Mit dem Nabu haben wir hier sechs Vogelarten ausgesucht, die einen besonderen Blick wert sind. Mithilfe von Audios können Sie sich die Vogelstimmen direkt anhören.
Was Rotkehlchen oder Spatz, Nachtigall oder Waldohreule in Köln so besonders für uns macht.
Wir haben uns mal vor der Haustür umgesehen. Die vielen Vögel geben schon früh am Morgen ihr erstes Konzert. Neben den bekannten Musikanten, wie Amseln oder Singdrosseln, hat jeder gefiederte Freund so seine Besonderheiten.
Rund um Köln gibt es die größte Artenvielfalt in der Wahner Heide und im Worringer Bruch, aber auch in der Stadt sind viele Vögel zu hören.
Mit Franz Lindinger vom Arbeitskreis Ornithologie des Nabu-Köln, haben wir sechs unterschiedliche Vogelarten ausgesucht, die man in Köln vom Fenster oder Balkon aus, im Garten oder Park hören und sehen kann.
Was Rotkehlchen oder Spatz, Nachtigall oder Waldohreule so besonders für uns macht:
Die Musikalische: Nachtigall
Der Name sagt es schon, die „Nachtsängerin“ – wobei das Singen in der Nacht aufhört wenn die Männchen verpaart sind – betört durch ihren Gesang. Der äußerlich unspektakuläre grau-braune, schlanke Vogel hat bis zu 200 Strophen drauf. „Da bebt der ganze Brustkorb, sodass man fast Angst um den kleinen Vogel haben muss“, sagt Franz Lindinger, Ornithologe beim Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Hinzu kommen Schluchzlaute, die den Gesang höchst emotional machen. Überhören kann man die Nachtigall nicht, sie zu sehen, ist schwierig geworden: Vom Insektensterben bedroht, lebt sie versteckt in Hecken. Auch wird die „Nachtsängerin“ gerne mal verwechselt: „Es war die Nachtigall und nicht die Lerche“, hat schon Shakespeares Julia zu Romeo gesagt. Das Zitat wird seither gerne als Ausdruck einer Täuschung verwendet.
Vorkommen: Rheinkassel, Rheinaue, nahe Amandusstr.
Das Zutrauliche: Rotkehlchen
Die Beliebtheit des kleinen Vogels mit seiner orange leuchtenden Brust rührt wohl hauptsächlich von seiner Unerschrockenheit gegenüber dem Menschen her. Nicht selten kommt man bis auf einen Meter an das gefiederte Tier heran. „Es ist ein melodischer Gesang aus mehreren Trillern, sehr variabel, aber auch melancholisch. Auch die Pausen gehören zum Gesang“, so Nabu-Experte Lindinger. Das ganze Jahr über kann man sie hören, die Balzrufe der Männchen vor allem zwischen März und Mai.
Doch singen bei den Rotkehlchen auch die Weibchen, wie erst kürzlich festgestellt wurde. Zum Schmunzeln bringt uns das Rotkehlchen auch gerne durch seine kuriosen Nistplätze. Als Halbhöhlenbrüter kann auch mal ein Motorradhelm oder Briefkasten zum Kinderzimmer werden. Junge Rotkehlchen sind aktuell schon unterwegs.
