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Interessante AusflügeDie schönsten Steinbrüche und Orte der Erde in NRW

Lesezeit 9 Minuten
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Blick auf Deutschlands ältesten Wald beim Lindlarer Steinbruch. 

Ganz oben haben manche Steine dicke Nasen. Oben, am höchsten Rand des Steinbruchs, deutet Stefan Blumberg prompt auf einen solchen Zinken an einem Brocken Grauwacke: „Das war mal eine Gasblase. Die hat sich dann mit Sand gefüllt und so die Zeit überdauert“, bringt Blumberg ganze Erdzeitalter in knappe Worte. Denn die Zeit, das sind auf dem Brungerst gute 400 Millionen Jahre. Allerdings: Wer dieses alte Gestein sehen möchte, der muss sich einer fachkundigen Leitung anvertrauen – der von Stefan Blumberg zum Beispiel. Das Gelände auf Lindlars höchstem Berg allein zu betreten, das wäre viel zu gefährlich. Blumberg aber hat früher selbst in einem der Steinbrüche oberhalb der Ortsmitte gearbeitet, heute führt der gelernte Gießerei-Meister Ausflüglergruppen und lenkt sie eben auch dorthin, wo die Zeit stillsteht. Und der Blick hinunter ist spektakulär: Gigantische Maschinen fressen sich brachial ins Gestein, riesige Bagger schaufeln mächtige Grauwacke-Quader auf knallgelbe Kippfahrzeuge.

Rund 200 Steinbrüche alleine in Lindlar

Das Bergische Land und insbesondere der Oberbergische Kreis tragen viele Narben solcher Abbaugebiete. „Allein in Lindlar hat es früher rund 200 Steinbrüche gegeben, drei davon sind erhalten – noch heute wird dort gearbeitet“, schildert der 70-jährige Blumberg. Wer in Lindlar deren Historie lieber auf eigene Faust, aber sicheren Schrittes erkunden möchte, der folgt der „8“ auf rotem Grund: Der Steinhauerpfad, einer der 24 „Bergischen Streifzüge“, schlägt eine etwa 6,2 Kilometer lange Runde durch das Gemeindegebiet und windet sich zwischen den letzten Steinbrüchen der Unternehmen BGS Vitar, Quirrenbach GSL und Otto Schiffarth hindurch. Am Wegesrand gibt es eine Aussichtsterrasse, sie offenbart tiefe, weite Blicke.

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Stefan Blumberg hat selbst 30 Jahre lang als Betriebsleiter in einem der Lindlarer Steinbrüche gearbeitet. Heute führt er Gruppen über den Steinhauerpfad. 

Immer wieder hält Stefan Blumberg inne, erzählt Geschichten aus der Geschichte. „Das hier, das ist mein Ur-Ur-Großvater Wilhelm“, sagt der Lindlarer plötzlich an einer der acht Stationen am Rand des Pfades und tippt auf ein Foto in Schwarz-Weiß. Bis ins Jahr 1510 reicht Blumbergs Stammbaum. „Und seit 1640 hat mindestens ein Mann in der Familie in einem der Steinbrüche geschuftet.“ Blumbergs Tour und der Steinhauerpfad beginnen bequem-gemütlich auf Lindlars Marktplatz, da plätschert der Steenkühler-Brunnen.

Schäden durch Hochwasser

Durch die Überschwemmungen Mitte Juli sind zahlreiche Wege und Brücken im Bergischen Wanderland beschädigt worden. Die Betreiber von „das Bergische Wanderland" erfassen die Schäden und haben alle bekannten Beschädigungen in ihrer App oder auf der Webseite zusammengefasst. Eine Übersichtskarte ist dort ebenfalls zu finden. Laut dieser Karte ist in unserer Aufzählung nur der Höhlenweg auf einer kleinen Strecke betroffen, die umgangen werden kann (siehe unten).

