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Henns Geschmackssache„Zabala Wines Vinoteca“ – gemütliches Weinlokal vor den Toren Kölns

Lesezeit 3 Minuten
Die Inhaber der Weinbar. Bolivar Zabala Martinez und seine Frau Nicole

Die Inhaber der Weinbar. Bolivar Zabala Martinez und seine Frau Nicole, sind herzliche Gastgeber.

Die „Zabala Wines Vinoteca“ in Frechen bietet internationale Küche mit einem Touch Ecuador. Wie es Gastrokritiker Carsten Henn dort gefallen hat.

„Die Pasta bleibt hier!“, ruft Nicole Zabala, und streckt lachend den Kopf aus der Küche, während ihr Mann Bolivar Zabala Martinez – übrigens ein studierter Tiermediziner, der auch als Weinfachberater für das Deutsche Weininstitut arbeitete – einen dampfenden Teller Richtung meines Tisches bugsiert. „Die gebe ich nicht wieder her!“, rufe ich zurück, denn ich kann den verlockenden Duft des Gerichts schon erschnuppern.

Es ist eine klassische Kombi: Fussiloni mit Fenchel-Salsiccia, ein paar Tomatenstücken und Stracciatella di Burrata. Viel falsch machen kann man da nicht, aber eben einiges richtig. Die Pasta hat Biss, die Burrata ist schön cremig und schmilzt schon ein wenig, an Salsiccia wurde nicht gespart – mit dem Pfeffer war man allerdings sehr großzügig.

Muckeliges Eckrestaurant mit vielen Aktionstagen

Insgesamt fünf Vorspeisen, fünf Hauptgänge, und ein 3-Gang-Enten-Menü finden sich aktuell auf der großen Schiefertafel, die als Speisekarte fungiert. Auf zwei anderen stehen die Weine aus Deutschland, Italien, Spanien, Frankreich, und sogar Südamerika. Viele sind es allerdings nicht, vor allem wenn man bedenkt, dass dieses Restaurant sich den Namen Vinoteca gegeben hat. Dafür kennt Bolivar Zabala Martinez sie alle gut und weiß, etwas dazu zu erzählen. Eine große Weinkarte hätte mich allerdings auch sehr überrascht in diesem kleinen, muckeligen Eckrestaurant. Es ist ein Zwei-Personen-Betrieb. An Elan hat man seit der Eröffnung 2012 nichts eingebüßt, regelmäßig gibt es Aktionen wie Trüffel-Menü, Pasta-Treff, Wein-Fest oder ein Latin-Streetfood-Festival. Den Küchenstil bezeichnet man als international mit mediterranem Schwerpunkt und einem Touch Ecuador.

Lange Tische und Weinregale im Innenraum der Vinoteca

Muckeliges Eckrestaurant in Frechen.

Aber zurück zum Essen. Auf dünnen Auberginenscheiben mit Grillstreifen findet sich eine Burratina, den Rand zieren einige Balsamico-Creme-Streifen, ein paar Sprossen gibt es auch. Eine solide Vorspeise. Preislich ist man durchaus ambitioniert, 36,50 Euro kostet der teuerste Fischgang: Lachsfilet und Seeteufelbäckchen auf Kürbisrisotto - auch dieses Gericht besitzt eine prononcierte Schärfe. Das Risotto ist schlotzig, mit schönem Biss und feiner Kürbisnote, die Fischstücke sind leider beide zu weit gegart. Steinpilzraviolo in Trüffelcreme geraten solide und sind großzügig mit Trüffeln bedeckt – allerdings schmeckt das Gericht, als sei es mit profanem Trüffelöl abgeschmeckt, was nicht nötig gewesen wäre.

Als ich nach einem Nachtisch frage, antwortet Bolivar Zabala Martinez „Mokka-Panna-Cotta oder Selbstmord“. Ich frage nach, ob ich mich verhört habe, und erfahre, dass Selbstmord für einen Schokoladenkuchen mit flüssigem Kern steht. Der Patron informiert uns, dass die Schokolade 82 Prozent Kakaoanteil habe und aus der Nähe des Amazonas stamme. Häufig gerät dieser moderne Klassiker zu süß und geschmacklich öde – beides ist hier nicht der Fall. Die Schokonote ist wunderbar tiefgründig, die Konsistenz fluffig und der Kern im richtigen Maße flüssig.

Ein Teller mit Nudeln

Hübsche Teller, die ein bisschen wärmer sein könnten.

Gäste fühlen sich hier wohl

Was bei allen Gerichten auffällt: Die Portionen sind groß, und serviert wird auf hübschen Tellern – die aber leider nicht immer so warm sind, wie sie sein sollten. Musikalisch untermalt wird ein Abend hier mit Jazzmusik und so herzlich wie eintretende Besucher begrüßt werden, scheinen fast alle Stammgäste zu sein. Dass es viele davon gibt, belegt auch die – Überraschung – Toilette. Sie ist nämlich voller Graffitis. Sogar an der hohen Decke. „Take a walk on the wine side“, „Immer wieder lecker“, „Die besten Gastgeber auf der ganzen Welt!“, oder „Wie nach Hause kommen …“. Okay, es stehen auch Dinge an den Wänden, die ich hier nicht zitieren will, aber dieses riesige Gästebuch dokumentiert eindrucksvoll, wie wohl sich viele Gäste hier fühlen. Trotz einiger kleinerer Patzer kann ich das voll verstehen.

Fazit: Nettes, kleines Restaurant mit sympathischen Gastgebern und ein paar schönen Weinen | Bewertung: 3 von 6 Sternen

Zabala Wines Vinoteca, Dr.-Tusch-Straße 22-24, 50226 Frechen Tel.: 02234 – 68 00 516; Mi-Sa 12-14 & 18-22 Uhr www.zabala-wines.de

Henns Auswahl:

Burratina auf gegrilltem Gemüse

Burratina auf gegrilltem Gemüse

  1. Burratina auf gegrilltem Gemüse 18,50 Euro
  2. Fussiloni mit Fenchelsalsiccia & Stracciatella di Burrata 22,50 Euro
  3. Lachsfilet und Seeteufelbäckchen auf Kürbisrisotto 36,50 Euro
  4. Steinpilzravioli in Trüffelcreme 20,50 Euro