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Florida unter SchockStiefsohn von Polizeichefin soll zwei Menschen mit Waffe der Mutter erschossen haben

Lesezeit 5 Minuten
TALLAHASSEE, FLORIDA - APRIL 18: Students honor the deceased and injured students near the scene of a shooting near the Florida State University student center on April 18, 2025 in Tallahassee,Florida. Two people were reported dead and several others injured when the suspected shooter, believed to be a student and the son of a Leon County Sheriff deputy, opened fire on the university's main campus.   Miguel J. Rodriguez Carrillo/Getty Images/AFP (Photo by Miguel J. Rodriguez Carrillo / GETTY IMAGES NORTH AMERICA / Getty Images via AFP)

Studierende der Florida State University in Tallahassee gedenken der Opfer der Schießerei.

Der mutmaßliche Schütze ist 20 Jahre alt. Er soll mit einer Waffe seiner Stiefmutter geschossen haben.

Bei einem Schusswaffenangriff an einer Hochschule im US-Bundesstaat Florida sind mindestens zwei Menschen getötet worden. Sechs weitere erlitten Verletzungen, fünf von ihnen wurden in ein nahe gelegenes Krankenhaus gebracht, wie die Behörden bei einer Pressekonferenz mitteilten. Sie sollen sich inzwischen in stabilem Zustand befinden, wie die „Tampa Bay Times“ berichtet.

Der mutmaßliche Schütze Phoenix I., nach ersten Erkenntnissen ein 20 Jahre alter Student der Universität von Tallahassee, wurde von Polizisten angeschossen, festgenommen und ebenfalls ins Krankenhaus gebracht. Nach Behördenangaben handelt es sich um den Stiefsohn einer stellvertretenden Bezirkspolizeichefin aus der Gegend. Bei den Todesopfern handelt es sich laut Polizei nicht um Studierende der Hochschule. Weitere Angaben zu den Opfern wurden zunächst nicht gemacht.

Polizei: Waffe gehörte Mutter des mutmaßlichen Schützen

Am Tatort wurde nach Behördenangaben eine Schusswaffe gefunden, die der Mutter des mutmaßlichen Schützen gehörte. Es soll sich um eine ehemalige Dienstwaffe handeln, die diese rechtmäßig besaß. Jessica I. habe die Pistole gekauft, nachdem die Polizei auf andere Waffen umrüstete. Dies sei ein Vorgehen, das nicht unüblich sei.

Zudem war der junge Mann Mitglied eines Programms, in dessen Rahmen er engen Kontakt zur Polizei gehabt und an verschiedenen Trainings teilgenommen habe. „Es ist für uns daher keine Überraschung, dass er Zugang zu Waffen hatte“, sagte ein Behördenvertreter.

Der Sheriff von Leon County, Walter McNeil, nannte kein Motiv für die Schießerei, sagte jedoch, dass seine Behörde den Schützen gut kenne, da er Mitglied des Jugendbeirats des Sheriffbüros sei. Der Vorfall sei „tragisch“, auch aus Sicht der Behörden. Die Ermittlungen zu den genauen Umständen dauerten an.

Tallahassee: Studierende verstecken sich in Bibliothek

Die Tat ereignete sich gegen Mittag vor einem Studierendenwohnheim. Wie die „Tampa Bay Times“ berichtet, stürmten bewaffnete Polizisten den Campus, nachdem sie wegen der Schüsse alarmiert worden waren. Studierende versteckten sich demnach in den Hörsälen und der Bibliothek. Die Universitätsleitung forderte alle auf, Schutz zu suchen und auf weitere Anweisungen zu warten. „Verschließen Sie alle Türen und Fenster und halten Sie sich von ihnen fern“, hieß es in der Durchsage.

Die Zeitung berichtet von einem ihr vorliegenden Video. Darauf sei zu sehen, wie eine bewaffnete Person auf dem Bürgersteig entlanggeht, sich in Position bringt und mindestens drei Schüsse abgibt, während die Menschen schreiend davonrennen. Am Tatort seien danach zurückgelassene Laptops, Rucksäcke und Wasserflaschen auf einer Rasenfläche zu erkennen.