Hier geht es zur Webseite mit Karte und weiteren Informationen.

Das Wasserspiel von 2002 erinnert an das harte Leben der Steinhauer und ihrer Familien: Während die Männer von Sonnenaufgang bis in den späten Abend die Hämmer schwingen, sind die Frauen allein gelassen mit den Kindern. Kaum ein Mann wird damals 40 Jahre alt: Beim Spalten der Steine entsteht ein Staub, der sich auf die Lunge legt und das Atmen zunehmend schwerer macht. „Um besser Luft zu bekommen, lagen die Männer des Nachts dicht an den kleinen Fenstern der Häuser. Und war am nächsten Morgen einer nicht mehr da, dann war er eben weg vom Fenster“, erklärt Stefan Blumberg unterwegs eine Redensart. Am 7. Januar 1706 hat sich in Lindlar die Reinoldus-Gilde gegründet, um den Witwen der Steinhauer und deren Kindern ein Auskommen zu bieten. Seit mehr als 30 Jahren ist Blumberg Vorsitzender der Gilde, die heute noch rund 100 Mitglieder zählt in der bergischen Gemeinde mit zurzeit mehr als 21.400 Einwohnern.

Steinbrüche mit jahrhundertealter Geschichte

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Rund 400 Millionen Jahre alt ist die Grauwacke, die in Lindlar gebrochen wird. Der Blick in den Steinbruch ist spektakulär. 

Entstanden ist die Grauwacke im Devonischen Zeitalter, als das Bergische Land die Küste eines tropischen Meeres säumt. Wie lange in Lindlar schon Grauwacke gebrochen wird, das wisse niemand genau, sagt der Wanderführer. Offizielle Quellen sprechen von vier Jahrhunderten. Blumberg aber glaubt, dass es Steinbrüche vielleicht schon seit tausend Jahren gibt – so blickt er etwa auf die katholische Kirche St. Severin: „Deren Turm wurde 1152 eingeweiht, er ist das älteste Gebäude Lindlars.“

Wer daran vorbeiläuft und dem 2012 erneuerten Steinhauerpfad folgt, der stößt an der Eichenhofstraße und dort am Gebäude der Kölner Kreissparkasse auf ein weiteres Wahrzeichen: den Lenkeler Bessemsbenger aus dunklem Holz. Blumberg: „Im Winter konnten die Steinhauer nicht arbeiten, also hielten sie ihre Familien mit dem Binden von Besen über Wasser.“ Die Frauen bringen diese Besen auf beschwerlichen Wegen nach Köln, um sie in der Domstadt zu verkaufen. „Dafür waren sie zwei Tage unterwegs“, sagt Blumberg. „Unser Bahnhof, im Dezember 1912 eröffnet, kam viel zu spät.“ Heute beherbergt der Bahnhof eine Spedition. Davor biegt der Steinhauerpfad ab ins Grüne, führt schmal an Gartenzäunen vorbei. Gestresste Ausflüglerfüße finden auf weichem Grund endlich Erholung.

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Das Gelände darf aber nur bei Führungen betreten werden, denn sonst besteht dort Lebensgefahr. 

Und Stefan Blumberg wäre nicht Stefan Blumberg, wenn er nicht auch da eine Geschichte zu erzählen wüsste: „Hier war einst die Bremsbahn: Die Grauwacke wurde oben am Steinbruch auf Wagen gepackt und dann bergab transportiert, um am Bahnhof auf Waggons verladen zu werden“, schildert der Fachmann, der 30 Jahre als Betriebsleiter bei Quirrenbach beschäftigt gewesen ist. „Und waren die Bremser gut gelaunt, durften wir als Kinder in den Steinwagen hinauffahren – und manchmal auch wieder runter.“ Blumbergs Traum ist es, eine der Hütten auf dem Brungerst wieder aufzubauen, in denen die Arbeiter Unterschlupf gefunden haben. „So möchte ich zeigen, wie deren beschwerlicher Alltag ausgesehen hat.“ Jede Familie hat damals ihren eigenen kleinen Steinbruch, Pingen werden diese genannt. Wer Blumbergs Fingers folgt und den Blick ins Grüne streifen lässt, der sieht – erst mal nichts. Bisweilen muss man genau hinschauen, um jene Gruben im Wald auszumachen.

