Aufsichtsratschef hofft auf NeustartChaostage bei den städtischen Kliniken in Köln
Köln – Seit Tagen herrscht Chaos in der Führungsetage der städtischen Kliniken – am Freitag gab es den nächsten Paukenschlag. Nach Geschäftsführer Holger Baumann und dem ärztlichen Direktor Horst Kierdorf verlässt jetzt auch Finanzdirektor Daniel Brozowski kurzfristig das Unternehmen. Damit wird bis auf Pflegedirektorin Silvia Cohnen in kürzester Zeit das gesamte Führungspersonal der mit zweistelligen Millionenverlusten kämpfenden Kliniken ausgetauscht.
Man habe sich „auf Wunsch von Herrn Brozowski darauf verständigt, das Arbeitsverhältnis im wechselseitigen Einvernehmen zum 31.12.2022 zu beenden, da sich Herr Brozowski neuen beruflichen Herausforderungen im privatwirtschaftlichen Raum zuwenden möchte“, hieß es in der offiziellen Mitteilung der Kliniken. Nach Rundschau-Informationen wurde Brozowski am Freitag, 1. April, mit sofortiger Wirkung freigestellt. Demnach erhält er bis Ende des Jahres seine vollen Bezüge und dazu noch eine Abfindung.
Sein Anwalt Rolf Bietmann wollte das nicht bestätigten. Sein Mandant werde sich nicht äußern, sagte er auf Anfrage. Dass man sich einvernehmlich trennt, ist eine übliche Formulierung, die trotz Konflikten verwendet wird, damit beide Seiten das Gesicht wahren. Im Falle Brozowski soll eine Kündigung im Raum gestanden haben, am Ende ging es wohl nur um finanzielle Fragen. Sein Anwalt Rolf Bietmann hatte noch vor wenigen Tagen erklärt: „Gründe, die eine ,Ablösung’ bzw. Kündigung meines Mandanten rechtfertigen könnten, sind nicht ersichtlich.“ Nun hat man sich geeinigt.
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Auch Horst Kierdorf hat das Haus zum 1. April verlassen, sein Vertrag läuft noch bis Juni 2023. Der 2018 als Sanierer geholte Geschäftsführer Holger Baumann hatte am 17. März erklärt, dass er sein Amt zum 30. September niederlegt, und dringende private Gründe aus dem familiären Umfeld ins Feld geführt, was in Klinikkreisen bestätigt wird. Sein Vertrag wäre erst am 15. August 2023 ausgelaufen.
Zu den Hauptgründen für die schnelle Trennung von Kierdorf und Brozowski sollen die katastrophale finanzielle Lage der Kliniken und die schleppende Umsetzung der Sanierung zählen, sowie Pläne für eine Reduzierung des Personaleinsatzes im Klinikbetrieb, die im Betriebsrat für erbitterten Widerstand sorgten. Das Vertrauen sei nachhaltig gestört, hieß es. Das Fass zum Überlaufen brachte offenbar der Umstand, dass es der Klinikleitung nicht gelang, einen Exodus von Ärzten der renommierten Lungenklinik zu stoppen. Wie berichtet, verlässt Prof. Dr. Erich Stoelben, der Chefarzt der Thoraxchirurgie, die städtischen Kliniken und mit ihm eine Schar weiterer hochqualifizierter Mediziner. Damit wird eine führende Abteilung des Hauses nachhaltig geschwächt. Dass man diese Spitzenkräfte nicht gehalten habe sei „ein absolutes Alarmsignal“ gewesen und habe das Vertrauen in die Geschäftsführung nachhaltig gestört, hieß es.
Als Ersatz für Brozowski holen sich die Kliniken jetzt einen externen Fachmann. „Manuel Berger wird als Chief Restructuring Officer (CRO) am 15. April 2022 seine Arbeit in der Geschäftsleitung der Kliniken Köln befristet für sechs Monate aufnehmen“, teilten die Kliniken mit. Berger ist derzeit Geschäftsführer Klinikmanagement und Infrastruktur des Unternehmens „consus clinicmanagement“. Davor war er in einem privaten Klinikkonzern tätig. Laut Baumann verfügt er über „umfassende Kenntnisse des Gesundheitswesens sowohl aus der Praxis als auch der Beratung“. Aufsichtsratschef Ralf Unna erklärte: „Mit Manuel Berger haben wir einen erfahrenen Spezialisten gewonnen, der die Kliniken Köln bestens unterstützen wird. Die Handlungsfähigkeit des Unternehmens ist sichergestellt, sodass wir bis zum Ausscheiden von Herrn Baumann die Geschäftsführung neu strukturieren können.“ Dies sei jetzt der Moment für einen Neustart, sagte Unna der Rundschau. Die Stadt Köln und der Rat stünden fest an der Seite ihrer Kliniken. Keiner wolle eine Privatisierung.