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„Ankommen nach Corona“Kölner Pänz kriegen Extra-Förderung in den Ferien

Lesezeit 4 Minuten

Konzentriert bei der Sache ist Emely (7), die ihre Kochschürze mit bunten Symbolen bemalt. Sie findet „Schule in den Ferien schöööön“.

Köln – „Schule in den Ferien ist schööön“, sagt Emely (7) und bemalt ihre weiße Schürze mit Bananen, Tomaten und anderen Motiven rund ums Thema Kochen. Auch die anderen neun Kinder starten mit neuen Koch-Utensilien in die Woche zum „Corona-Aufholprogramm“ an der Gemeinschaftsgrundschule Weimarer Straße. Während viele Pänz noch mit ihren Familien in den Sommerferien sind, besuchen etliche schon längst wieder Angebote in Schulen. Eine Gruppe in der Höhenberger GGS macht sich Gedanken über Traumberufe. „Tiktokarin“ oder „Youtuberin“, Architekt, Gamer oder doch „Michanikerin“?

Förderkurse

Es gibt viel zu tun mit Blick aufs Aufholen nach Corona, vom Lernstoff bis zum Sozialverhalten. Unterstützung etwa durch den Schulpsychologischen Dienst der Stadt ist gefragt. Förderkurse mit geschulten Kräften laufen, allein in der ersten Ferienhälfte nahmen bereits 60 Schülerinnen und Schüler in kleinen Gruppen teil, die meisten in Mathe, Deutsch und Fremdsprachen. An diversen Schulen werden weitere Aufholprogramme angeboten.(MW)

An der Pinnwand haben die Ferienkinder der Höhenberger GGS ihre Wünsche aufgeschrieben. Rund ums Thema Berufe dreht sich die ganze Woche, die Lehramtsstudentin Hannah und Psychologiestudentin Birte geplant haben. Ausflüge und Einkaufen auf dem Wochenmarkt und zum Förster in den Wald, Besuch von AWB-Mitarbeitenden und Gespräche mit Kunstschaffenden gehören zum abwechslungsreichen Wochenpensum, auch Basteln, Malen, einfach Spaß haben und gemeinsam etwas erleben.

Förderangebot in den Ferien

Schulleiterin Mechthild Ballantyne hat mit der Konrektorin alle Fördermaßnahmen organisiert und sich um Fördermittel aus dem ANC-Programm „Ankommen nach Corona“ bemüht. Mit Extra-Zeit und Extra-Geld wurde ein Förderangebot für die ganzen sechs Ferienwochen auf die Beine gestellt, manche sind eine Woche dabei, andere sogar die ganze Zeit.

Begleiten engagierte Pänz im Aufholprogramm: Lehramtsstudentin Hannah (l.) und Psychologiestudentin Birte.

An diversen Schulen laufen derzeit verschiedene Ferienprogramme, unter anderem auch der Schulpsychologische Dienst der Stadt Köln bietet Unterstützung an. Die Schwestern Emely (7) und Leonie (9) waren schon im Urlaub in der Türkei und haben Ferienausflüge in Köln gemacht, nun genießen sie den Kontakt in der GGS-Gruppe: „Ich freue mich auch, wenn wieder Schule ist und ich meine Freunde in der Klasse treffen kann. Und ich feier dann meinen Geburtstag“, sagt Emely.

Von Schulfächern bis zu sozialem Miteinander

Im „Milchhalle“ genannten großen Küchenraum der GGS besuchen jede Woche Pänz das Aufholprogramm. Sie üben sich nicht nur im Lesen und Schreiben, sondern trainieren spielerisch auch soziales Miteinander und Umgangsregeln, gehen auf Entdeckungstouren ins Veedel oder probieren sich im Workshop aus. „Was braucht man denn alles zum Kochen?“, fragt Hannah die Kinder. Klar, Lebensmittel müssen in den Korb, Töpfe braucht man, auch eine Schürze und „diese lange weiße Mütze, das ist das Zeichen, dass jemand gut kochen kann“, erklärt ein Junge, der am liebsten gleich Nudeln mit Tomatensauce essen möchte. Aber erst einmal werden die neuen weißen Schürzen und Hüte bemalt.

Die GGS Weimarer Straße in Höhenberg hat für ihre Schülerinnen und Schüler bereits einige Programme initiiert, die sie mit ANC-Mitteln realisierten, darunter Lerncoaching in Kleingruppen, gewaltfreie Kommunikation und Mathe-Förderung. Durch Home-Schooling und andere Herausforderungen in Corona-Zeiten entstanden nicht nur Lücken im Lernstoff. Es gibt auch Defizite im Umgang miteinander, ebenso blieb motorisch einiges auf der Strecke. Je nach Kind und Entwicklungsstand sei das individuell sehr unterschiedlich, erläutert Hannah.

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Der Ferienspaß an der GGS zielt primär auf Sprachförderung und die Aufarbeitung pandemiebedingter Lerndefizite ebenso wie die Festigung sozialer Kompetenzen durch gemeinsame Aktivitäten ab. Zu den Teilnehmenden gehören Kinder mit teils sehr geringen Deutschkenntnissen und verschiedenen Förderbedarfen, auch Kinder von Geflüchteten besuchen Gruppen mit je acht bis zwölf Kindern, je Gruppe von zwei Kräften zwischen neun und 15 Uhr betreut.

„Vor Corona haben wir mit dem Programm ,FIT in Deutsch’ begonnen, wo der Fokus auf der Verbesserung deutsch-sprachlicher Kompetenzen lag“, erläutert Schulleiterin Ballantyne. „Dies greift seit der Corona-Pandemie mit den langen Zeiten der Schulschließung zu kurz, so dass seitdem die sozialen Kompetenzen gleichwertig gefördert werden.“