Zero Waste Initiative KölnFür ein müllfreies Leben in der Großstadt
Ein regnerischer Nachmittag im Frühsommer. Es ist kälter als üblich um diese Jahreszeit. Viele Menschen eilen mit Regenschirmen durch die Straßen, um schnell ins Trockene zu kommen. Einige von ihnen wollen ins Café Franz im Bürgerhaus Stollwerck. Doch nicht, um Schutz vor dem Regen zu suchen, sondern, um sich über ein müllfreies Leben auszutauschen. Die Initiative „Zero Waste Köln“ lädt einmal im Monat an wechselnden Orten dazu ein, sich auszutauschen.
Trotz Regen sind an diesem Nachmittag etwa zwanzig Interessierte im Obergeschoss des Cafés zusammengekommen. Bei selbst gemachter Limonade und frischem Ingwer-Tee folgen Jung und Alt den Worten der Initiatoren des Stammtisches: „Wir sind heute hier, um uns miteinander auszutauschen und euch Möglichkeiten zu zeigen, wie ihr euch für ein müllfreieres Köln engagieren könnt“, erklärt Pia Wroblewski zu Beginn.
Viel Engagement für ein müllfreies Köln
Die Initiative „Zero Waste Köln“ gibt es seit 2018 und wurde von der Bloggerin und „Zero Waste“-Expertin Olga Witt ins Leben gerufen. Sie betreibt zwei Unverpackt-Läden hier in Köln und lud dort im April vergangenen Jahres zum ersten Treffen ein. Über fünfzig Leute kamen, um miteinander zu diskutieren. Sie bildeten Arbeitsgruppen, die sich einem müllfreieren Köln auf verschiedenen Wegen widmen sollten. „Viele Leute sind genervt von unnötigen Verpackungen und dem vielen Müll, der hier rumliegt“, schildert Janina Quennet von Zero Waste Köln. „Bis die Politik soweit ist, kann es dauern. Deswegen engagieren sich die Leute in den Arbeitsgruppen. Sie wollen jetzt schon etwas tun. Warum sollen wir warten?“: Die Arbeitsgruppen organisieren etwa Kleidertauschparties, müllfreie Picknicks, treten in den Dialog mit den Bürgern an Info-Ständen und organisieren Workshops. „Es geht darum weniger Müll zu produzieren, Dinge selbst zu machen oder sie einfach länger zu nutzen, sie im sogenannten „Kreislauf“ zu halten“.
Empörung und Wille zur Veränderung
Beim Stammtisch stellen Pia und Janina die mittlerweile vierzehn Arbeitsgruppen nacheinander vor. Wer Lust hat mitzumischen, kann sich in eine Liste eintragen. Dann ist Zeit für Gespräche. Manche der Stammtischbesucher haben organisatorische Fragen zu den Arbeitsgruppen, viele wollen ihrer Empörung über die Müll-Situation in Köln Luft machen. „Ich verstehe nicht, wieso die Leute ihren Müll überall herumliegen lassen oder sich weigern ihn zu trennen“, ruft eine Frau mit blonden Haaren. Eine andere schimpft: „Am schlimmsten sind die Raucher, die ihre Kippen einfach wegwerfen. Dafür sollte es viel höhere Strafen geben“. Die Gespräche balancieren auf einem schmalen Grat zwischen Unmut und Wille zur Veränderung. Doch schließlich gäbe es bereits viel Gutes, was in dieser Richtung in Köln passiert, wendet Malte Haas von Zero Waste Köln ein – so gibt es bereits eine Organisation, die Zigarettenkippen recycelt und daraus Aschenbecher herstellt.
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Die Umwelt und ein nachhaltiges Leben liegen den Besuchern des Stammtischs am Herzen. So erzählt Kristina, dass sie mittlerweile nur noch halbtags arbeitet, um sich mehr für Nachhaltigkeit zu engagieren. „Ich habe gemerkt, dass es mir wichtig ist, etwas Gutes zu tun und dafür brauchte ich Zeit“ strahlt die Frau mit den roten Haaren. „Ich habe es noch nicht bereut“, lacht sie.
Mit kleinen Schritten anfangen
Es gehe aber nicht darum sich aufzuopfern und von heute auf morgen müllfrei zu leben, erklärt Corinna Domnick von Zero Waste Köln im Gespräch mit Pia, Janina und Malte. „Das ist sowieso utopisch“ lacht sie. Wer sich für das Thema interessiert, sollte mit kleinen Schritten anfangen und sich einen Bereich raussuchen, der ihn besonders nervt, wirft Janina ein. Wer zum Beispiel beim Einkaufen keine Plastiktüten mehr benutzen will, besorgt sich Jutebeutel und nutzt diese stattdessen. „Am besten natürlich aus zweiter Hand, dann muss dafür nichts Neues hergestellt werden“, fügt sie hinzu. Corinna rät im Badezimmer anzufangen und Seife statt Duschgel zu nutzen, die gäbe es komplett verpackungsfrei. Pia schildert strahlend, dass sie sich ihre Apfel-Chips nun ganzjährig selber macht. Einfach die Äpfel in Scheiben schneiden und auf einem Fliegengitter trocknen lassen – im Sommer in der Sonne, im Winter auf der Heizung. So spare man die Verpackung und lecker sei es ohnehin.
Während draußen der Regen aufhört, gehen im Café Franz die Gespräche weiter. Die nächste Aktion von Zero Waste Köln: Yoga Clean Up am Rhein am 8. Juni. Hier wird eine Yoga-Stunde auf den Poller Wiesen zum Müll sammeln genutzt. „Wir sind schon ganz gespannt darauf“, lacht Janine.
Der nächste Stammtisch findet am Dienstag, 18. Juni um 19.30 im Stadtgarten statt.