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Fehlende Internationalität?Art Cologne verzeichnet hohe Verkäufe und gute Stimmung trotz Krise

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Wurde noch nicht verkauft: Frank Stellas „Green Double/Left N, Right 8“ von 1977 für 5.9 Millionen Dollar.

Wurde noch nicht verkauft: Frank Stellas "Green Double/Left N, Right 8" von 1977 für 5.9 Millionen Dollar.

Die Art Cologne erlebt eine positive Stimmung und gute Verkaufszahlen, trotz Kritik an der mangelnden internationalen Ausrichtung und politischen Unsicherheiten.

Der in eine Vitrine eingesperrte Blumenstrauß am Stand der Galerie Molitor war nach vier Tagen auf der Art Cologne noch erstaunlich frisch. „Vanitas (Stilllife)“ heißt die Arbeit des Turner-Preisträgers von 2023, Jesse Darling, die wie ein kleines Ökosystem funktioniert und als Symbol für Werden und Vergehen zu verstehen ist. 30 000 Euro hat ein Kunstfreund sich das Werk kosten lassen, das er nun alle sechs Wochen mit neuen Blumen bestücken muss.

Zahlreiche Verkäufe, vornehmlich im fünf- und sechsstelligen Bereich, vermeldeten die 170 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der am Sonntag zu Ende gegangenen Art Cologne. Die Wiederwahl Donald Trumps in den USA und das Zerbrechen der Ampelkoalition im eigenen Land hatten die Kauflaune der zahlreichen Besucherinnen und Besucher nicht trüben können.

Art Cologne: Gute Stimmung trotz fehlender Internationalität

„Die Stimmung ist erstaunlich gut trotz der Geschehnisse der letzten Tage“, konstatierte Johannes Schilling von der Galerie Boisserée. „Man widmet sich der Kunst und genießt die Möglichkeit, die hochkarätige Auswahl, die man hier vorfindet, erleben zu können“, so der Kölner. „Jeder der Kollegen hat einen erstklassigen Stand mit attraktiven Werken“, lobte Klaus Benden von der Galerie Benden & Ackermann, die sich unter anderem von einem Steel-Drawing von Tom Wesselmann (48 000 Euro) trennte.

Hier und da wurde die mangelnde Internationalität der Art Cologne kritisiert, der insgesamt guten Stimmung in den beiden Messehallen tat aber auch das keinen Abbruch. „Es herrscht eine gute Energie, und die Leute haben Lust zu kaufen“, freute sich der Münchner Rüdiger Schöttle. Allenthalben wurde die Dynamik gelobt, die der Verkürzung der Messe um einen Tag seit dem vergangenen Jahr zugeschrieben wird.

"Leute wollen kaufen"

Viel Gedränge herrschte bereits am Vormittag in den Gängen; im Publikum wurden Moderatorin Bettina Böttinger und die Schauspieler Ralf Richter und Leonard Lansink gesichtet. Die Galerie Thaddaeus Ropac, mit Standorten in Salzburg, Paris, London und Seoul einer der wenigen Global Player unter den Ausstellern, fand unter anderem einen Käufer für Georg Baselitz’ Gemälde „Gestern und heute“ (875 000 Euro). „Wir freuen uns jedes Jahr, nach Köln zurückzukehren, denn zu den Besuchern der Art Cologne zählen stets wichtige deutsche Sammler und Institutionen“, teilte der Kunsthändler mit.

Ebenfalls breit aufgestellt mit Filialen in Berlin, London, Los Angeles und New York ist die Galerie Sprüth Magers, die Werke von Anne Imhoff, Rosemarie Trockel und Walter Dahn abgab. Bei Nagel/Draxler waren die Arbeiten des Österreichers Heimo Zobernig (zwischen 90 000 und 150 000 Euro) am ersten Messetag ausverkauft; bei der Galerie Buchholz sicherten Sammler sich Werke von Wolfgang Tillmans (325 000 US-Dollar), Anne Imhoff (250 000 Euro) und Isa Genzken (75 000 Euro). Die Galerie Samuelis Baumgarte offerierte mit Frank Stellas Doppelbild mit konzentrischen Quadraten für 5,9 Millionen US-Dollar den preislichen Spitzenreiter, der aber keinen Abnehmer fand.

Wie der Bielefelder hofften auch weitere Händler hochpreisiger Kunst auf das Nachmesse-Geschäft. Zufrieden mit ihrem Debüt waren junge Galerien wie Super Super Markt, Max Goelitz und die New Yorkerin Silke Lindner, die sich über „positive Wahrnehmung“ und Kontakte zu Sammlern und Institutionen freuten. Der Berliner Michael Haas verbuchte zwar eine gute Resonanz auf die Werke der Künstlergruppe „Mülheimer Freiheit“, die er auf seinem Stand zeigte, tätigte aber keine Verkäufe. „Damit hatte ich ohnehin nicht gerechnet“, meinte der Galerist gelassen, „mir ging es vor allem darum, Aufmerksamkeit für diese wichtige Bewegung der 1980er Jahre zu erregen“. Die nächste Art Cologne findet vom 6. bis 9. November 2025 statt.