Eine der Stationen entlang des Steinhauerpfads befindet sich an den Resten eines solchen Arbeiterhauses, in denen einst die Kipper ihrem Tagewerk nachgegangen sind und Schmiede die Funken fliegen lassen. Und dort grüßt eben auch Stefan Blumbergs Ur-Ur-Großvater aus der längst vergangenen Zeit.

Infos zum Tipp

Der Steinhauerpfad: Wer den 6,2 Kilometer langen Steinhauerpfad, den „Bergischen Streifzug 8“, ohne eine Führung erwandern möchte, der startet auf dem Lindlar Marktplatz (Navi: Dr.-Meinerzhagen-Straße 10, 51789 Lindlar). Mit dem ÖPNV ist der Startpunkt zu erreichen mit der Buslinie SB 40, Haltestelle „Lindlar Busbahnhof“. Eine Wanderung auf dem sehr gut und leicht begehbaren Rundweg dauert etwa zwei Stunden. Der Pfad ist jedoch nicht barrierefrei oder wenigstens barrierearm. Acht Informationsstationen am Wegesrand schildern das Leben und das Leiden der Steinhauer und führen ein in die Geschichte der Steinbrüche. Geführte Touren vermittelt das Büro von Lindlar-Touristik.

Für Kinder: Für kleine Entdecker gibt es eigene Touren, bei denen sich die Kinder unter Anleitung von Stefan Blumberg als Steinhauer betätigen auf die Suche nach Fossilien gehen.

Lindlar-Touristik, Am Marktplatz 1, 51789 Lindlar, Tel. 02266 96-425 oder 96-407

Öffnungszeiten (bis 31. Oktober): Montag bis Freitag von 8.30 bis 12.30 Uhr sowie Montag bis Donnerstag von 13.30 bis 16 Uhr, Sonntag von 10 bis 13 Uhr; ab 1. November: Montag bis Freitag von 8.30 bis 12.30 Uhr sowie Montag und Mittwoch von 13.30 bis 16 Uhr. Die Preise für Gruppenführungen variieren. www.lindlar-touristik.de

Einkehr: Restaurant „Altes Amtshaus“ (Hauptstraße 12, mit Biergarten), Restaurant/Pizzeria Roma (Kölner Straße 2) oder Restaurant Lindenhof (griechisch, Hauptstraße 11).

Das könnte Sie auch interessieren:

Orte der Erde und des Gesteins in NRW

1. Steinbruch Talbecke

Im Steinbruch Talbecke bei Gummersbach (Oberbergischer Kreis) wird ebenfalls Grauwacke zum Beispiel für den Straßenbau oder den Bau von Eisenbahnstrecken abgebaut. Der Betreiber, die Westdeutsche Grauwacke-Union, hat im Mai 2010 auf einer Höhe von 380 Metern eine Aussichtsplattform errichtet, die von der Ortschaft Dahl in der Gemeinde Marienheide aus in etwa 30 Minuten zu erreichen ist. Bei Dahl befindet sich an der Talbeckestraße, gegenüber dem Abzweig nach Dahl und Müllenbach, ein Wanderparkplatz.

