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„Alle wollen mit dem Hund raus“Tierheime in der Corona-Zeit mit Anfragen geflutet

Lesezeit 4 Minuten
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Alle wollen mit dem Hund raus. Aber die wenigsten dürfen.

  1. In Zeiten des Kontaktverbots könnte man zumindest einen vierbeinigen Freund engagieren, ihn an den Rhein ausführen oder sich einen Stubentiger zum Schmusen borgen – so denken augenblicklich viele.
  2. Die Kölner Tierheime in Zollstock, Dellbrück und Ostheim werden in diesen Tagen mit Anrufen und Mails überrollt.
  3. Das Problem: Gerade in der Krise können diese Wünsche kaum erfüllt werden.

Köln – „Anton“ ist einsam, und mit diesem Gefühl ist er nicht allein. Der 8-jährige Parson Jack Russell-Terrier lebt im Tierheim Zollstock, und mit der Corona-Krise gibt es plötzlich sehr viele, die ihm Gesellschaft leisten wollen, denn auch die Kölner sehnen sich nach Abwechslung und einem treuen Freund. Mit der Corona-Krise können sich die Tierheime vor Anfragen kaum retten. Alle wollen mit dem Hund raus. Aber die wenigsten dürfen.

In Zeiten des Kontaktverbots könnte man zumindest einen vierbeinigen Freund engagieren, ihn an den Rhein ausführen oder sich einen Stubentiger zum Schmusen borgen – so denken augenblicklich viele. Die Kölner Tierheime in Zollstock, Dellbrück und Ostheim werden in diesen Tagen mit Anrufen und Mails überrollt. Das Problem: Gerade in der Krise können diese Wünsche kaum erfüllt werden.

Interessenten brauchen Geduld

Im Konrad-Adenauer-Tierheim in Zollstock erhält Katzen-Revierleiterin Elke Sans ständig Nachfragen nach einem Mitbewohner zum Schmusen und Spielen: Sie bittet Interessenten um Geduld: „Wir können nicht alle Anfragen beantworten. Wir sind dankbar für jedes Hilfsangebot, aber benötigen eher Spenden als aktive Unterstützung. Täglich kommen bis zu 100 Anrufe bei uns an.“

5 Tipps

Was muss ich beachten, wenn ich ein Tier ausführen möchte? Die Rundschau gibt fünf Tipps für die Corona-Zeit:

1 Die Tierheime bevorzugen aktuell Anfragen per Email. Kontaktadressen finden sich auf den jeweiligen Internetseiten.2 Ein spontaner Besuch der Einrichtungen ist nicht sinnvoll: Ohne Anmeldung ist der Zugang während der Corona-Regelungen nicht möglich. Die Mitarbeiter bitten, davon abzusehen.

3 Zudem ist weiterhin Geduld notwendig: Aufgrund der Ansteckungsgefahr übernehmen aktuell die Mitarbeiter der Einrichtungen das Ausführen der Tiere.

4 Anfang Mai besteht möglicherweise Aussicht auf Lockerung der Regelungen. Also: mindestens bis dahin geduldig bleiben

5 Grundsätzlich ist es möglich, sich als ehrenamtlicher Mitarbeiter der Einrichtungen zu bewerben. Nach den Corona-Beschränkungen wird es wieder möglich sein, Tiere zum Ausführen auszuleihen und zu den Öffnungszeiten die Einrichtungen zu besuchen. Weitere Informationen und Adressen mit Kontaktdaten gibt es im Netz. (jsp)www.tierheim-koeln-zollstock.de/www.tierheim-koeln-dellbrueck.bmtev.de/www.tierheim-koeln-ostheim.de/

Doch das Team der Einrichtung ist sehr vorsichtig, was die Zusammenarbeit mit Helfern angeht: „Beispielsweise wollen viele Eltern mit Kindern mit einem Hund Gassi gehen. Aber in Zeiten von Covid-19 lassen wir nur unsere Festangestellten die Arbeit verrichten.“ Immerhin: Seit den letzten Lockerungen dürfen auch die 100 Ehrenamtlichen des Tierheims Tiere ausführen. Für die Öffentlichkeit ist die Einrichtung bis 3. Mai aber ganz geschlossen.

Nicht jeder ist für ein Haustier geeignet

Mit dem temperamentvollen Terrier Anton etwa. Die vielen Anfragen zeigten oft, dass die Interessenten nur dringend Gesellschaft oder Ablenkung bräuchten, aber nicht jeder für ein Haustier geeignet sei: „Manche denken, nur weil ihnen ein Hund oder eine Katze optisch gefällt, sei das Tier für sie das Richtige. Aber mit Haustieren verhält es sich wie mit einem Lebensgefährten – nur ganz bestimmte Charaktere kommen für einen in Frage“, erklärt Sans mit einem Augenzwinkern.

Lieber langfristig planen

„Man soll nicht an kurzfristige Gesellschaft in Corona-Zeiten denken, sondern langfristig mit dem Tier planen, zumal wir hier schwierige Charaktere haben. Zudem klappen viele Vermittlungen momentan nicht, da Ämter und Tierärzte deutlich schwerer zu erreichen sind.“ Wer doch längerfristiges Interesse an einem Tier hat, solle per Mail statt per Telefon oder persönlich Kontakt aufnehmen (siehe Infobox). „Die Chancen sind zwar gering, aber wir freuen uns trotzdem über die Anfragen.“ Über Futterspenden übrigens auch.

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Aktuell leben über 80 Hunde und Katzen im Tierheim Zollstock, dazu kommen 60-70 Kleintiere. Ein Bewohner verlangt den Mitarbeitern aktuell besonders viel Arbeit ab, erzählt Sans lachend: „Unser Kater Fritz ist aktuell so deprimiert, da die Mitarbeiter sich mit so vielen anderen Dingen beschäftigen müssen. Er bekommt dadurch viel weniger Zuwendung als sonst. Sechs Mitarbeiter kümmern sich abwechselnd mit Streicheleinheiten um ihn – man sieht also, dass es nicht nur den Menschen in Corona-Zeiten schlecht geht.“

„Kann ich nach der Coronakrise die Pflege weiter gewährleisten?“

Ähnlich wie in Zollstock gestaltet es sich im privaten Tierheim in Ostheim, das vom Verein „Menschen für Tiere“ geleitet wird. „Die Frage, die sich jeder stellen sollte, ist: Kann ich nach der Coronakrise die Pflege weiter gewährleisten?“, betont Vorstandsmitglied Stefanie Flam. „Gerade bei Hunden muss man genau auf Rasse und Charakter achten.“ Aktuell können Besucher nach Terminvereinbarung wieder vorbei kommen, natürlich mit den üblichen Bestimmungen zum Sicherheitsabstand.

In einigen Wochen, so hoffen die Mitarbeiter, werde es wieder möglich sein, Tieren ein neues Zuhause geben zu können. Und wer sich wirklich in ein Tier verguckt hat, sollte auch in der Lage sein, ein paar Wochen zu warten. Wer Geduld zeigt, vermittelt einen besseren Eindruck und hat dann auch bessere Chancen auf einen neuen Mitbewohner.“