Legale GraffitiKöln hat eine neue Hall of Fame für Sprayer – „Jeder ist eingeladen“
Köln-Chorweiler – Mit einer sogenannten Hall of Fame ist in der Graffiti-Kultur ein Treffpunkt für Angehörige der Szene gemeint, an dem diese ihr Können präsentieren und sich in ihrer Sprühkunst messen können. Mit einer Wand im Bereich der S-Bahnstation Geldernstraße/Parkgürtel in Nippes und am Kalkberg im Rechtsrheinischen gibt es in Köln bereits zwei offizielle Halls of Fame, an denen mit Erlaubnis der Stadt gesprüht werden darf – nun kommt in Chorweiler eine dritte hinzu.
Themsepromenade in Köln-Chorweiler
An der Fußgängerbrücke der Themsepromenade über die Merianstraße stehen die frisch geweißten Wände der Unterführung nun zur Verfügung, um nach Herzenslust verziert zu werden – ganz legal. Das ist vor allem für die Jugendlichen des Vereins Outline ein Erfolg, die sich unter Federführung des Gründers Puya Bagheri gut zweieinhalb Jahre lang für die Einrichtung der Chorweiler Hall of Fame eingesetzt hatten.
„Es war zwar ein langwieriger Prozess, aber für Kölner Verhältnisse doch recht zügig“, stellte Martina Zuber-Goljuie, die Jugendpflegerin für Chorweiler, bei der Einweihungsfeier fest.
Auch Bezirksbürgermeister Reinhard Zöllner fand, dass es „dieses Mal relativ schnell gegangen“, sei seit die Jugendlichen ihm erstmals während einer Bürgersprechstunde ihre Idee vorgestellt hatten. Zöllner ließ durchblicken, dass er sich hatte überzeugen lassen, ohne selbst ein Freund von Graffiti zu sein. „Es muss mir nicht gefallen“, sagte er ganz offen, „aber wenn es eine sinnvolle Sache für den Bezirk ist, dass Jugendliche legal sprühen können, dann wollen wir ihnen die Möglichkeit gerne geben.“ Davon zeigte sich auch Zuber-Goljuie überzeugt. „Vom heutigen Tag an wird hier das Lebensumfeld der jungen Erwachsenen, aber auch das der Anwohner, freundlicher und lebendiger werden“, sagte sie.
Großes Engagement der Jugendlichen
Dass das Vorhaben vergleichsweise schnell umgesetzt werden konnte, liegt auch an dem umsichtigen Agieren von Bagheri und den Jugendlichen. Sie hatten alle betroffenen städtischen Einrichtungen überzeugt und mit ins Boot geholt hatten – unter anderem sowohl die Bezirksvertretung und das Bürgeramt Chorweiler, als auch die Ämter für öffentliche Ordnung, das Amt für Kinder, Jugend und Familie und das Amt für Brücken-, Tunnel- und Stadtbahnbau. Bagheri bedankte sich daher auch bei allen Beteiligten und lobte ausdrücklich die beteiligten Jugendlichen für ihr Engagement.
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„Sie haben während des ganzen Prozesses gelernt, dass sie auf ihr Umfeld in ihrem Viertel Einfluss nehmen und ihre Ziele auf politischem Weg erreichen können“, so Bagheri. Damit hatte er etwa auch die Karl-Arnold-Stiftung überzeugt, die die pädagogische Arbeit des Vereins finanziell unterstützt. „Wir setzen uns für politische Bildung ein und für uns ist es ein schönes Beispiel für den aufsuchenden, praxisorientierten Ansatz, den wir anstreben“, sagte Florian Kotscha, stellvertretender Geschäftsführer der Stiftung.
Lebensdauer zeugt von Respekt
Wie in der Graffiti-Kultur üblich, darf sich jeder an den Wänden der Unterführung kreativ austoben, muss jedoch auch immer damit rechnen, dass sein Werk übermalt wird – je größer der Respekt, den die übrigen Sprayer einem Bild zollen, desto länger dessen Lebensdauer. Die geltenden Regeln stehen auf mit QR-Codes versehenen Schildern, für leere Spraydosen stehen spezielle Mülleimer bereit. Auch wenn er nicht den „Hausmeister“ spielen wolle – „Unser Ziel ist es vielmehr, dass es autark wird und sich selbst trägt“ – wird der Verein Outline die Wand auch weiterhin betreuen, sagt Bagheri. „Wir sind für die Stadt Vertrags- und Ansprechpartner, das heißt, wenn etwas schief läuft, werden wir angerufen.“ So sei etwa klar, dass rassistische und sexistische Parolen, oder auch pornografische Darstellungen nicht geduldet würden. Auch soll für ein gutes Miteinander mit den Anwohnern, etwa im benachbarten Marie-Juchacz-Zentrum, gesorgt werden.
Traum geht in Erfüllung
Darum wird der Prozess weiterhin durch eine Steuerungsgruppe begleitet, der neben Zuber-Goljuie und Zöllner sowie die Bürgeramtsleitung auch Sozialraumkoordinator Benjamin Stieb angehören. „Die eigentliche Arbeit fängt jetzt erst an“, ist Bagheri sich sicher. Die Jugendlichen freuen sich jedenfalls drauf, so etwa Kadisha: „Jetzt können wir sprayen, was wir wollen und jeder ist eingeladen“, sagt sie. Ebenso Erem, der bereits seit der Gründung des Vereins vor sieben Jahren bei Outline aktiv ist und am Logo der Hall of Fame mitgewirkt hat. „Für mich geht damit wirklich ein Traum in Erfüllung“, sagt er.