Nachhaltigkeit in der GroßstadtKöln ist voller Möglichkeiten für ein bewusstes Leben
Ein warmer Tag im Frühling. Über den Wiesen liegt der Duft von Gegrilltem. Kinder toben umher. Mit einem „Plopp“ fliegt der Kronkorken vom Kölsch in hohem Bogen ins Gras. Dann läuft eine Frau vorbei. Sie trägt bunte Laufkleidung. In der Hand eine große Mülltüte. Sie bleibt kurz stehen, hebt ihn auf und wirft ihn in den Müllsack. Dann läuft sie weiter. So oder so ähnlich sieht es aus, wenn umweltbewusste Kölner am Rande ihrer Laufstrecken Müll aufsammeln. "Plogging" nennt sich dieser Sport und ergibt sich aus Jogging und „plocka upp“, dem schwedischen Wort für Müll aufsammeln.
Doch nicht nur sportliche Müllsammler können in Köln nachhaltig leben. So facettenreich wie der Begriff „Nachhaltigkeit“, so vielseitig sind die Möglichkeiten in der Domstadt.
Weniger Müll produzieren
Damit der Müll, den die Plogger aufheben, gar nicht erst produziert wird, gibt es in Köln Initiativen, die sich mit einem müllfreien Leben, Zero Waste, beschäftigen. Es geht darum den Kölner Bürgerinnen und Bürgern zu zeigen, wie sie im Alltag Müll reduzieren können. Bei Workshops und Veranstaltungen werden Alternativen vorgestellt und Probleme diskutiert. Auch der Dialog mit der Politik der Stadt Köln ist ein Thema. Die Forderung: Köln solle langfristig zu einer Zero Waste Stadt werden. Wie das funktionieren soll und welche Ansätze dabei verfolgt werden könnten, vermitteln die Initiativen
Ein müllfreies Leben fördern auch die Unverpackt-Läden hier in Köln. Statt unnötiger Plastikverpackungen verstauen die Kunden ihre Einkäufe in eigens mitgebrachten Gefäßen. Wer keine hat, kann sich gegen Pfand welche vor Ort leihen. Seit einigen Jahren gibt es immer mehr Unverpackt-Läden in den Kölner Veedeln.
Woher kommt der Begriff „Nachhaltigkeit?“
Der Begriff der Nachhaltigkeit wird in vielen Zusammenhängen verwendet: Sei es die nachhaltige Wirtschaft, ein umweltbewusster Lebensstil oder der eigene Anspruch die Ressourcen zu schonen. Daher gibt es bisher auch nicht die eine gültige Definition von „Nachhaltigkeit“, sondern viele unterschiedliche Interpretationen. Allein wörtlich beschreibt „Nachhaltigkeit“ eine „längere Zeit anhaltende Wirkung“.
Erstmalig verwendet wurde der Begriff „Nachhaltigkeit“ von Carl von Carlowitz im Jahr 1713. Der Oberberghauptmann schrieb in seiner Abhandlung „Sylviacultura oeconomica“ über eine „nachhaltende Forstwirtschaft“. Diese sei dann gegeben, wenn man nur so viel Holz roden würde, wie in absehbarer Zeit auf natürlichem Wege nachwachsen kann. Die erste Erwähnung eines „nachhaltigen Prinzips“ brachte Von Carlowitz den Namen „Vater der Nachhaltigkeit“ ein.
Den Konsum hinterfragen
Nachhaltig zu leben, bedeutet für viele Menschen auch den eigenen Konsum zu hinterfragen. Viele Gegenstände, die man besitzt, finden im Alltag kaum oder wenig Verwendung. Sie nehmen viel Platz in Schränken und Schubladen in Anspruch. Minimalisten verzichten daher auf unnötigen Konsum und die Anschaffung überflüssiger Gegenstände. Sie setzen sich kritisch mit dem eigenen Besitz auseinander - für sie ein Teil des nachhaltigen Lebens. Damit geht einher, dass sie nur das besitzen, was sie auch wirklich brauchen. Dadurch sollen auch Ressourcen geschont werden. In Köln befasst man sich damit beim regelmäßigen Minimalismus-Stammtisch. Hier besprechen sich Jung und Alt wie sie konsumbewusster leben können und wie sich das Minimalismus-Prinzip in ihrem Alltag umsetzen lässt.
Außerdem gibt es in Köln die sogenannten konsumkritischen Stadtrundgänge, die sich den vielen Facetten des täglichen Konsums widmen, etwa der Produktion von Fleisch, Kleidung oder dem fairen Handel. Dabei geht es entweder zu Fuß oder mit dem Fahrrad durch Köln. Gestoppt wird an einzelnen Stationen des täglichen Konsums, etwa bei Supermärkten. Hier werden Probleme bei der Produktion vieler Güter wie beispielsweiseFleisch oder Kleidung angesprochen und Lösungen vorgestellt. Die konsumkritischen Stadtrundgänge stehen immer unter einem bestimmten Thema, sodass Interessierte sich gezielt zu einem Beispiel informieren und hinter die Kulissen blicken können.
Ressourcen nutzen
Ein anderes Beispiel für nachhaltiges Leben ist neben der Reflektion des eigenen Konsums auch der Vorsatz keine Rohstoffe durch unsinnige Neueinkäufe zu verschwenden. Deswegen gibt es in Köln verschiedene Möglichkeiten ungenutzte Dinge anderen Menschen zugänglich zu machen, sie zu verschenken oder auszutauschen. Sei es in den Umsonstläden oder auf Kleidertauschparties. Wer etwas nicht mehr braucht, kann es dort abgeben oder dort nach Dingen suchen, die er benötigt.
Demselben Konzept folgen auch viele Secondhand-Shops in Köln, von denen manche ihren Erlös an gemeinnützige Organisationen spenden. Für die Käuferinnen und Käufer ergibt sich beim Secondhand shoppen eine Möglichkeit auf Neuware zu verzichten und vielleicht das eine oder andere ausgefallene Stück zu finden. Gleichzeitig können die Betreiber der Shops nachhaltige Projekte finanzieren.
Doch nicht nur Kleidung und Gegenstände können weiter genutzt werden. Das gilt auch für Lebensmittel. Ob man sie miteinander teilt wie beim Foodsharing, sie vor dem Wegwerfen rettet wie „The Good Food“ oder das Angebot von „Too good to go“ nutzt und via App übrig gebliebene Gerichte von Restaurants zum vergünstigten Preis kauft.
Vegetarisch oder vegan leben
Auf Fleisch zu verzichten kann viele Gründe haben: Die einen möchten keine Massentierhaltung unterstützen, die anderen die Belastung fürs Klima durch die Fleischproduktion reduzieren und wieder andere verzichten aus gesundheitlichen oder geschmacklichen Gründen auf Fleisch und oder tierische Produkte. In Köln gibt es daher mittlerweile Restaurants, die sich auf vegane und vegetarisch lebende Kunden eingestellt haben.
Ab sofort finden Sie auf unserer Seite regelmäßig Berichte rund ums nachhaltige Leben in Köln. Wir stellen Projekte, Initiative und Personen vor, die sich für ein bewussteres Leben und Nachhaltigkeit engagieren.