Vorkommen: häufig zu sehen, in Parks und Gärten
Der Winzige: Zaunkönig
Als drittkleinste Art in Europa (kleiner sind nur zwei Goldhähnchen) ist er zugleich einer der lautesten Sänger. „Es gibt Messwerte bis 90 Dezibel“, sagt Lindinger. Sein Gesang, eine Aneinanderreihung von vielen lauten Trillern, kann bis 500 Meter weit reichen. Schon die Gebrüder Grimm haben sich in ihrem Märchen „Der Zaunkönig und der Bär“, dem Ruf des kleinen braunen Vogels gewidmet. Weil er auch im Winter singt, wurde der Zaunkönig im Volksmund auch Schneekönig genannt. Wie ein Kobold huscht der winzige braune Vogel, den Schwanz nach oben gerichtet, durchs Unterholz. Dort bauen Männchen bis zu zehn Nester, von denen sich die Weibchen ihr Lieblingsnest aussuchen dürfen. Bis zu fünf Weibchen sucht sich der kleine Macho für die Fortpflanzung aus, die Brut und die Fütterung überlässt er dann gerne den Müttern.Vorkommen: Häufig in Parks und Gärten
Vorkommen: Parks, Gärten, häufiger Vogel
Der Fantastische: Eisvogel
„Dieser Vogel ist der schönste in unseren Himmelsgegenden“, schrieb schon der französische Naturforscher Georges Louis Leclerc de Buffon vor rund 250 Jahren. „Die Farben haben die Schattierungen des Regenbogens, den Glanz des Schmelzes, die Pracht der Seide… ein helles und glänzendes Blau, das gegen die Sonnenstrahlen wie ein Saphir spielt und den Glanz des Türkis hat.“ Selbst in Köln hat der Eisvogel Plätze gefunden, wo er auf Fischfang gehen kann. Ein wildes Paar lebt hinterm alten Nilpferdhaus im Kölner Zoo. Wo beim Spaziergang ein blauer Blitz vorbeischießt, ist es vermutlich der hübsche, kleine, rasend schnelle Vogel, der da unterwegs ist. Die Damenwelt bezirzt der „fliegende Edelstein“, indem er seiner Auserwählten einen Fisch als Geschenk übergibt. Zu unterscheiden ist das Weibchen vom Männchen nur durch eine kleine Rotfärbung an der Unterseite ihres Schnabels.
Der Spatz ist in unserem Bewusstsein überall präsent, aber wenn wir überlegen, wann wir ihn zuletzt gesehen haben, müssen wir grübeln. Der kleine Stadtbewohner gehört mittlerweile zu den bedrohten Arten. Hermetisch abgeriegelte Häuser ohne Nischen zum Nisten haben den Spatz vielerorts vertrieben. Dabei ist er schon seit Jahrhunderten Kulturfolger, weiß Lindinger. Mit verschiedenen Projekten arbeiten Naturschützer daran, wieder mehr Spatzenkolonien in die Stadt zu holen.
Was wir tun können? Heimische Hölzer pflanzen, wie Buchenhecken, und Nischen zum Nisten anbieten, zum Beispiel Fassadengrün, einen kleinen Sandplatz und eine Wasserstelle herrichten, da Spatzen liebend gerne baden gehen. Vielleicht hören wir sein klassisches „Tschilptschilp“, dann bald wieder öfter.
Der Haussperling gehört zu den Höhlenbrütern, ihr Quartier muss dunkel sein und die Vögel sicher schützen. Höhlenbrüterkästen können an Fensterbrettern oder Brüstungen angebracht werden und lassen sich recht einfach bauen. Eine Anleitung finden Sie hier.
Vorkommen: Am Nikolausplatz in Sülz lebt eine Kolonie Spatzen. Sie gesellen sich auf dem sandigen Spielplatz, Futter finden sie im Busch und brüten können sie in den Dachnischen.
Die Unerschrockene: Waldohreule
Eulen in der Stadt? Und ob! Um die 90 Waldohreulen wurden vergangenes Jahr auf Kölner Stadtgebiet gemeldet. Das macht sie zur häufigsten Eule bei uns. Sogar im Trubel rund um die Zülpicher- oder Luxemburgerstraße, zwischen Mensa und Decksteiner Weiher, fliegt sie lautlos durch die Lüfte, jagt in Parks und zieht ihren Nachwuchs groß, was im Mai und Juni wieder zum Spektakel wird. Wenn die flauschigen Jungeulen ihre Bettelrufe aussenden, kann es ganz schön nervig für Anwohner werden, weiß der Vogelfreund.
„Sie sitzen als Ästlinge irgendwo, fallen runter, klettern wieder hoch und rufen nächtelang, durchdringend laut mit einem schrillen Pfeifen“. Irgendwann höre das aber auch wieder auf, beruhigt Lindinger. Außerhalb der Brutzeiten bilden die kleinen Uhu-ähnlichen Eulen Schlafgemeinschaften zu ihrem Schutz. In Longerich habe er mal einen Schlafbaum gesehen, wo zehn, 15 oder 20 Eulen gemeinsam ruhen. Da braucht man allerdings ein Adlerauge, um sie zu erkennen: „Wenn sie die Augen zu haben sind sie perfekt als Baumstamm getarnt.“
Vorkommen: In Klettenberg leben sie links und rechts am Gürtel fast in jedem Karree und in Innenhöfen, am Decksteiner Weiher.