Schütze Phoenix I. wurde ebenfalls verletzt

Studierende, von denen viele gerade ihre Mittagspause im Freien verbrachten, berichten von Panik. „Alle rannten los“, zitiert die „Tampa Bay Times“ einen 19-Jährigen: „Ich hatte solche Angst.“ Andere Studierende verbarrikadierten sich in den Klassenräumen, Hubschrauber kreisten über dem Gelände. Studierende wurden anschließend von der Polizei aufgefordert, mit erhobenen Händen aus den Räumen zu kommen. Kurz nach 15 Uhr hatten die Einsatzkräfte den Campus dann gesichert.

Die sechs Verletzten erlitten nach Informationen der behandelnden Mediziner Schusswunden am Rumpf, im Gesicht und an Armen und Beinen. Zwei konnten am Freitag bereits aus dem Krankenhaus entlassen werden. Zum Zustand des ebenfalls verletzten mutmaßlichen Schützen wurden keine Angaben gemacht.

Mutmaßlicher Schütze Phoenix I. war Republikaner

Laut Informationen von CNN ist der mutmaßliche Täter Phoenix I. laut Wählerverzeichnis des Staates Florida ein registrierter Republikaner. Er hatte sich in einem Artikel der Studentenzeitung der Hochschule zu Anti-Trump-Protesten im Vorfeld der Amtseinführung des Präsidenten geäußert. Er machte sich damals über die Demonstrierenden lustig und beschrieb sie als „unterhaltsam“. Kommilitonen erinnern sich an die Meinungsäußerungen von Phoenix I. als aggressiv und „über den Konservatismus“ hinausgehend.

Phoenix I. wuchs in Tallahassee auf und lebte ab 2015 hauptsächlich mit seinem Vater und seiner Stiefmutter Jessica zusammen. Vorausgegangen war ein jahrelanger Sorgerechtsstreit mit der leiblichen Mutter des Jungen. Diese soll auch versucht haben, ihn außer Landes zu bringen. Laut Gerichtsdokumenten litt Phoenix unter psychischen Problemen in seiner Kindheit, er soll von seiner Mutter misshandelt worden sein. Phoenix ist nicht sein Geburtsname, sondern er nahm diesen im Jahr 2020 an.

Schusswaffen sind in den Vereinigten Staaten leicht zugänglich und in enormer Zahl im Umlauf. Nach Angaben der US-Gesundheitsbehörde CDC sterben jedes Jahr Zehntausende Menschen in Folge von Schusswaffenverletzungen. Bei Kindern und Jugendlichen gehören sie zu den häufigsten Todesursachen – laut Daten aus dem Jahr 2023 noch vor Verkehrsunfällen. In vielen Schulen gibt es bereits früh regelmäßige Übungen, um Kinder auf mögliche Angriffe vorzubereiten.

Trump: Waffen sind nicht das Problem

Nach Gewalttaten – etwa an Schulen, in Supermärkten, Nachtclubs oder bei öffentlichen Veranstaltungen – gibt es immer wieder hitzige Debatten über strengere Waffengesetze. Greifbare Fortschritte blieben bislang jedoch aus. Eine umfassende Reform scheitert seit Jahren am Widerstand der Republikaner und der mächtigen Waffenlobby.

Der republikanische US-Präsident Donald Trump äußerte sich am Rande eines öffentlichen Auftritts zu dem Vorfall. Er nannte die Tat „eine Schande“ und bekräftigte zugleich seine Unterstützung für das in der US-Verfassung verankerte Waffenrecht. „Ich bin ein großer Verfechter des zweiten Verfassungszusatzes – das war ich von Anfang an und werde es auch bleiben“, sagte Trump. Nicht die Waffen seien das Problem, sondern die Menschen, die sie benutzten. Auf die Frage, ob er sich angesichts des Angriffs in Florida für strengere Gesetze einsetzen werde, erklärte er: „Ich habe die Verpflichtung, den zweiten Verfassungszusatz zu schützen.“ (dpa, cme)