Saisonale Gerichte und eine aufmerksame Gastgeberin. Julia Floß erklärt, warum das Restaurant Fink in Nippes zu ihren Lieblingsorten gehört.
Julia Floß' LieblingsortNicht hip, aber herzlich – das Restaurant Fink in Nippes
Unter den Stadtteilen ist Nippes die liebenswürdige Tante, bei der es in der Küche immer so ein bisschen nach Reformhaus riecht, die auch bei 12 Grad und Nieselregen Sandalen trägt, die aber immer ein offenes Ohr hat und mit Rat und Tat zur Seite steht. Nicht hip, aber herzlich.
Das Restaurant Fink vereint für mich alle guten Eigenschaften von Nippes. Seit über einem Jahrzehnt betreibt Carola Stursberg das charmante, kleine Lokal. In den Sommermonaten sitzt man reichlich pittoresk um die Straßenecke herum und fühlt sich, zumindest als Nicht-Anwohnerin, als hätte man einen entzückenden Geheimtipp entdeckt: ein urbanes Kleinod. In Nippes selbst ist der Fink längst bekannt und sehr beliebt.
Saisonale Gerichte und kleine Karte
Die Karte ist wunderbar überschaubar: zwei Vorspeisen, fünf Hauptgänge, Salat und zwei Nachspeisen. Der ganz große Vorteil an kleinen Karten: Es wird frisch gekocht. Ich bin bei großen Menükarten immer skeptisch, weil die Küche das alles ja in irgendeiner Weise vorbereitet und da haben muss. Und dann frage ich mich bei 20 (oder mehr) verschiedenen Hauptgängen schon, wie viele Köche denn da eigentlich stehen, was alles selbst gemacht wird und in welcher Frequenz diese Zutaten durchlaufen.
Im Fink wird wöchentlich die Karte gewechselt und großer Wert auf Saisonalität gelegt. Die Kartoffelsuppe mit Bärlauchöl schmeckt herrlich cremig. Die Kartoffel steht im Vordergrund und das aromatische Öl ist ein saisonales i-Tüpfelchen. Der Blumenkohl-Tempura hätte einen Hauch knuspriger sein können und man hätte sich das sehr gute Tahini-Dressing am Spinatsalat als Dip gewünscht. Diese Vorspeise ist inzwischen einer Artischocke mit Zitronen-Aioli gewichen. Das wäre beim nächsten Besuch meine erste Wahl.
Cremige Ziegenkäse-Pasta und solides Risotto
Die Pasta mit Ziegenkäsesauce, zweierlei Spargel, Tomaten und geröstetem Knoblauch entpuppt sich als ziemlich mächtige Angelegenheit. Fans von cremigen Käsesaucen kommen definitiv auf ihren Geschmack. Ich persönlich hätte den Ziegenkäse etwas punktueller eingesetzt und dem Spargel die Bühne gelassen. Inzwischen ebenfalls gewichen ist das Bärlauchrisotto mit Zander. Ein völlig solider, guter Hauptgang, der auch noch für das nächste Mittagessen ausreichte. Das Risotto hätte noch zwei Minuten länger köcheln können, aber dafür wurde der Bärlauch perfekt dosiert: herrlich aromatisch, aber nicht den kross gebratenen Fisch übertünchend.
Carola Stursberg ist eine aufmerksame und empathische Gastgeberin. Sie ist das Herz des Restaurants Fink. In Kennerkreisen wird übrigens, neben dem hausgebackenen Kuchen, der Sonntagsbesuch empfohlen. Wie es sich für die Nippeser Lieblingstante gehört, wird Sonntagsbraten serviert. Also unbedingt reservieren und sich überraschen lassen.
Fink Restaurant, Siebachstr. 50, 50733 Köln, Telefon: 0221/78949989, Geöffnet: Mi-So: 17-23 Uhr, Küchenzeiten: Mi-So: 17.30-22 Uhr www.fink-nippes.de
Julias Auswahl
- Blumenkohl-Tempura mit Spinatsalat und Tahini-Dressing // 8 Euro
- Kartoffelcremesuppe mit Bärlauchöl // 7 Euro
- Pasta mit Ziegenkäsesauce, zweierlei Spargel, Tomaten und geröstetem Knoblauch // 15 Euro
- Bärlauchrisotto mit gebratenem Zander // 17 Euro