueri (28).

In Köln wurden mehr Ausbildungsverträge unterzeichnet. Allerdings gibt es seit zehn Jahren immer weniger Stellen.

„Man muss einen Blick haben für seine Leute, etwas für sie tun“, ist Muhammed Ali Incioglu überzeugt. Vor über 20 Jahren hat er seinen Betrieb „MAI Haustechnik“ im Alleingang hochgezogen und beschäftigt heute in mehreren Firmen über 60 Mitarbeitende aus den verschiedensten Regionen dieser Welt. Einen Blick wie für den ehemaligen Kaufmann Malik Ordueri, der bei Mai eine entsprechende Lehre gemacht hatte. „Du siehst nicht glücklich aus im Büro. Fang noch mal von vorne an. Ich brauche gute Industrie-Mechaniker,“ hatte der Chef ihm damals gesagt. Ordueri musste nicht lang überlegen, auch wenn es finanziell zunächst mal eine Einbuße bedeutete. Viel besser aufgehoben sei er heute in seinem neuen Metier, sagt er dankbar.

Ungewöhnliche Wege gehen

Incioglu ist einer der wenigen, die keinerlei Probleme mit der Rekrutierung des Nachwuchses haben. Er muss regelmäßig Absagen verteilen, auch die zwei Azubi-Stellen für das nächste Ausbildungsjahr sind bereits vergeben. Neun hat das Unternehmen insgesamt, und Incioglu geht dabei gerne auch mal ungewöhnliche Wege, wie bei der 34-jährigen Sibel Sentürk. Ausgebildete Erzieherin, zwei Kinder - und jetzt der Quereinstieg in die kaufmännische Ausbildung? Kein Problem, sagt der Chef. „Wir haben ein Prämien-System, ich muss regelmäßig an sie blechen. Sie ist eine der besten“, meint Incioglu lachend.

Quereinstieg von der Erzieherin zur Bürokauffrau: Sibel Sentürk.

Quereinstieg von der Erzieherin zur Bürokauffrau: Sibel Sentürk.

So problemlos wie bei MAI geht es in der Branche allerdings nicht immer zu. Das „Passungsproblem“, wie es der Geschäftsführer der Kölner Agentur für Arbeit ausdrückt, drückt gewaltig. Nicht jede oder jeder passt zu jedem Unternehmen. Und die suchen teilweise händeringend Bewerberinnen und Bewerber. Zwar gehen die Ausbildungszahlen im Handwerk wieder nach oben, wie Susanne Marhenke, Geschäftsführerin Bildung bei der Handwerkskammer zu Köln erklärt - in diesem Jahr immerhin um 230 Verträge, was einem Plus von annähernd sechs Prozent entspricht. Aber an ein Nachlassen im Bemühen um den Nachwuchs ist nicht zu denken: „Dass sich wieder so viele junge Menschen für eine Ausbildung im Handwerk entschieden haben, ist in Zeiten des Fachkräftemangels immens wichtig und ein schöner Erfolg. Wir werden weiter daran arbeiten, die attraktiven Karrierewege im Handwerk zu zeigen und Begeisterung für handwerkliche Berufe zu entfachen.“

Weniger Ausbildungsstellen in Köln

Von einer Steigerung der Ausbildungszahlen konnte Marhenkes Kollege Johannes Juszczak von der Industrie- und Handelskammer zu Köln (IHK) zwar nicht berichten, sogar einen leichten Rückgang von etwa vier Prozent musste er für Köln verkünden. Dennoch konnte auch er von einem stabilen Niveau berichten, was die Ausbildungsplätze in Köln und auch im Kammerbezirk angeht. 4313 neue Verträge wurden im Stadtgebiet geschlossen. „Die Unternehmen zeigen nach wie vor ein starkes Engagement in der Ausbildung von Nachwuchskräften, wenngleich der demografische Wandel und der Fachkräftemangel spürbare Auswirkungen auf den Ausbildungsmarkt haben“, so Juszczak.

Prinzipiell mochte zwar auch der Geschäftsführer der Agentur für Arbeit, Johannes Klapper, dem Ausbildungsmarkt einen positiven Trend bescheinigen. Sowohl die Maßnahmen der Agentur selbst wie die beider Kammern und nicht zuletzt der Unternehmen selbst trügen Früchte. Doch eine Entwicklung stellte er in den Fokus, die nicht mehr wegzudiskutieren sei: „Wir bekommen weniger Ausbildungsstellen gemeldet. Wir bemerken, dass Unternehmen nur eine reduzierte Stellenanzahl anbieten, da sie selbst nicht damit rechnen, alle potenziell möglichen Ausbildungsstellen besetzen zu können“, führt er aus.

„Es ist seit gut zehn Jahren ein leichter, aber kontinuierlicher Rückgang der Ausbildungsstellen zu verzeichnen“, so Klapper. Die Gründe seien vielfältig und oft auch nachvollziehbar. Aber wer Fachkräfte suche, müsse auch ausbilden, appellierte er an die Unternehmen: „Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und des knappen Arbeitskräfteangebots darf es nicht sein, dass junge Menschen ohne Ausbildung bleiben.“