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Henns Restaurantkritik„Le Petit Chef“ – so schmeckt's beim kleinsten Koch der Welt

Lesezeit 3 Minuten
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Beim Dinner-Event „Le Petit Chef“ wird ein Fünf-Gang-Menü mit einer 3D-Projektion verknüpft. 

Köln – Der Raum wird abgedunkelt, die an der Decke hängenden Beamer gehen an und bescheinen jeden Tisch exakt bis zu den Kanten. Eine Stimme mit französischem Akzent dringt aus den Lautsprechern und fordert dazu auf, alles vom Tisch zu nehmen, denn dieser ist die quasi die Leinwand für das was jetzt gezeigt wird. Der Kniff dabei: genau an der Stelle, an der später Teller mit Speisen eingesetzt werden, erscheint auch bei der Projektion ein weißer Teller. Der Tisch – bis auf den vermeintlichen Teller – wird zu einem Garten, ein Maulwurf klaut Radieschen. Diesem rückt ein kleiner Koch, der titelgebende „Le Petit Chef“ zu Leibe, mit Wasser, mit Dynamit. Parallel füllt er den Teller mit Zutaten.

Als das Gericht fertig ist, verschwinden Koch und Maulwurf, der Garten bleibt, und auf die Stelle mit dem Teller wird ein echter Teller mit echter Speise gesetzt. Sie sieht nur halbwegs so aus, wie das was der kleine Koch fabriziert hat. Alle Gänge des Menüs sind konzeptionell „Everybody’s Darling“, so auch diese Vorspeise mit Büffelmozzarella und Ochsenherztomate. Allerdings ist die Tomate viel zu hell und mehlig, die kleine Mozzarella-Kugel geschmacklos und das Ganze eine ausgesprochen fade Angelegenheit.

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Projektion auf dem Tisch, Essen auf dem Teller. 

Nette Show, insbesondere für Kinder

Zweite Szene: Der Tisch verwandelt sich in ein Meer, der kleine Koch erscheint als Taucher – und angelt mit Dynamit. Später ein Kampf mit einem Kraken. Wieder füllt sich währenddessen der Teller, wieder sieht das was später kommt, kaum so aus. Enttäuschender ist aber, wie dünn die Bouillabaisse schmeckt, zudem gibt es viel zu wenig Einlage. Ich sag“s mal so: Mit Kraken kämpfen kann er, der kleine Koch. Kochen eher nicht.

So geht es Gang für Gang weiter. Der kleine Koch reitet auf einem Hummer, oder kämpft gegen eine Fliege. Die Kinder am Nebentisch sind über die rund drei Minuten langen Filmchen verzückt („Mama Seeungeheuer!“, „Mama jetzt kommt Schnee!“). Aber das Essen?

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Das Essen ist eine Enttäuschung

Eine Enttäuschung reiht sich an die nächste. Die Hollandaise zur Riesengarnele gerät schwerfällig, das Roastbeef ist zu sehr durch, das Dessert – geeiste Schokoladenkugel mit Himbeere – zu süß. Und nur bei letzterem gehen Geschichte und Teller wirklich eine Einheit ein, weil die schokoladigen Fußspuren des kleinen Kochs sich auch auf dem echten Teller finden. Highly instagrammable!

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Geeiste Schokoladenkugel mit Himbeere mit Schoko-Fußspuren vom kleinen Koch. 

Dieses straff durchgetaktete Küchenspektakel gibt es aktuell in vielen deutschen Städten, überall mit den gleichen Speisen. Das Servicepersonal des Hyatt Regency schafft es alles freundlich über die Bühne zu bringen. Gewählt werden muss ein 5-Gang-Menü, das in der normalen Version mit 99 € zu Buche schlägt. Für Kinder ist man mit 49 € dabei, die Speisen sind etwas einfacher. Mit Spitzenküche hat das Ganze trotz der stattlichen Preise allerdings rein gar nichts zu tun.

Fazit: Nette Filmchen, schwaches Essen. Für Kinder trotzdem ein Spaß – aber ein teurer.Bewertung: Zwei von sechs Sternen

Probiertes:

Le Petit Chef Classic // 99 € (5 Gang)

Le Petit Chef Vegetarisch // 99 € (5 Gang)

Le Grand Chef //149 € (5 Gang)

Junior Chef (bis 12 Jahre) // 49 € (5 Gang)

lepetitchef.de/de/köln

Hyatt Regency Köln Kennedy-Ufer 2A, 50679 Köln, Telefon: 0221-82811760Mi-Do abends eine Show, Fr-So abends zwei Shows