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„Hart aber fair“„Bin ich Teil der Lügenpresse?“ – Klamroth stellt Wagenknecht provokante Frage

Lesezeit 5 Minuten
Louis Klamroth diskutierte mit seinen Gästen bei „Hart aber fair“ über den Ukraine-Krieg. Mit Sahra Wagenknecht war er offenbar nicht immer einer Meinung.

Louis Klamroth diskutierte mit seinen Gästen bei „Hart aber fair“ über den Ukraine-Krieg. Mit Sahra Wagenknecht war er offenbar nicht immer einer Meinung.

Bei „Hart aber fair“ wurde am Montagabend über den Ukraine-Krieg diskutiert. Bei der hitzigen Debatte war Moderator Louis Klamroth nicht immer Herr der Lage.

„Frieden mit Putins Russland: Eine Illusion?“ Unter diesem Motto stand die dieswöchige Ausgabe der ARD-Talkshow „Hart aber fair“. Moderator Louis Klamroth hatte folgende Gäste eingeladen:

  1. Katrin Göring-Eckardt (B‘90/Grüne), Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags
  2. Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Bundestagsabgeordnete, Mitglied im Bundesvorstand
  3. Herfried Münkler, Politikwissenschaftler, emeritierter Professor an der Humboldt-Universität zu Berlin
  4. Sahra Wagenknecht (DIE LINKE), Bundestagsabgeordnete, Mitinitiatorin „Manifest für den Frieden“
  5. Heribert Prantl, Kolumnist und Autor der Süddeutschen Zeitung
  6. Sergij Osatschuk, Oberstleutnant der ukrainischen Armee (aus der Ukraine zugeschaltet)

Die Debatte läuft zunächst gemächlich an. Politikwissenschaftler Herfried Münkler betitelt den Krieg als „Erschöpfungskrieg“, bei dem „beide Seiten Zeit gewinnen wollen“. Katrin Göring-Eckardt pflichtet Münkler bei und antwortet auf Klamroths Frage, wann die Ukraine den Krieg gewinnen würde, dass die „Ukraine ihre Identität und ihr Territorium behalten beziehungsweise wiedererlangen müsse“. Klamroth agiert zunächst etwas unsouverän, fällt beiden jeweils unnötig ins Wort.

Sahra Wagenknecht, Heribert Prantl, Herfried Münkler, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Katrin Göring-Eckardt und Louis Klamroth (v.l.) im Studio.

Sahra Wagenknecht, Heribert Prantl, Herfried Münkler, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Katrin Göring-Eckardt und Louis Klamroth (v.l.) im Studio.

Die erste offene Kritik formuliert schließlich Autor Heribert Prantl, der die Grünen, insbesondere Außenministerin Annalena Baerbock, angreift. Die Grünen „würden sich nicht genug für den Frieden einsetzen“, so der Kolumnist der Süddeutschen Zeitung. Göring-Eckardt lässt diese Kritik nicht auf sich sitzen und verteidigt Baerbock.

„Hart aber fair“: Louis Klamroth kann sich nicht durchsetzen

Schließlich ergreift Sahra Wagenknecht das Wort. Sie fordert ein Angebot seitens des Westens, Gespräche mit Russland zu suchen und argumentiert, dass „etwaige gelieferte Jets und Langstreckenraketen den Krieg nur verschlimmern würden“. Klamroth versucht, den etwas ausufernden Monolog einzudämmen, findet aber kein Mittel. Letztendlich kommt ihm FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann zu Hilfe.

Die Bundestagsabgeordnete zitiert von einem eigens mitgebrachten Zettel und greift Wagenknecht scharf an. Hintergrund war Wagenknechts Auftreten in der ZDF-Talkshow „Anne Will“ von vor knapp einem Jahr, wo Wagenknecht die Meinung vertrat, dass „Putin niemals vorhätte, in die Ukraine einzumarschieren“. Strack-Zimmermann echauffiert sich weiter, bezeichnete Putin als „Massenmörder“ und bezeichnet unter anderem die Kriegsverbrechen von Butscha als „barbarisch und unmenschlich.“

Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), Vorsitzende des Verteidigungsausschusses des Bundestags

Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), Vorsitzende des Verteidigungsausschusses des Bundestags

In der Folge kommt Strack-Zimmermann auf die Demonstration von Wagenknecht zurück. Diese hatte gemeinsam mit Alice Schwarzer am Wochenende eine große Friedensdemonstration veranstaltet. Strack-Zimmermann lobt diese, bezeichnet solche Initiativen als „wichtig und richtig“. Wagenknecht ergreift das Wort und wiederholt ihre Aussage, dass weitere Panzer die Gesamtlage nur verschlechtern würden.

