Mit seiner Kritik an Alice Schwarzer hat Jan Böhmermann offenbar einen Nerv getroffen. Die Publizistin rächt sich – und spart nicht mit Beleidigungen.
„Brandstifter“, „Demagoge“„Emma“ kürt Jan Böhmermann zum „Sexist Man Alive 2023“
Das Magazin „Emma“ hat Moderator und Satiriker Jan Böhmermann zum „Sexist Man Alive 2023“ gekürt – einer zweifelhaften Ehre. Denn der Schritt ist als Spitze der Publizistin Alice Schwarzer (80) gegen den ZDF-Moderator Jan Böhmermann (42) zu werten.
Ihre Wahl begründet die Jury so: „Böhmermann will nicht erhellen, sondern verdunkeln. Er ist ein Biedermann und Brandstifter – und der Gipfel aufgeblasener Männlichkeit.“
Jan Böhmermann von Alice Schwarzers Magazin „Emma“ mit Negativpreis ausgezeichnet
Die „Auszeichnung“ mit dem Negativ-Preis „Sexist Man Alive 2023“ ist als Reaktion auf Böhmermanns Kritik an Alice Schwarzer zu verstehen. Schwarzers feministisches Magazin „Emma“ begründete in einem am Mittwoch veröffentlichten Text die Wahl unter anderem mit der Berichterstattung von Böhmermanns „ZDF Magazin Royale“ über Transpersonen und Angriffe auf Schwarzer und „Emma“ in diesem Zusammenhang.
Des Weiteren werden insbesondere Böhmermanns Recherchen verhöhnt, sie hätten sich „immer öfter“ als „substanzlos erwiesen“, heißt es. Kritisiert werden nach Meinung von „Emma“ rassistische Äußerungen Böhmermanns in seiner ZDF-Sendung „ZDF Magazin Royale“, außerdem würde dieser Fake News verbreiten.
„Emma“ bezichtigt Jan Böhmermann, Falschnachrichten zu verbreiten
Die „Emma“-Redaktionen spielte damit etwa auf die ZDF-Magazin-Recherche zum früheren BSI-Chef Arne Schönbohm an, Belege für die Fake-News-Vorwürfe lieferte das Magazin aber nicht. Böhmermann hatte bereits in der Vergangenheit ähnliche Vorwürfe zurückgewiesen. Das „ZDF Magazin Royale“ bleibe bei seiner Auffassung, dass die „scharfe Kritik am ehemaligen BSI-Chef angemessen war und ist“, so der Satiriker.
Böhmermanns Redaktion hatte Vorwürfe über indirekte Russland-Kontakte Schönbohms erhoben, der damalige Chef des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) wurde kurz darauf abberufen.
„Es kann vermutlich nicht mehr lange dauern, bis unser aller Böhmi verkündet: Die Erde ist eine Scheibe! Hoffentlich fallen wir dann nicht alle runter“, ist die Redaktion von „Emma“ überzeugt.
Emma wählt sexistischsten Mann des Jahres: 2023 erhält Jan Böhmermann den Negativpreis
Das US-Magazin „People“ kürt jedes Jahr den „sexiest man alive“, den Mann mit dem größten Sex-Appeal. In Anspielung darauf bestimmt „Emma“ den sexistischsten Mann des Jahres (sexist ohne zweites E).
Böhmermann hatte im vergangenen Dezember im „ZDF Magazin Royale“ eine frühere Äußerung Schwarzers („Inzwischen gibt es eine riesige Welle, sozusagen eine Trans-Mode.“) aufgespießt. Danach hatte Böhmermann, von „Emma“ als „Krawallschachtel“ bezeichnet, unter anderem gesagt: „Die ‚Emma‘ hetzt inzwischen regelmäßig gegen Transmenschen.“
Der ZDF-Moderator zitierte später in der Show einen Artikel der AfD-Politikerin Beatrix von Storch, der auch kritisch das Thema Geschlechtsanpassung streifte und sich auf einen „Emma“-Artikel berief. „Ach, guck mal an: Nazis lesen. Und Nazis lesen ‚Emma‘“, so der Moderator.
Alice Schwarzer fühlt sich von Jan Böhmermann in „Nazi-Ecke“ gerückt
Die „Emma“-Redaktion kritisiert in der Begründung zum Negativpreis, Schwarzer werde in die „Nazi-Ecke“ gerückt. „Dieses Arschloch ohne Herz ist kein Aufklärer, sondern ein Demagoge; ein Biedermann und Brandstifter, der von den Gebühren der Öffentlich-Rechtlichen fett gefüttert wird.“
Vor Böhmermann ging der Negativ-Preis „Sexist Man Alive“ unter anderem an Sascha Lobo, Papst Franziskus und den Rapper Kollegah. Jan Böhmermann hat bisher nicht auf den Negativ-Preis reagiert. (pst mit dpa)