2. Museum Haus Dahl

Ganz in der Nähe des Steinbruchs Talbecke lädt das Museum Haus Dahl (Dahl 3, 51709 Marienheide, Tel. 02261 28771) zu Zeitreisen in das ländliche Leben und in die Landwirtschaft an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert ein. Dieses Bauernhaus mit Backes und Bauerngarten gehört zum Museum auf Schloss Homburg in der Gemeinde Nümbrecht. www.museum-haus-dahl.de

3. Dicke Steine in Nümbrecht

Unterhalb im Wald von Schloss Homburg (Schloss Homburg, 51588 Nümbrecht) zu finden sind die Dicken Steine: Das sind Quarzit-Härtlinge aus der Zeit des Devon. Ihr Alter wird auf rund 350 Millionen Jahre geschätzt. Auch dieses Naturdenkmal liegt am Rand von Rundstrecken. Am Roten Haus unterhalb des Schlosses führt ein Weg hinunter in den Wald.

4. Wiehler Tropfsteinhöhle

Unter die Erde geht es derweil in der Wiehler Tropfsteinhöhle (Pfaffenberg 1, 51674 Wiehl, Tel. 02262 7920). Auf einer Strecke von gut 400 Metern und nur bei Führungen tauchen Besucher ebenso tief ein in die Welt der Stalagmiten und Stalaktiten wie in das Zeitalter des Devon. www.waldhotel-wiehl.de

5. Bergischer Streifzug 14, der Höhlenweg

Am Bahnhof von Ründeroth (Bahnhofstraße, 51766 Engelskirchen) startet der neue Bergische Streifzug 14, der Höhlenweg. Auf einer Rundstrecke von 8,4 Kilometern und auf zehn Informationstafeln geht es dort um die Geschichte der jüngst entdeckten Riesenhöhle, des „Windloch am Mühlenberg“. Die Wanderung dauert etwa drei Stunden. Unterwegs kann die Aggertalhöhle (Im Krümmel 39, 51766 Engelskirchen, Tel. 02263 70702) bei einer Führung besichtigt werden. www.aggertalhoehle.de

Hinweis: Informationen vonseiten Aggertalhöhlen-Betreiber besagen, dass der Höhlenweg wieder fast vollständig begehbar sei. Nur ein kleines Wegstück an der Agger, das man aber durch Ründeroth umgehen könnte, sei noch beschädigt. Eine Umleitung ist vor Ort markiert. Ein Tipp: Die Wanderung kann auch auf dem Parkplatz an der Aggertalhöhle gestartet werden. An der Höhlenkasse kann man Auskunft zur Streckenführung bekommen, Flyer gibt es an gleicher Stelle auch.

6. Zeittunnel in Wülfrath

Mit der Geschichte der Erde beschäftigt sich in Wülfrath (Kreis Mettmann) zudem der Zeittunnel (Hammerstein 5, 42489 Wülfrath, Tel. 02058 894644). Hier spazieren die Ausflügler zu Fuß durch die Erdzeitalter und besuchen zum Beispiel die Dinosaurier. Der Gang ist Teil eines früheren Kalksteinbruchs. Die Mitarbeiter des Zeittunnels vermitteln zudem Besichtigungen des Steinbruchs von Rheinkalk in Wülfrath-Flandersbach. An der Alten Ratinger Landstraße offenbart ein Aussichtpunkt dagegen Einblicke in den nicht zugänglichen Steinbruch Prangenhaus. www.zeittunnel.com

7. Kalkofenweg bei Aachen

Der Geschichte der Kalkverarbeitung folgt in Aachen der fast sieben Kilometer lange Kalkofenweg zwischen den Ortschaften Walheim und Hahn. Er führt vom Parkplatz an der Ende der Schleidener Straße in Walheim zunächst über ein Freizeitgelände, dann hinein in Naturschutzgebiet. Unterwegs zu sehen sind alte Brennöfen.

8. Westkalk in Warstein

Einblicke in den Abbau von Kalkstein, in die Aufbereitung und die Verwendung gibt es bei Führungen über das Gelände von Westkalk im sauerländischen Warstein (Rangetriftweg 106, 59581 Warstein, Tel. 02902 978500). www.westkalk.de

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Wir wünschen einen schönen Sommer!