Selbstkritik von Göring-Eckardt: Ukraine-Krieg läuft schon seit 2014

Dann ist Göring-Eckardt wieder an der Reihe. Sie glaubt, der Krieg bestehe schon seit 2014 und mahnt selbstkritisch an, „dass alle Verhandlungen seitdem nichts gebracht hätten“. Sie fordert eine Mischung aus Diplomatie, Waffenlieferungen und humanitärer Hilfe. Klamroth agiert inzwischen weitaus souveräner, lässt die Teilnehmer ausreden, was dem Sendungsfluss zugutekommt.

Schließlich zeigt er einen Einspieler von der angesprochenen Friedensdemonstration von Wagenknecht und Schwarzer. Das Teilnehmerfeld ist breit gefächert: einige Demonstranten bezeichnen Klamroth und sein Team als Lügenpresse, andere sind da, um allein für Frieden zu demonstrieren. Klamroth wird im Anschluss an den Einspieler provokant und fragt Wagenknecht, ob er ihrer Meinung nach zur Lügenpresse gehöre.

Rechtsextreme und Neonazis auf ihrer Demo: Für Sahra Wagenknecht ist das nicht repräsentativ

Wagenknecht weicht der Frage aus, bezeichnet aber die Berichterstattung in der Medienlandschaft als einseitig. Als Klamroth aufzeigt, dass auf der Demonstration mehrere rechtsextreme AfD-Politiker und verurteilte Neonazis zugegen waren, reagiert die 53-Jährige gelassen. Man „könne ja nicht kontrollieren, wer die Demonstration besucht, deswegen sei das nicht repräsentativ.“

Sahra Wagenknecht (Die Linke), spricht während der Demonstration auf der Bühne.

Sahra Wagenknecht (Die Linke), spricht während der Demonstration auf der Bühne.

Die Diskussion wird nun spürbar hitziger. Besonders Wagenknecht und Strack-Zimmermann haben sich aufeinander eingeschossen. Die FDP-Politikerin poltert: „Sie sollten nicht austeilen, wenn Sie sich immer einrollen, wenn Sie mal angegriffen werden!“ Im Gegensatz zu den beiden bleiben Münkler und Prantl im Hintergrund, auch Göring-Eckardt ist weitaus gelassener.

Bevor die Situation ausartet, schaltet Klamroth in die Ukraine. Er spricht mit Sergij Osatschuk, dem Oberstleutnant der ukrainischen Armee.

Ukraine-General: Wir werden gemeinsam für Frieden kämpfen

Osatschuk ist darauf bedacht, sich überschwänglich für die deutsche respektive westliche Hilfe zu bedanken. Er dankt auch Wagenknecht für ihre Friedensinitiative, stellt aber auch klar, dass ohne die Waffen mehr Fläche verloren wäre und es mehr Folter und tote Kinder geben würde. Klamroth fragt am Schluss, wann Osatschuk die Waffen niederlegen würde, um Gespräche zu führen. Osatschuk antwortet: „Wenn der letzte Russe aus dem Land verschwunden ist, könne man miteinander sprechen.“

Die Diskussion neigt sich dem Ende entgegen. Strack-Zimmermann betont die Gefahr, die von Russland ausgehe und erinnert daran, dass Putin neben der Ukraine auch andere Staaten wie Belarus, Moldawien oder das Baltikum angreifen könnte. Eine Aussage, die den SZ-Kolumnist Prantl plötzlich aufbrausen lässt: „Aber man muss doch mit Russland verhandeln wollen dürfen!“


Triggerwarnung: Im folgenden Abschnitt geht es um sexualisierte Gewalt. Bei manchen Menschen können diese Themen negative Reaktionen auslösen. Bitte seien Sie achtsam, wenn das bei Ihnen der Fall ist.


Es folgt ein erneuter Einspieler, diesmal aus der ARD-Sendung Weltspiegel. In diesem berichtet eine Ukrainerin, wie sie von russischen Soldaten vergewaltigt wurde. Die Frau spart nicht an Details, sie berichtet offen über das, was ihr angetan wurde. Die Reaktionen der Diskussionsteilnehmer fallen unterschiedlich aus. Strack-Zimmermann und Göring-Eckardt sind merklich mitgenommen von dem Beitrag. Wagenknecht führt hingegen aus, dass es überall Kriegsverbrechen gebe. Klamroth ist spürbar anderer Meinung, kann sich aber – erneut – mit seinem Versuch, sie zu unterbrechen, nicht wirklich durchsetzen.

Klamroth rettet sich in ein Studiogespräch mit seiner Kollegin Brigitte Büscher, die einen Beitrag über eine geflohene Ukrainerin vorbereitet hat. Diese wird kurz porträtiert, es wird gezeigt, wie sie sich ein neues Leben in Hannover aufgebaut hat. Sie ist nicht alleine geflohen, sondern mit ihrer sechsjährigen Tochter und ihrer Mutter. Der berührende Einspieler ist der letzte Höhepunkt der Sendung. Die Ansichten hätten unterschiedlicher nicht sein können, aber die Diskussion wurde geführt, wie es der Name verspricht – hart, aber fair. (oli)